Versprechen gebrochen

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Sabine Herteux war kurz davor, abzubrechen.
Sabine Herteux war kurz davor, abzubrechen.

Viel hat nicht mehr gefehlt. Alles hing an einem seidenen Faden. Das Handy lag schon vor mir. War startklar. Schaute mich fordernd an, provozierte mich. Lange hielt ich es in den Händen, den Einschaltknopf mit zwei Fingern fest umklammert. Ich wusste: Heute ist es so weit.

Heute kommen mein Handy und ich wieder zusammen, sind wir wieder eins wie in guten, alten Zeiten. Nur noch kurz die Kollegen einweihen, dachte ich, bevor ich das große Fastengelübde breche. Also packte ich es in meine Handtasche - mit dem festen Versprechen, diesen schrecklichen Fastenspuk gleich zu beenden - fuhr los, voller Vorfreude auf diesen wunderbaren Tag. Mein Entschluss stand fest. Nichts konnte mich mehr aufhalten. Mir reichte es.

Kaum in der Redaktion angekommen, verkündete ich lauthals mein Vorhaben: "Leute, ich hör' auf! Ich will mein Handy zurück!" Doch die frohe Botschaft kam nicht wirklich gut an. Und Verständnis sieht auch anders aus. "Das kannst du doch nicht machen", meinte eine Kollegin. "Uns geht es doch auch nicht besser", rief mir eine andere zu. "Es sind doch nur noch ein paar Tage", versuchte mich schließlich mein Chef zu ermutigen. Tolle Kollegen, dachte ich, jetzt wollen sie dir auch noch ein schlechtes Gewissen einreden.

Ob das gut geht geht...

Und wer hätte es gedacht, sie haben es auch tatsächlich geschafft, ließen mir gar keine andere Wahl. Aus reiner Kollegialität ziehe ich diese doofe Fasterei jetzt also weiter durch. Leicht wird das aber nicht. Denn während ich diese Zeilen schreibe, liegt das Handy immer noch in meiner Handtasche. Wartet immer noch darauf, dass ich es einschalte. Stattdessen fahre ich es wieder brav nach Hause, lege es wieder traurig zurück in die Schublade.

Mein Fastenversprechen habe ich hiermit zwar nicht gebrochen, dafür aber mein Handy eiskalt belogen. Ob es mir das verzeiht oder zur Strafe an Ostersonntag nicht angeht? Wir werden sehen.



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