Es klingt in diesem Sommer des Hochwassers und der überfluteten Ortschaften ein wenig seltsam. Aber Herrmann Schmitt betont jedes einzelne Wort: „Wir müssen an dem Thema Bewässerung von Weinbergen dran bleiben.“ Dem Geschäftsführer des Fränkischen Weinbauverbandes und allen Winzern der Region ist klar: Es werden auch wieder richtig trockene Sommer kommen.
Armin Loos schickt sich an, ein Pionier in Sachen dezentrale Bewässerung in Franken zu werden. Einen riesigen Wasserbehälter hat er bereits bestellt, in diesen Tagen soll er geliefert werden. Elf Meter Durchmesser, 366 Kubikliter Fassungsvermögen. Alleine diese Dimensionen verdeutlichen, wie groß das Problem für manche Winzer in Franken ist.
Forschungsprojekt an der LWG
Der Dingolshäuser Armin Loos hat in seinem Leben schon vieles ausprobiert, Flexibilität ist sein zweiter Vorname. Vom Schweinehalter über den Ackerlandwirt ist er beim Winzerberuf gelandet. Sieben Hektar umfasst der Familienbetrieb am Fuß des Steigerwaldes. Die Flächen sind auseinandergerissen, zwischen manchen Weinbergen liegen hunderte Meter Ackerland oder Wiesen. Ein Problem, das er mit etlichen Kollegen teilt. Ein Problem, das die Bewässerung erschwert. „Wir brauchen eine sichere Wasserversorgung, um mit den Gegebenheiten der Natur spielen zu können“, sagt er. Die Landesanstalt für Wein- und Gartenbau (LWG) forscht seit eineinhalb Jahren an einer Lösung.
Dr. Daniel Heßdörfer hat in Kürze einen wichtigen Termin. Am 5. Juli wird Landwirtschaftsminister Helmut Brunner am Scharlachberg in Thüngersheim die neue Bewässerungsanlage offiziell einweihen. Das Pilotprojekt der LWG wurde Ende 2014 beschlossen, bekam durch das Trockenjahr 2015 eine neue Dringlichkeit. In Israel hat sich eine fränkische Delegation vergleichbare Projekte angeschaut. „Wasserknappheit ist dort traditionell ein wichtiges Thema“, sagt Dr. Heßdörfer. „Bei uns wird es die Zukunft der Landwirtschaft entscheidend beeinflussen.“
Volkach und Sommerach haben längst eine zentrale Tröpfchenbewässerungsanlage gebaut – unter finanzieller Hilfe der Landesregierung. „Diese Infrastruktur ist sehr teuer“, sagt Hermann Schmitt. „Und nicht auf alle Gebiete Weinfrankens übertragbar.“ Pro Hektar Rebfläche fallen bei diesen Lösungen Kosten in Höhe von mindestens 20 000 Euro an. Beim neuen Projekt am Thüngersheimer Scharlachberg geht Dr.
Heßdörfer davon aus, dass die Kosten unter 10 000 Euro pro Hektar liegen. Schmitt wünscht sich deshalb auch eine finanzielle Zuwendung für dezentrale Lösungen. So wie sie in Thüngersheim gerade erforscht werden. So wie sie Armin Loos bereits vor vier Jahren angedacht hat.
Der 59-Jährige hat drei Brunnen am Fuß seiner Weinberge gebohrt und Leitungen für die Tröpfchenbewässerung verlegt. Im Trockenjahr 2015 musste er feststellen, dass diese Lösung nicht ausreicht. Maximal fünf Zeilen konnten gleichzeitig bewässert werden, mehr haben die Brunnen nicht hergegeben. Also hat er sich eine Fläche im Waldstück oberhalb der Weinberge ausgesucht und einen Behälter bestellt. Der soll spätestens ab dem kommenden Jahr das Wasser aus den Brunnen speichern, bis es benötigt wird.
Rund 50 000 Euro muss er für die Investitionen in die neue Bewässerung investieren. „Die zentralen Lösungen in Volkach und Sommerach sind gut bezuschusst worden“, erinnert er. Eine einmalige Zuwendung würde auch denjenigen Winzern helfen, die auf dezentrale Lösungen angewiesen sind. „Es gibt Anfragen und Projektionen aus ganz Mainfranken“, bestätigt Dr. Heßdörfer. „Aber die scheitern bisher an den Kosten.“