Die Zahlen scheinen ihr Recht zu geben. Knapp 60 000 Übernachtungen verzeichneten die Dettelbacher im Jahr 2014. Das sind nach Volkach die zweitmeisten im Landkreis – fast 60 Prozent mehr als in Kitzingen. Dabei stehe bei den Gästen Natur, Erholung und Kultur sehr hoch im Kurs. Zwar schaue sich fast jeder zweite die Wallfahrtskirche an, die Wallfahrt selbst oder gar das Kloster hätten hingegen weniger touristische Bedeutung, sagt Lichtenauer.
„Dettelbach ist kein Ort, um acht Tage lang Urlaub zu machen“, betont Kirchenpfleger Weissmann. „Dettelbach hat den Nimbus der alten Gebäude und christlichen Geschichte.“ Dazu gehöre aber eben auch, diese zu betreuen und zu pflegen.
Unklare Ursache
Der Gastronom Dauenhauer versucht zu differenzieren: Einerseits seien die Wallfahrer „ja nicht zum Schlemmen gekommen.“ Andererseits sei ein Kaffee in der Stadt aber schon drin. „Und schließlich isst auch der Wallfahrer mal was.“
Zwar habe sich das Verhalten der Wallfahrer in den letzten Jahren sehr verändert. So würden die wenigsten länger in der Stadt bleiben. „Die Bedeutung der Wallfahrer für uns Gastronomen ist in den letzten 30 bis 40 Jahren stark gesunken“, sagt Dauenhauer. Dennoch würden viele, die einmal nach Dettelbach gepilgert seien, die Stadt auch so noch einmal besuchen. Wenn, ja wenn, sie ihnen denn gefallen hat. Und genau hier liegt laut Dauenhauer das Problem.
Der Tourismus sei ein sehr fragiles Gebilde. Ein Restaurant, das völlig überfüllt ist, schreckt ab. Eines, in dem kein Gast zu sehen ist, wirkt nicht anziehend. Genauso ist es auch mit einer ganzen Stadt, erklärt Dauenhauer. Heute sei es schwierig, als Gastwirt zu überleben. Zwar stehe die Gastronomie im Kitzinger Raum noch sehr gut da – „nur“ knapp 15 Prozent aller Betriebe hätten in den letzten zehn Jahren aufhören müssen. Zum Vergleich: In Bayern waren es fast 40 Prozent. Allerdings sei in den letzten 50 Jahren mehr als die Hälfte aller Gastronomen in Dettelbach verschwunden.
Ein negativer Trend
Wenn ein Tourist durch eine leere Stadt streift, dann werde er sich auch nicht lange aufhalten – und sicher nicht wiederkommen. „Die Altstadt wird immer leerer, diesen Negativtrend haben wir einfach“, sagt der Besitzer des „Franziskaner“. Sollte durch den Weggang der Brüder die Wallfahrt leiden, dann würde sich dieser Trend sicher noch einmal verstärken.
Dabei sind es letztlich Nuancen, die entscheiden. „Wenn ich sehe, wie viele Hotels in Würzburg und Umgebung gebaut werden, dann bekomme ich schon Bauchschmerzen“, fährt Dauenhauer fort. Der Konkurrenzkampf ist groß. Ein Alleinstellungsmerkmal wie die Wallfahrt und das Kloster ist deshalb Gold wert. Der Hotelier nennt als Beispiel den Streit um die Verlegung des Staatsarchivs nach Kitzingen. Über die paar zusätzlichen Arbeitsplätze hinaus habe so eine Entscheidung oft auch Auswirkungen auf eine Stadt als Tourismusstandort.
Und auch die „Publicity“ sei wichtig. Wenn man eine Stadt mit negativen Nachrichten verbindet, dann wirke diese automatisch weniger attraktiv. Und der Abzug der Franziskaner ist auf jeden Fall eine negative Nachricht.
Welche Folgen Dettelbach schließlich tatsächlich treffen werden, hängt stark von den Entscheidungen der nächsten Monate ab. Fest steht bis dahin nur eins: Nichts bleibt, wie es ist.