Tausende Fernfahrer aus ganz Deutschland kamen am Wochenende nach Geiselwind und präsentierten stolz ihre 40-Tonner. Ein "Familientreffen" der besonderen Art.
Ausschlafen? Keine Zeit. Auch nach zwei Tagen Festival-Betrieb – inklusive Mia-Julia-Party und Country-Nacht – waren am Sonntagmorgen die ersten Brummi-Fahrer schon früh auf den Beinen. Kurzes Frühstück, dann polierten sie die Frontklappen, Kühlergrills und Auspuffrohre ihrer Lkw und besserten letzte Kratzer mit Lack und Pinsel aus. Das Führerhaus wurde noch mal durchgesaugt. Wenn tausende Besucher aufs Trucker- und Country-Festival strömen, muss schließlich alles glänzen.
Ein Autohof, 800 Trucks
Das Wochenende in Geiselwind (Lkr. Kitzingen) ist wie ein "Familientreffen": Was als kleines Fernfahrer-Fest in den 80er-Jahren begann, entwickelte sich über die Jahre zu Deutschlands größtem Trucker-Festival. Für Veranstalterin Ruth Strohofer fühlt sich das jedes mal an wie die "fünfte Jahreszeit".
Rund 30 000 bis 40 000 Besucher seien es in diesem Jahr gewesen, schätzt sie. Über 800 Lkw mussten – Tür an Tür – auf dem rund 50 Hektar großen Autohof-Gelände Platz finden. "Das war wieder eine logistische Mammut-Aufgabe", erzählt sie. Dazu kamen noch Messe-Stände und Foodtrucks, Bühnenprogramm, Rodeo-Reiten und Konzerte bis spät in die Nacht. Nur für wenige Stunden gingen die Lichter auf dem Autohof aus.
Ein bisschen Chaos gehöre einfach dazu, erzählen Trucker, die schon seit Anfang der 90er jedes Jahr nach Geiselwind kommen. Einer von ihnen ist Henry Grohganz. Der passionierte Fernfahrer ist Vorsitzender des Brummi-Clubs "Fränkische Schweiz". Er und seine Vereinskollegen hatten an diesem Wochenende eine besondere Aufgabe: Sie entschieden mit, wessen Trucks am Montag prämiert wurden.
Den ganzen Tag über waren sie auf den Beinen, nahmen über 100 Lastkraftwagen unter die Lupe. "Da musst du ganz sensibel sein", erklärte Henry Grohganz. "Die Fahrer sind sehr, sehr stolz auf ihre Maschinen." Dabei weiß der Juror genau, worauf er achten muss.
Schon als Kind hat er seinen Vater im Lkw begleitet, mit 18 Jahren zum ersten Mal Blumen aus Holland geholt – mit einem Sieben-Tonner. Er erkennt sofort, wenn ein Lkw aus der Masse heraussticht. Besonders wichtig ist ihm Kreativität. "Viele Fahrzeuge sind einfach von der Stange", sagte er. "Die haben natürlich keine Chance." Es gibt aber auch die anderen, die besonderen. Wie etwa einen Oldtimer-Truck, der schon über 1 000 000 Kilometer auf Autobahnen und Landstraßen zurückgelegt hat. "Solche Dinger haben Charakter."
Mit Schwamm und Pinsel
Für Trucker ist ihr Lkw ein Heiligtum. Viele von ihnen verwirklichen sich in ihren Fahrzeugen. Sie legen ihr Führerhaus mit Parkett aus und bauen im Innenraum unzählige kleine LED-Lämpchen ein. Von außen stechen exklusive Felgen, Hochglanz-Accessoires und aufwendige Airbrush-Lackierungen ins Auge.