Stadtentwicklung: Lieber Mitmachen als Meckern

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Über aufgegebene Geschäfte in der Kitzinger Innenstadt muss gesprochen werden ...
Über aufgegebene Geschäfte in der Kitzinger Innenstadt muss gesprochen werden ...
... wie auch über die Zukunft des Gartenschaugeländes. Fotos: Archiv (lrd/tom)
... wie auch über die Zukunft des Gartenschaugeländes. Fotos:  Archiv (lrd/tom)
 

Ab sofort können und sollen sich die Kitzinger an den Plänen für die Entwicklung ihrer Stadt beteiligen. "Bürger-Dialog" nennt sich eine neue Kooperation zwischen dem Stadtbauamt und der Volkshochschule.

Wer das aktuelle Programmheft der Volkshochschule aufmerksam gelesen hat, ist bestimmt unter der Rubrik "Politik und Wirtschaft" auf die Veranstaltung "Stadtentwicklung im Bürger-Dialog" gestoßen. Dahinter verbirgt sich für die Kitzinger die Möglichkeit, bei vierteljährlichen Gesprächsrunden mit dem Leiter des Stadtbauamtes, Oliver Graumann, über die Arbeit und die Prozesse der Stadtplanung zu diskutieren.


Bürger beim Wandel mitnehmen


Graumann hatte den Wunsch und die Idee, die Bürger viel mehr bei diesem Wandel mitzunehmen, den die Stadt seit dem Abzug der Amerikaner durchmacht, und nahm Kontakt zur Leitung der Volkshochschule auf. Graumann initiierte eine Veranstaltungsreihe, bei der über wichtige Themen informiert und diskutiert werden soll.
Die erste derartige Zusammenkunft ist am Montag, 5. November, ab 19 Uhr im Großen Saal der Alten Synagoge. Die für diesen Tag ursprünglich geplante Bürgerversammlung in der Siedlung ist dem vhs-Termin gewichen. Auch Oberbürgermeister Siegfried Müller (UsW) wollte das so. "Es ist wichtig, dass möglichst viele Bürger Bescheid wissen und jeder die Möglichkeit hat, sich zu beteiligen", sagte Müller bei einem Pressegespräch im Rathaus.
Das sei die Gelegenheit, Ängste und Befürchtungen schon von vorneherein wegzunehmen.

Müller und Graumann betonten beide, bei dem neuartigen Bürger-Dialog sollen die Bürger nicht vor vollendete Tatsachen gestellt, sondern über Vorhaben informiert werden, deren Planung noch nicht entschieden ist. Graumann: "Wir wollen die Bürger künftig viel mehr bei dem Prozess mitnehmen."

Die beiden vhs-Leiter Richard Arndt-Landbeck und Cornelia Rauh werden bei dem Bürger-Dialog dabei sein. Sie haben zusammen mit Oliver Graumann dieses Forum angestoßen. Er wisse, dass Heidelberg, Leipzig und Hamburg derartige Bürgerbeteiligungsprozesse begonnen hätten, sagt Arndt-Landbeck. Kitzingen könnte in Bayern eine Vorreiterrolle darin spielen.

Aus diesen Veranstaltungen heraus hätten sich in den genannten Städten Gruppen von Bürgern gebildet, die regelmäßig kommen und in Workshops, Runden Tischen oder Vereinen mitreden. Arndt-Landbeck erinnerte an die Aufgabe der Volkshochschulen nach dem Zweiten Weltkrieg: die Gesellschaft zu demokratisieren, nicht nur sie weiterzubilden. Das alles solle unbeeinflusst von Parteipolitik geschehen. "Die Bürger sollen ein Stück weit in die Verantwortung genommen werden. Sie sollten nicht kleinräumig denken, sondern die ganze Stadt im Blick haben."


OB erhofft sich bessere Akzeptanz für Entscheidungen


Aus seiner Erfahrung heraus sagte OB Müller, manchmal entstehe in Kitzingen ein falsches Bild in der Öffentlichkeit. Es sei leider schon öfter passiert, dass der Stadtrat etwas beschlossen hatte und sich dann große Kritik daran entzündet hätte. Er erhoffe sich durch den Bürger-Dialog eine bessere Akzeptanz auch für Entscheidungen der Stadt, wenn die Stadtentwicklung als Gemeinschaftsaufgabe betrachtet werde. Müller: "Jeder kann sich darüber Gedanken machen, wie er sich Kitzingen im Hinblick auf Umwelt, Wohnen, Arbeit, Bildung und Kultur vorstellt."

Zwei bis vier solche Veranstaltungen soll es im Jahr geben. Die nächste ist für den 4. Februar 2013 geplant. Das Thema für diesen Abend wird in Folge der Anregungen aus der Gesprächsrunde am 5. November kurzfristig bekannt gegeben.