Wächst hier der fränkische Superwirsing?

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Gemeinsam mit Gruppenleiterin Margot Burger erklärt Versuchsingenieur Tino Hedrich den Europa Minigärtnern aus dem Landkreis Kitzingen die Unterschiede der verschiedenen Wirsing-Sorten.
Foto: Corinna Bail
Manya und Valerie bepflanzen eine Versuchsparzelle auf dem Gelände der LWG in Bamberg.
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Die verschiedenen Wirsing-Sorten sind gepflanzt. Bis Oktober wird sich jetzt zeigen, welche den besten Ertrag liefert und am widerstandsfähigsten ist.
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Nach zweistündiger Arbeit tut Erfrischung gut - und Hände und Füße werden wieder sauber.
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Die Minigärtner sind eifrig bei der Sache und haben viel Spaß – ob beim Pflanzen oder beim Ziehen des Wagens mit den Setzlingen. Corinna Bail
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Ganz schön anstrengend: Marlin zeichnet mit dem Markeur, einer Art Rechen mit drei verstellbaren Schaufeln, Längs- und Querfurchen in die Erde ein.
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Versuchsingenieur Tino Hedrich hat den Gemüsebauversuch vorbereitet und erklärt den Minigärtnern, worauf sie beim Pflanzen der Setzlinge achten müssen.
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Aufmerksam schauen und hören die Minigärtner Versuchsingenieur Tino Hedrich von der LWG zu. Corinna Bail
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Welcher Wirsing ist der Beste? Die „Europa Minigärtner Wiesentheid“ testen in der Landesanstalt für Wein- und Gartenbau in Bamberg unterschiedlichste Sorten des Traditionsgemüses.

Grün schillernd, leuchtend rot, mit spitzem Kopf oder gewellten Blättern: Zahlreiche Wirsing-Variationen sprießen in Gärten der Region. Dabei können Schädlingsbefall oder schlechte Böden den anfälligen Ernteertrag der Landwirte zunichtemachen. Doch es gibt Grund zur Hoffnung für Wirsingbauern: Die Europa-Minigärtner aus Wiesentheid finden auf dem Gelände der Bayerischen Landesanstalt für Wein- und Gartenbau (LWG) in Bamberg vielleicht schon bald den besten Wirsingkopf für fränkische Felder.

Die grünen T-Shirts der Mädchen und Jungen geben bereits einen ersten Hinweis auf ihre Mission: 18 „Gartenchecker“ zwischen acht und elf Jahren kamen am Samstag mit Gruppenleiterin Margot Burger zur LWG im Bamberger Süden, um einen Pflanzversuch mit unterschiedlichen Wirsingsorten zu starten.

Ihr Wissen über die grüne Branche stellten die Grundschüler bereits in den letzten Monaten unter Beweis. Ob beim Staudenpflanzen, Adventskranzbinden oder Spargelstechen: Die Zweit- bis Viertklässler gewannen bei den Mitmachaktionen zahlreiche Einblicke in den vielseitigen Gärtnerberuf. „Für Betriebe und Kinder ist es eine Win-Win-Situation“, lobt Gruppenleiterin Margot Burger die Kampagne.

Junge Wissenschaftler

Seit 2013 läuft das Projekt „Europa-Minigärtner“, das ursprünglich von Bettina Gräfin Bernadotte initiiert wurde. Deutschlandweit bestehen derzeit 14 Regionalgruppen, die Kinder aus dem Raum Wiesentheid bilden momentan die einzige in ganz Bayern.

„Wer von euch mag denn überhaupt Wirsing?“, fragt Tino Hedrich gespannt in die Runde. Als Antwort erhält der Versuchsingenieur nur zögerliche Handzeichen der Mädchen und Jungen, denn ein Großteil hat das Gemüse noch nie probiert. „Na, dann wird es aber höchste Zeit!“, lacht Margot Burger. Bevor die Kinder selbst den wissenschaftlichen Wirsingversuch auf dem Acker starten können, um die ertragreichste Sorte zu ermitteln, musste einiges im Vorfeld geschehen: Zusammen mit Gärtnern der LWG hatte Tino Hedrich Anfang Mai die verschiedenen Wirsingsamen in kleine Presstöpfe aus Erde gesät. Die vergangenen fünf Wochen verbrachten sie dann in ihrer Kinderstube, einem Gewächshaus auf dem Bamberger Betriebsgelände. In dieser Zeit legten die Sprösslinge schon einige Höhenzentimeter zurück und entwickelten die ersten Blätter. Hier kommen die jungen „Gartenchecker“ ins Spiel: Kaum haben die Kisten auf dem Zugwagen Platz gefunden, geht es zum neuen Wohnort der Jungpflanzen. „Cool, da sind ja Enten!“, ruft eines der Kinder. „Die haben hier einen ganz wichtigen Job!“, erklärt Praktikantin Nina. „Die sorgen dafür, dass keine Schnecken am Gemüse knabbern.“ Auf chemische Dünge- und Pflanzenschutzmittel wird beim ökologischen Anbau auf der Bamberger LWG komplett verzichtet.

