Männern an den Kragen

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Die Mainstockheimer Frauen haben ihren Bürgermeister bereits in der Mangel: (von links) Karin Kümmelschuh, Tina Hempfling, Ulrike Lipinski, Helga Koerteneck und Christa Seystahl. Foto: Sabine Herteux
Die Mainstockheimer Frauen haben ihren Bürgermeister bereits in der Mangel: (von links) Karin Kümmelschuh, Tina Hempfling, Ulrike Lipinski, Helga Koerteneck und Christa Seystahl. Foto: Sabine Herteux
 
 
 
 

In Mainstockheim haben die Frauen die Oberhand und feiern zum ersten Mal in der Mehrzweckhalle. Männer haben absolutes Hausverbot.

Männer haben bei ihnen heute Sendepause. Sind absolut unerwünscht, fehl am Platz - und werden eiskalt abserviert. Nur einer darf den Mainstockheimer Frauen der Sangesfreunde heute zu nahe kommen. Obwohl - eigentlich kommen sie ihm ganz schön nahe und nehmen ihm, schnipp schnapp, ein Stück seiner Männlichkeit: seine Krawatte. An Weiberfasching lassen es die närrischen Damen heute wieder so richtig krachen, zuerst beim Rathaussturm, abends in der Mehrzweckhalle. Als was sie sich verkleiden und was sie alles auf der Bühne zum Besten geben? Das ist noch ein großes Geheimnis, das erst in wenigen Stunden gelüftet wird. Eins steht aber jetzt schon fest: "Frauen schicken wir nicht fort, nur die Männer", lacht Karin Kümmelschuh.


Frauen lassen die Sau raus

Ihren Ursprung hat die Weiberfastnacht 1824 in Bonn: Beueler Wäscherinnen schlossen sich zum "Alten Damenkomitee von 1824" zusammen, um eine Teilnahme am bislang rein männlichen Karneval zu erfechten. Mit Erfolg, wovon fast 200 Jahre später auch die Mainstockheimerinnen profitieren. "Frauen unter sich sind einfach lockerer und gelöster. Sind Männer dabei, sind sie oft gehemmter", findet Christa Seystahl. Ulrike Lipinski kann da nur zustimmen: "Frauen sind impulsiver und Männer halten ihre Frauen deswegen oft zurück." Und Tina Hempfling legt noch einen oben drauf: "Frauen unter sich lassen einfach mal die Sau raus." Bürgermeister Karl-Dieter Fuchs findet das gut, ist ein Fan des Mainstockheimer Weiberfaschings - und das obwohl er ein Mann ist. "Ich finde es toll, wie sich Weiberfasching bei uns etabliert hat. Viele waren vor ein paar Jahren noch skeptisch, das hat sich absolut gelegt", sagt er. Deswegen würden beim Rathaussturm auch immer mehr Zuschauer dabei sein, sowohl Frauen als auch Männer. "Da ist mal was los, sonst kommen die Leute immer mit eher ernsten Problemen" , betont er.

Dass die Frauen später am Abend lieber unter sich bleiben wollen, findet er nicht schlimm. Ein bisschen neugierig, was genau in der Halle vor sich geht, ist er aber dennoch. Von seiner Frau erfährt er es aber nicht - sie feiert nicht mit. "Das ist auch besser so, wer weiß, was sie alles bei euch lernen würde", scherzt er.
Auch Walter Lipinski, Ehemann von Ulrike Lipinski, der beim Aufbau in der Halle hilft und sich heute Abend um den Ausschank kümmert, sieht es ganz locker, dass die Frauen alleine feiern wollen: "Die Frauen freuen sich, das ist doch die Hauptsache." Das sehen aber nicht alle Männer so. Viele würden sich ärgern, dass sie nicht dabei sein dürfen, erzählen die Frauen.

"Die wollen halt wissen, was bei uns passiert", sagt Helga Korteneck fast ein bisschen verständnisvoll. Ausnahmen werden aber - abgesehen von den arbeitenden Herren hinter der Theke - nicht gemacht. Es sei denn die Männer sind so gut verkleidet, dass sie als waschechte Frauen durchgehen. Erstmal in der Halle angekommen, sollten sie sich aber nicht zu früh freuen: "Ein Mann muss sich bei uns ganz schön was gefallen lassen. Die Frauen haben die Oberhand", sagt Karin Kümmelschuh.

Fast alle Plätze ausverkauft

Zum ersten Mal überhaupt feierten die Frauen der Sangesfreunde 2003 im Lamprechtskeller. Vorher gab es nur den Faschingskehraus am Faschingsdienstag. Der ist inzwischen komplett untergegangen. Statt dessen feiern die Frauen jetzt Weiberfasching. Heuer zum zehnten Mal. "Wir wollten mal was nur für die Frauen", erklärt Ulrike Lipinski. In der Mehrzweckhalle sind sie heute Abend zum ersten Mal. Fast alle der 300 Plätze sind bereits ausverkauft. Die letzten Male feierten sie im Gasthof "Goldener Löwe". "Das ist immer fast aus allen Nähten geplatzt", erinnert sich Helga Korteneck.

Für ihr Programm haben die Frauen schon seit November geprobt. Dann macht sich allmählich das "Weiberfaschings-Virus" breit, sagen die Frauen. Um 19.30 Uhr ziehen sie singend in die Halle ein und starten ihr Programm - mit Funkenmariechen, vielen Tänzen, Sketchen, Büttenreden und Gesangseinlagen. Übrigens - noch eine Ausnahme - auch Männer dürfen ihre Hüften auf der Bühne schwingen. Müssen dann aber wieder gleich nach Hause. Bis Mitternacht wird die Show circa dauern.

An Schlaf ist jedenfalls nicht zu denken. Die meisten Frauen werden erst im Morgengrauen die Halle verlassen - und nur wenige Stunden später zum Aufräumen zurückkommen. Eines kann Tina Hempfling jedenfalls jetzt schon garantieren, wenn auch mit einem Augenzwinkern: "Am Freitag sind wir alle wieder ganz brav."


Im Landkreis Weiberfasching wird im Landkreis heute in Mainstockheim und Wiesen theid gefeiert. Die Frauen in Euerfeld feierten bereits am vergangenen Sonntag.

Mainstockheim Die Weiberfaschingsparty in Mainstockheim beginnt mit dem Rathaussturm um 18 Uhr. Um 19.30 Uhr beginnt das Programm in der Mehrzweckhalle, Einlass ist um 18.30 Uhr. Restkarten sind an der Abendkasse erhältlich.

Wiesentheid Der Wiesentheider Frauenbund veranstaltet seinen Frauenfasching unter dem Motto "Geisterstund" im Pfarrheim. Beginn ist um 19.11 Uhr, Einlass (nur für Frauen) ab 18.30 Uhr. Der Eintritt ist frei. Tischreservierung ist möglich unter Tel. 09383/ 6570 oder 09383/ 7437.