Bei einer Podiumsdiskussion im Landratsamt beleuchten Ehrenamtliche und Politiker zum Abschluss der Seniorenwochen, auf welche Probleme Helfer in der Gesellschaft stoßen.
Die Abschlussveranstaltung der Seniorenwochen 2012 begann mit einem Rätsel. Sie stand unter dem Motto "Willst Du froh und glücklich leben, lass (k)ein Ehrenamt Dir geben!" Von wen stammt dieser Vers, Wilhelm Busch oder Joachim Ringelnatz? Wer der Autor ist, kann niemand genau sagen. Wohl aber, dass es ein Gewinn ist, ehrenamtlich tätig zu sein.
Allerdings gibt es einige Probleme: mit der Aufwandsentschädigung und mit den Parkplätzen vor den Krankenhäusern oder Arztpraxen in Würzburg. Das war der Tenor der Diskussionsveranstaltung gestern im Großen Sitzungssaal des Landratsamtes.
Als Schwerpunkt hat sich durch die Seniorenwochen dieses Jahr das Thema "Bürgerschaftliches Engagement" gezogen. "Wo drückt der Schuh?", wurden gestern die Ehrenamtlichen gefragt, von denen ungefähr 80 Personen den Saal füllten. Die Mitarbeiter der Vereine, Verbände und Organisationen im Landkreis Kitzingen diskutierten mit Politikern, mit Hartmut Stiller von der Fachstelle für Bürgerschaftliches Engagement und Seniorenfragen am Landratsamt und mit dem stellvertretenden Landrat Paul Streng (FW). Die beiden Landtagsabgeordneten Dr. Otto Hünnerkopf (CSU) und Volkmar Halbleib (SPD) machten sich etliche Notizen der Wünsche und Anregungen, die im Saal vorgebracht wurden.
Eingeladen auf das Podium war auch der Landtagsabgeordnete Hans-Jürgen Fahn (FW). Er war allerdings entschuldigt.
Die Diskussionsleitung übernahm Jürgen Gläser vom Bayerischen Rundfunk, Studio Würzburg.
Das besagte Gedicht von Busch oder Ringelnatz geht davon aus, dass man ohne Ehrenamt ruhiger und unbeschwert leben kann.
"Eigentlich müssten Sie jetzt alle aufstehen und gehen", eröffnete Jürgen Gläser die Diskussion, nachdem Paul Streng die Strophen vollständig vorgetragen hatte. Doch das machte natürlich keiner, sondern alle hörten sich die Thesen der Politiker an. Otto Hünnerkopf sagte, ohne das Ehrenamt könne die Gesellschaft nicht auskommen. "Der Staat kann das nicht leisten, was die Freiwilligen auf die Beine stellen."
Volkmar Halbleib erzählte, dass er im Alter von 25 Jahren schon ehrenamtlicher Stadtrat von Ochsenfurt war. Daneben füllte er noch weitere ehrenamtliche Posten aus. "Das hat mich persönlich vorangebracht", betonte er. Paul Streng freute sich, dass die Ehrenamtsquote im Landkreis Kitzingen überdurchschnittlich hoch ist.
Waltraud Klapheck aus Volkach brachte mit ihrem Beitrag das Thema Geld ins Gespräch, worüber dann eine Stunde lang gesprochen wurde. Dabei stellten die Veranstaltungsteilnehmer einen Unterschied zwischen Ehrenamtlichen in Wohlfahrtsverbänden und den anderen, etwa in Selbsthilfegruppen organisierten Helfer.
Es kam ein Problem zur Sprache, das viele Leute haben, die etwa bei "Zeit füreinander" oder "Eine Stunde Zeit" engagiert sind. Da sind Menschen darunter, die ihre betagte Nachbarin oder den krebskranken Dorfmitbewohner nach Würzburg in die Uniklinik fahren. "In Würzburg gibt es keine Parkplätze, aber der alte Mann oder die alte Frau können nicht mehr weit laufen", war öfter zu hören.
Also stellen sich alle in ihrer Verzweiflung auf einen Behinderten-Parkplatz und kassieren ein Bußgeld oder sie zahlen bis zu 16 Euro an Parkgebühren, so sie denn einen Stellplatz in der Stadt ergattert haben. "Könnten die Stadt oder der Bezirk oder die Ehrenamtsstelle nicht extra Parkausweise für solche Anlässe ausstellen?", fragten einige Teilnehmer in Richtung des Podiums. Halbleib und Hünnerkopf versprachen, sich darum zu kümmern, dies im Landtag vorzubringen, vielleicht könne eine bayernweite Lösung gefunden werden.
Hartmut Stiller wurde nach einer Stunde etwas ungeduldig.
Er sagte: "Es gibt noch andere Themen außer Geld, zum Beispiel die Anerkennung." Nach einem kurzen Exkurs über den Sinn der Ehrenamtskarte kam das Zeitproblem zur Sprache. Es gibt ältere und junge Ehrenamtliche, aber die Generation der 35- bis 50-Jährigen fehlt, stellten die Anwesenden fest.
Sie seien beruflich so stark eingebunden, dass sie keine Zeit und Möglichkeit für die Ausübung einer ehrenamtlichen Tätigkeit hätten. Außerdem sei das Vereinssystem zu bürokratisch, ein Vorsitzender müsse heutzutage Jurist oder Steuerberater sein.
Karl-Dieter Fuchs, Bürgermeister von Mainstockheim und FFW-Kommandant, sprach den fehlenden Nachwuchs bei der Freiwilligen Feuerwehr an: "Es ist nicht mehr so, dass der Sohn automatisch in die Fußstapfen des Vaters tritt."
Schließlich machten sich alle zusammen Gedanken, wie man aus einem Ehrenamt auch wieder herauskommt. Der Absprung sei schwierig. Eine Dame wies darauf hin, dass man das Wort Ehrenamt in "Ehre" und "Amt" zerlegen müsse, um darauf zu kommen, welchen Wert es habe. "Es ist eine Ehre. Wenn wir, die wir ein Ehrenamt ausüben, das positiv rüberbringen, wird es immer weiter gehen."