Jetzt ist er ganz offiziell ein Schlappmaul. "Bei uns heißt das Kodderschnauze", stellte Wolfgang Kubicki lachend fest.
Der Jurist und FDP-Politiker aus Schleswig-Holstein kam am Rosenmontag nach Kitzingen, um den berühmten Schlappmaul-Orden der Kitzinger Karnevals-Gesellschaft entgegenzunehmen.
Herr Kubicki, stimmt das Zitat der Süddeutschen Zeitung, wonach Sie jüngst eine "gewisse Beißhemmung" entwickelt haben?Wolfgang Kubicki: Ja. Ich bin zwar nicht unbedingt milder geworden, aber subtiler, feinsinniger.
Liegt das an den Vorkommnissen um Rainer Brüderle? Was ihm passiert ist, kann einen schon nachdenklich machen. Rainer Brüderle kann das überhaupt nicht verstehen, dass er plötzlich als Lustmolch dargestellt wird.
Wie hätten Sie reagiert?Ich wäre damit völlig offensiv umgegangen! Im Übrigen habe ich mal nachgezählt: Ich bin häufiger von Journalistinnen bedrängt worden als umgekehrt!
Neulich in Maybrit Illners Talk-Show haben Sie gesagt: "Männer, die eine Frau belästigen, haben ein Persönlichkeitsdefizit". Aber wo fängt Belästigung an?Da gibt es natürlich eine Grauzone. Meiner Erfahrung nach merkt man es einer Frau aber deutlich an, wenn ihr das Gerede eines Mannes zu viel wird. Man merkt es an den Gesten, am Lächeln, an den Augen.
Wie kommt Ihre Frau damit klar, dass Sie in den Medien ein begehrter Mann sind?Meine Frau ist ein Alpha-Mensch, sie hat damit keinerlei Probleme. Und wenn sie sich beschwert, dass wir uns "gar nicht mehr sehen", dann frage ich: Guckst Du nicht fern?
Sie sind ein Schlappmaul. Aber eines der alten Schule. Facebook und Twitter sind nach wie vor tabu. Warum?Meine Mitarbeiter meinen es mit diesem Verbot sehr ernst. Ich reagiere einfach zu schnell und zu impulsiv, gerade wenn ich bedrängt werde. Außerdem ist es eine Zeitfrage. Ich kann doch nicht ständig was posten.
Kannten Sie Kitzingen und den Schlappmaul-Orden eigentlich?Ehrlich gesagt, nein. Als die Einladung kam, haben meine Mitarbeiter den Begriff gegoogelt und sofort gesagt: "Das passt. Da musst Du hin."
Hat der politische Zirkus ihr Wesen im Lauf der Zeit verändert?Es gibt vielleicht Situationen, in denen ich kontrollierter bin als ich es von Natur aus wäre. Im Grund aber gilt nach wie vor mein Motto: "Leben und leben lassen". So lange man einander offen und frei begegnet, kann man alle Missverständnisse aus der Welt räumen. Dann bilden sich auch über Parteigrenzen hinweg tolle Freundschaften. Und: Wer keine Laster hat, der hat auch keine Tugenden. Ich habe, bis aufs Rauchen, nahezu alle Laster!
(lacht)