Mit 33 Prozent ist die ÜZ an einem Wasserkraftwerk an der Saale bei Halle beteiligt. Das Besondere: Kaum ein Fisch soll bei der Stromerzeugung noch zu Schaden kommen.
Erneuerbare Energien beschäftigen die Unterfränkische Überlandzentrale (ÜZ) schon seit vielen Jahren. Bei der Windkraft und bei der Fotovoltaik hat das Unternehmen eine Vorreiterrolle übernommen. Was den Lülsfeldern im Portfolio der Erneuerbaren noch fehlt, ist die Wasserkraft.
Schwierige Suche nach Standort
Bereits 2010 mahnte der damalige Vorstandsvorsitzende Robert Wächter an, auch in diesen Bereich einzusteigen. Geschäftsführender Vorstand Gerd Bock sah das ebenfalls so. Was folgte, waren Prüfungen an verschiedenen Flüssen wie Amper in Südbayern, Eger im Fichtelgebirge, Oder und natürlich Main. In Erwägung gezogen hat die ÜZ sogar Kleinwasserkraft an der Schwarzach.
Doch überall gab es Haken. „Entweder waren die Preisvorstellungen der Anbieter überzogen oder die Rahmenbedingungen für einen wirtschaftlichen Betrieb waren schlecht“, berichtet Robert Ruppenstein, Bereichsleiter Markt, Vertrieb und Sonderkunden bei der ÜZ.
ÜZ übernimmt zu 100 Prozent Stromvermarktung
2015 hatten die aufwändigen Bemühungen dann doch noch Erfolg. Über die Firma Dive in Amorbach, die Wasserkraftturbinen herstellt, entstand Kontakt zu den Familien Kehl und Blaszczak, die schon seit längerem den Bau eines Wasserkraftwerks an der Saale bei Öblitz nahe Halle im Auge hatten. Was dem Projekt fehlte, war ein Unternehmen, das die Vermarktung des erzeugten Stroms übernahm. Und genau darauf verständigten sich alle Beteiligten im Jahr 2015 mit der ÜZ. Der Lülsfelder Versorger wurde mit seiner Tochter Natur Holding GmbH & Co KG zweitgrößter Gesellschafter mit einem Anteil von 33 Prozent und der Berechtigung, 100 Prozent des Stroms zu vermarkten. Größter Teilhaber der Gesellschaft ist Andreas Kehl mit 47 Prozent. Die größten Anteilseigner stellen denn auch mit Andreas Kehl und Robert Ruppenstein (ÜZ) die Geschäftsführer.
Im August 2015 war dann Baubeginn für ein richtungsweisendes Projekt, das acht Millionen Euro kostet und im September ans Netz gehen soll. Richtungsweisend insofern, als bei diesem Wasserkraftwerk der Fischbestand der Saale weitestgehend geschützt werden wird. Bisher hatten Fische, die Wasserkraftwerke gerieten, kaum eine Überlebenschance.
Das soll nun anders werden. Damit ist einem Hauptargument gegen die Wasserkraft der Wind aus den Segeln genommen, das Fischerei- und Umweltverbände immer wieder gegen die Wasserkraft ins Feld führen.
Bypass für Fische
Kernstück der Schutzanlage ist ein Rechenfeld mit einem Gitterabstand von nur zehn Millimetern. Das Saale-Wasser strömt mit einem Winkel von 45 Grad gegen das fast 30 Meter lange und 3,73 Meter hohe Rechenfeld. Hier werden so gut wie alle Fische wie in einem Bypass ums Kraftwerk geleitet und landen gut zwei Meter tiefer wieder in der Saale.