Am Feld angekommen, zeigt Tino Hedrich den Kindern, wie sie mithilfe des Markeurs, einer Art Rechen mit drei verstellbaren Schaufeln, Längs- und Querfurchen in die Erde einzeichnen. „Und das müssen die Gärtner hier jeden Tag machen?“, fragt Minigärtner Marlin und wischt sich den Schweiß von der Stirn. Nach anfänglichen Schwierigkeiten entstehen schließlich geradlinige Kreuze auf dem gut 50 Meter langen Ackerabschnitt. Jedes Kind darf eine der 18 Versuchsparzellen mit seiner zugeteilten Wirsingart bepflanzen. Beim Vergleich zwischen den unterschiedlichen Wirsingpflanzen, die durch beschriftete Holzschilder gekennzeichnet sind, werden bereits erste Unterschiede deutlich: Während einige grün-gewellte Blätter tragen, schimmern andere Köpfe eher rötlich in der Sonne. Aus einigen Presstöpfen sprießt sogar der Bamberger Wirsing, der an seiner spitzen Form und den glatten Blättern zu erkennen ist.

Es bleibt spannend

Nach gut zwei Stunden haben es die Minigärtner endlich geschafft und alle Pflanzstellen sind mit einem Setzling bestückt. Margot Burger blickt zufrieden auf das Ergebnis. „Mir war es vor allem wichtig, dass die Kinder auch den Versuchsaufbau kennenlernen – vom Abziehen der Parzellen bis zum Schilderschreiben.“ Wessen Wirsingsorte sich letztlich im Gewicht und Ertrag gegen die der anderen Kinder durchsetzt, zeigt sich bei der Ernte im Oktober. „Es soll ja auch ein kleiner Wettbewerb sein“, schmunzelt Burger. Bevor ein potenzieller Superwirsing gekürt wird, kümmern sich die LWG-Gärtner um die Pflanzenversorgung und führen genau über die Entwicklung Buch. Und die Minigärtner? Auf deren Tour ist als nächstes ein Besuch der Landesgartenschau in Würzburg geplant, bei dem sie bei der Gestaltung der Blumenhalle ihren grünen Daumen beweisen können.

Interesse geweckt? Besuche nehmen die Wirsingköpfe der Minigärtner am diesjährigen Tag der offenen Tür der LWG Bamberg am 1. Juli entgegen. Von 9 bis 16 Uhr öffnet das Gelände an der Galgenfuhr 21 seine Tore.

Die Landesanstalt für Weinbau und Gartenbau

Als eine dem Staatsministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten nachgeordnete Behörde ist die Bayerische Landesanstalt für Weinbau und Gartenbau in Bayern zuständig für angewandte Forschungsprojekte im Bereich Bienenkunde und Imkerei, Gartenbau, Stadtgrün und Landschaftsbau sowie Weinbau und Oenologie und beschäftigt sich mit den Themenbereichen Biodiversität, Klimawandel, Technologisierung und Digitalisierung sowie Produktqualität und Produktinnovation, aber auch dem urbanen und ländlichen Raum. Die jährlich über 160 laufenden Forschungsprojekte und Versuchsreihen haben das Ziel, die Vision vom Einklang „Mensch und Natur“ in die Realität umzusetzen, um auch den nachfolgenden Generationen das Leben in einer intakten Umwelt und einer lebendigen, artenreichen Landschaft zu ermöglichen. Der Gemüsebauversuchsbetrieb der LWG in Bamberg leistet praxisnahe Versuchsarbeit für den bayerischen Erwerbsgemüsebau. Dabei werden sowohl konventionelle wie auch biologische Fragestellungen bearbeitet. red