Prozess um Mordversuch im Schlosspark

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Prozess um Mordversuch im Schlosspark
Stefano A., einer der Verdächtigen, auf dem Weg zum Haftrichter.
Prozess um Mordversuch im Schlosspark
Manfred Schweidler

Haben Rene S. (20) und Stefano A. (19) in der Nacht zum 5. Januar versucht, eine junge Frau im Wiesentheider Schlosspark zu ermorden? Diese Frage versucht das Landgericht Würzburg ab 30. September zu klären.

Auf Fotos wirken Rene S. (20) und Stefano A. (19) wie zwei harmlose Milchgesichter, die kein Wässerchen trüben könnten. Aber ein Foto von A's Facebook-Seite zeigt ein anderes Bild: Zwei mit schwarzen Sturmhauben Maskierte posieren wie echte Gangster.

Waren die zwei auch in der Nacht des 4. Januar so maskiert, um einen Mordplan zu verwirklichen? Oder war das gar nicht nötig, weil die 22-jährige Exfreundin von S. ja nicht ahnte, dass sie erstochen werden sollte? Diese Fragen versucht das Landgericht Würzburg ab 30. September zu klären. Dann sitzen S. und A. Wegen Mordversuchs auf der Anklagebank.

Rene S. ist erst 20, und Stefano A. gerade 19: Suchten sie einen Killer für Renes Ex-Freundin? Und nahmen im Schlosspark Wiesentheid dann doch das Messer selbst in die Hand? So kann man die bisherigen Aussagen von S. bei Kripo und Untersuchungsrichter verstehen.

Zwei Versionen der Geschichte

Der Fall im Schlosspark Wiesentheid hatte weit über den Raum Kitzingen für Entsetzen gesorgt. Beim Ausführen seines Hundes hatte am 5. Januar morgens ein Spaziergänger die 22-Jährige entdeckt, die seit der Nacht blutend im Schlosspark lag. Die junge Frau kämpfte tagelang um ihr Leben: Zum einen mühten sich Mediziner (letztlich erfolgreich) um sie. Zum andern wachten Polizisten in der Klinik tagelang schützend vor ihrer Tür, um zu verhindern, dass der oder die Mörder einen zweiten Anschlag auf ihr Leben versuchen würden.

  • Anklage zu Mordversuch im Schlosspark Wiesentheid
Eine Äußerung des jetzt angeklagten Rene S. während der Ermittlungen lässt sich wohl als Überlegung in diese Richtung deuten, das räumt sein Verteidiger Jan Paulsen ein. Einen regelrechten Plan für einen zweiten Mordversuch gegen die Schwerverletzte habe es aber nicht gegeben, sagt der Verteidiger.

Schockiert über brutales Vorgehen

Selbst erfahrene Ermittler sollen schockiert gewesen sein, über die Brutalität der beiden jungen Männer und ihre Gefühlskälte in Vernehmungen. Die zwei gestanden in teils voneinander abweichenden Versionen die Tat. Komplett wurde die Ermittlung aber erst, als sich – ein halbes Jahr nach dem nächtlichen Überfall - der Zustand des schwer verletzten Opfers so weit gebessert hatte, dass es richterlich vernommen werden konnte. Gut geht es der jungen Frau aber noch immer nicht, heißt es aus ihrem Umfeld.

Der damals 19-jährige Ex-Freund der jungen Frau gilt als treibende Kraft des mutmaßlichen Mordversuchs. Er kommt aus gutem Haus, galt als strebsam. Ein Lehrer soll vor der versammelten Klasse über ihn gesagt haben: „Das ist der einzige von Euch, aus dem mal etwas wird“.

Das machte den Heranwachsenden – der als schüchtern und in sich gekehrt geschildert wird - bei Mitschülern nicht beliebter. Er galt als Streber und Einzelgänger, zog im Streit aus dem Elternhaus aus – wobei die 22-Jährige ihn ermuntert haben soll. Dann geriet er in zweifelhafte Kreise in Kitzingen.

Geständnis des Ex-Freundes

Nach der Schule hatte er nur kurz einen Arbeitsplatz, verlor ihn aber wieder. Die Beziehung mit der Freundin ging in die Brüche. Manche Äußerungen von ihm lassen darauf schließen, dass Rene S. die Frau für seine Situation verantwortlich machte. Er sei verzweifelt gewesen, als die 22-Jährige nichts mehr von ihm wissen wollte. Er habe getrunken, einen Job verloren. Dann soll er bei Nacht zur Mordwaffe gegriffen haben. „Mein Mandant hat das Geschehen im Kern eingeräumt“, sagt Verteidiger Paulsen. „Man wird sehen, wie sich das auf ein Urteil auswirkt.“

Der 19-jährige mutmaßliche Komplize will nicht gewusst haben, was sein Freund vorhatte, sagt dessen Verteidiger Hanjo Schrepfer auf Nachfrage. Doch nach Informationen der Redaktion wurde von seinem Handy aus per SMS Kontakt mit dem Opfer aufgenommen – mit Andeutungen über die gescheiterte Beziehung. Überdies soll bei A. die Mordwaffe gefunden worden sein.

Die beiden sollen sich vor der Jugendstrafkammer des Landgerichtes Würzburg verantworten. Dabei wird die Frage im Vordergrund stehen, ob die beiden nach Jugendstrafrecht oder wie Erwachsene beurteilt werden – was theoretisch eine lebenslange Haftstrafe zuließe.