Dr. Joachim Hamberger weckt Begeisterung für Umwelt- und Klimaschutz. Der Marktbreiter „We for Future e.V.“ lädt zu einem Workshop ein
Iphofen/ Landkreis Kitzingen Begeisterung für Klimaschutz wecken – das ist das erklärte Ziel von Dr. Joachim Hamberger. Der Förster und Vorsitzende des Vereins für Nachhaltigkeit e.V. vermittelt in landesweiten Workshops komplexe Umweltthemen praxisnah und auf leichte, spielerische Art. Am Samstag, 17. Oktober, kommt er nach Iphofen. Was ihn antreibt, verrät er im Interview.
Jeder spricht von Nachhaltigkeit. Aber was genau ist das eigentlich?
Dr. Joachim Hamberger: Das kann man sehr komplex erklären oder auch ganz einfach: Man stelle sich die einfache Frage, schadet das, was ich tue, dem Leben, das nach mir kommt, oder dient es dem Leben, das nach mir kommt? Wenn mein Handeln dienlich für künftiges Leben ist, quasi enkeltauglich, dann ist es auch nachhaltig.
Wann hat Sie das Thema erstmals berührt?
Vor rund 35 Jahren saß ich im Stadtarchiv Iphofen und las in einem Ratsprotokoll von 1583, dass die Bürger sich um den Wald kümmern sollen, er sei ein kostbares Kleinod, und die Nachfahren sollten möglichst genau soviel, wenn nicht mehr Nutzen aus dem Wald ziehen, wie sie selbst. So hätten auch ihre Vorfahren gehandelt. Diese poetische Formulierung der Nachhaltigkeit hat mich berührt.
Wie nachhaltig leben Sie selbst?
Ich wohne in einem Holzhaus, schon seit 25 Jahren, das CO2 bindet. Ich lebe genügsam, also suffizient, und brauche wenig Dinge. Die Energieversorgung des Hauses wird durch eine Wärmepumpe erzeugt, wir haben Solarmodule auf dem Dach. Durch meine Kinder veranlasst essen wir weniger Fleisch. Leider fahre ich zuviel Auto, weil mein Arbeitsplatz nicht mit öffentlichen Verkehrsmitteln von meinem Wohnort aus erreichbar ist.
Corona, so scheint es, hat der Fridays-for-Future-Bewegung den Wind aus den Segeln genommen. Enttäuscht Sie das?
Corona zeigt gerade die Schwächen unserer Systeme auf, egal ob es das Gesundheitssystem oder das Bildungssystem ist. Wir haben aber die Chance, die Coronakrise in angemessener Zeit, in zwei, drei Jahren zu überwinden. Die Klimakrise wird uns Jahrzehnte begleiten. Sie ist ungleich dramatischer, weil sie die folgenden Generationen voll trifft, während die Coronakrise „nur“ die jetzt lebenden trifft. „Fridays for Future“ hat letzte Woche wieder begonnen und ich habe mich sehr, sehr gefreut.
Umweltthemen sind komplex. Können Sie Menschen verstehen, die sagen: Damit befasse ich mich gar nicht, als Einzelner kann ich doch eh nichts ändern?
Ja, das verstehe ich, weil es die bequemere Position ist – und wir alle sind zuerst bequem. Aber wenn man nur über die einfache Frage nachdenkt, nutzt mein Handeln der Zukunft oder schadet es ihr, dann kommt man zu dem Schluss, dass jeder etwas machen kann und jeder und jede die Macht hat, das in seinem/ihrem Wirkungskreis Befindliche zu ändern, eben durch Machen. Zum Beispiel kann ich durch meine Entscheidung, ein Produkt nicht zu kaufen oder eben doch zu kaufen, mein Geld dorthin lenken, wo ich es ökologisch, gerecht und zukunftsfähig eingesetzt sehe.
Können Sie dafür ein konkretes Beispiel nennen?
Beispielsweise fördere ich durch Essen von Bio-Produkten aus der Region eine bestimmte Art von Landwirtschaft. Mit unserer Ernährung können wir also viel bewirken und auch mit meiner Stimme, egal bei welchen Wahlen, kann ich etwas bewirken.