Er wollte seine Ex-Freundin töten, damit er „von ihr los kommt“. Nun steht der 20-Jährige vor dem Würzburger Landgericht. Die Frau ist jetzt auf den Rollstuhl angewiesen.
Zehn Seiten lang ist das Geständnis, das der Hauptangeklagte im Prozess um den versuchten Mord an einer 22-Jährigen in Wiesentheid (Lkr. Kitzingen) abgelegt hat. Sein mitangeklagter 19-jähriger Kumpel, den er schwer belastet, schweigt.
Der Schwurgerichtssaal des Strafjustizzentrums Würzburg ist voll um 8.30 Uhr. Vorne sitzen die beiden Angeklagten, vier Verteidiger, ein Nebenklägervertreter, ein Staatsanwalt, drei Gutachter, eine Protokollführerin, ein Vertreter der Jugendgerichtshilfe, vier Polizisten. Im Zuschauerraum die Pressevertreter mit Kameras und das Publikum. Alle warten aufs Gericht. Aber die Große Jugendkammer kommt erst um 10.10 Uhr. „Aus Gründen, die hier nicht zu erörtern sind, war das Gericht nicht vollständig“, sagt der Vorsitzende Richter Michael Schaller und entschuldigt sich. Am Rande des Prozesses wird bekannt, dass einer der Berufsrichter für seine Kollegen nicht auffindbar war.
Die Verzögerung setzt den Angeklagten zu, beide sind blass und nervös. Der 20-Jährige, der am 4. Januar in Wiesentheid versucht haben soll, seine Ex-Freundin zu ermorden, holt tief Luft, bevor er seine Tat gesteht.
Er habe die Frau für die „Liebe seines Lebens“ gehalten und von Heirat geträumt, sagt er leise. Dass die 22-Jährige ihn nach vier Monaten verlassen hat, habe ihn aus der Bahn geworfen, er sei von daheim abgehauen, habe auf der Straße gelebt und seine Lehrstelle verloren. Am Ende landete er in einer Notunterkunft in Kitzingen, gab der Frau die Schuld an seinem Elend – und hatte schon bald „Fantasien ihr etwas anzutun“. Das habe er auch im Bekanntenkreis erzählt, sagt er. Kurz vor Weihnachten kaufte der Mann eine Schreckschusspistole und ein Messer. Die Pistole, so sagt er, habe er an Silvester benutzen wollen, das Messer habe er erstanden, weil seine Freunde auch Messer hatten. „Das war so ein Gruppending.“
Dann macht der 20-Jährige Erinnerungslücken geltend. Er wisse nicht mehr viel von der Zeit kurz vor und nach seinem Verbrechen, sagt er. Dass er zwei Kumpels gefragt habe, ob sie ihm helfen würden, die Frau zu töten, sei „aber möglich“.
Am 4. Januar, habe er getrunken, eine Kräutermischung geraucht – und sich „innerlich leer und tot“ gefühlt. Dem mitangeklagten 19-Jährigen habe er erzählt, dass er einen Anruf der Ex-Freundin verpasst habe, jetzt nach Wiesentheid fahren und die Frau umbringen werde. „Er war ein bisschen aufgeregt und hat gesagt, dass er gern dabei wäre.“
Unter Vorwand in Park gelockt
Während der Busfahrt bestellten die Männer die 22-Jährige unter einem Vorwand über das Handy des Mitangeklagten zum Marienplatz. Sie hätten das Mobiltelefon des Kumpels nehmen müssen, sagt der Hauptangeklagte. „Ich glaube, sie hatte meine Nummer blockiert.“