Gewalt im Fußball: Das kann die Antwort sein

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Schiedsrichter Hans Schuster (Mitte) war sichtlich gerührt von der Geste der U19-Spieler der JFG Maindreieck-Süd (orange Trikots) und des SV Gaukönigshofen.
Foto: Walter Meding

Der Brief des DFB an seine Schiedsrichter in allen Ehren, aber Papier ist geduldig. Was man an der Basis tun kann, zeigen Spieler und Zuschauer in Kleinochsenfurt.

Gegen die inzwischen allgegenwärtige Gewalt auf Fußballplätzen entfalten auch kleine Gesten des Respekts große Wirkung. Wie bei einem Spiel der Fußball-U19-Kreisliga in Kleinochsenfurt. Nach dem Lokalderby zwischen der JFG Maindreieck-Süd und der (SG) SV Gaukönigshofen kam es dort zu einer gemeinsamen Solidaritätsbekundung mit dem Schiedsrichter, die von hoher Fairness zeugt.

Wie es in einer Mitteilung an diese Redaktion heißt, nahmen die Spieler beider Mannschaften nach einem rasanten 1:1 den Schiedsrichter Hans Schuster vom TSV Mainbernheim in ihre Mitte, holten ein paar Zuschauer aus beiden Lagern dazu und dankten ihm – trotz „kniffliger Entscheidungen, die für beide Teams zum Siegtor hätten führen können“. Eine Geste, die dem Geist des offenen Briefes des DFB-Präsidenten vom 30. Oktober an alle 57 000 Schiedsrichter entspricht. Die Kernbotschaft: „Unser gemeinsames Ziel ist es, dass sich die Schiedsrichterinnen und Schiedsrichter wieder sicherer fühlen können. Wir lassen Sie nicht allein!“ Es ist eine Antwort auf die zunehmende Gewalt auf den Plätzen.

Für Helmut Wittiger, Obmann der Schiedsrichtergruppe Kitzingen/Ochsenfurt, der auch Schuster angehört, ist die Botschaft des DFB-Briefes noch nicht bei der großen Masse angekommen. Aber auch er wertet die jüngste Geste in Kleinochsenfurt als beispielhaft. „Das ist sehr ungewöhnlich und kommt selten vor. Der Schiedsrichter bekommt sonst immer nur Kritik ab, entweder von der einen oder von der anderen Seite.“ Insofern hofft er, dass solche Aktionen in nächster Zeit ihre Nachahmer am Platz finden und das oft schwierige Miteinander zwischen Akteuren und Zuschauern einerseits und Schiedsrichtern andererseits verbessern helfen.

Der Vorsitzende der JFG Maindreieck-Süd, Walter Meding, dankte den Beteiligten in Kleinochsenfurt nachher für die „tolle Geste zu einer Zeit, wo einige Unparteiische wegen massiver Beleidigungen und Gewalt-Szenen immer häufiger angegangen werden“. Für Helmut Wittiger gehört der Unparteiische zu den ruhigen, ausgeglichenen Vertretern seiner Zunft. „Er hat sich diese große Geste verdient“, so der Obmann.

Seit 2001 ist Schuster als Schiedsrichter unterwegs, aber so etwas, sagt er auf Nachfrage, habe er „noch nie“ erlebt. Es komme schon mal vor, dass er nach einem Spiel von Zuschauern angesprochen werde, „gut gemacht“, etwas auf diese Art. Aber der Ton sei in den vergangenen Jahren rauer geworden – das spüre auch er hin und wieder bei seinen Auftritten als Unparteiischer.

Erst neulich sei er bei einem Derby im Raum Bamberg im Einsatz gewesen, viele Besucher, die Stimmung gereizt bis aggressiv, keine trennenden Banden zwischen Feld und Zuschauern. „Wenn du da falsch pfeifst, kann es schon mal Ärger geben.“ Schuster aber bleibt nach seinen Worten auch in diesen Situationen ruhig und besonnen. „Da geht viel über Routine“, sagt er. Gerade zu Beginn ihrer Laufbahn aber sei es für die Schiedsrichter schwierig.