Nach Russland hätten sie theoretisch rund 40 Prozent ihrer Kapazität liefern können, schätzt Roth. Durch den extrem schwachen Rubel und die politischen Zwistigkeiten geht jetzt praktisch gar nichts mehr: Den letzten Behälter habe man vor eineinhalb Jahren geliefert – in den Jahren davor habe es Aufträge für ganze Anlagen mit dutzenden Behältern gegeben. Auch die Ukraine fällt als Absatzmarkt faktisch aus. Und selbst Länder, die nicht unmittelbar betroffen sind, hätten Probleme: „Die polnischen Apfelbauern haben rund 40 Prozent ihres Marktes verloren.“ Auch in Deutschland leidet die Landwirtschaft. „Für uns ist die Russlandpolitik ein Fehler“, sagt Roth deshalb. Die Geschäfte litten, der Imageschaden sei groß.
Umso erstaunlicher, dass sich Manfred Roth grundsätzlich zufrieden mit der Geschäftslage zeigt. „In den letzten Jahren läuft die Weltwirtschaft ja gut.“ Fehlende Aufträge aus dem Osten habe man locker mit Aufträgen aus den USA und anderen Ländern auffangen können. Im Moment wird in Wiesenbronn eine weitere Produktionshalle gebaut: „Wir sind schneller gewachsen, als wir unsere Anlagen ausbauen konnten“, erklärt der Geschäftsführer. „Das holen wir gerade nach.“ Rund 85 Mitarbeiter habe man mittlerweile.
Hinter Manfred Roth liegt damit ein langer, aber erfolgreicher Weg. „Ich komme eigentlich aus einem Weingut.“ 1982 stellte sich dann die Frage: Eine neue Anstellung suchen – oder sich selbstständig machen. Roth entschied sich für letzteres und lag damit goldrichtig: Nach drei Missernten in den Jahren zuvor gab es 1982 einen gewissen Investitionsstau bei den Winzern. Mit seinen Kenntnissen im Weinbau konnte sich Roth schnell einen Kundenstamm im Bereich Weinbehälter erarbeiten.
Auch bei den ersten Schritten ins Ausland hatte die Firma Roth Glück. „Wir waren damals Lieferant eines Anlagenbauers“, erzählt der Geschäftsführer. Den habe man bei Aufträgen ins Ausland begleitet. So habe man Kontakte geknüpft und trotzdem viel Unterstützung bei den neuen Aufgaben gehabt. Schließlich seien in fast jedem Land andere Zollbestimmungen, Sicherheitsauflagen und Zertifizierungen zu beachten. „Gerade am Anfang war es schon schwierig.“ Heute sei das Routine: In den USA müsse man beispielsweise auf Erdbeben- und Hurrikansicherheit achten. „Da müssen wir uns eben anpassen.“ Und auch wenn die Mentalitäten teilweise andere seien: „Probleme hatten wir eigentlich nie.“
„Für uns ist die Russlandpolitik ein Fehler.“
Manfred Roth Unternehmensgründer
Neben dem Export spielt auch der Import bei der Firma M. Roth eine große Rolle. Die großen, tonnenschweren Stahlblechrollen, die das Grundmaterial aller Behälter darstellen, müssen aus Westeuropa eingeführt werden. „In Deutschland gibt es leider keinen Anbieter mehr“, sagt Roth. Sowieso sei im Stahlbereich eine Monopolbildung zu beobachten. Ein finnischer und ein indischer Anbieter teilen sich praktisch den europäischen Markt auf.
Eine Alternative stellt Fernost dar. „Trotz Transport kosten die Rollen dort fast nur die Hälfte“, erklärt Manfred Roth. „Das ist schon eine große Verlockung.“ Eine, der Roth jedoch möglichst nicht nachgeben will. „Wir brauchen sehr hohe Qualität.“ Die sei bei den Importen aus Asien aber nicht immer gegeben. Und Fehler in den Behältern würden sich schließlich auf das Image der Wiesenbronner Firma auswirken.
Aus diesem Grund ist Manfred Roth sehr froh über die Bedingungen in Deutschland und Europa. Trotz mancher Probleme. Die Qualität ist hoch, die rechtliche und ökonomische Lage sicher. „Ich möchte mein Unternehmen auf jeden Fall nicht in einem anderen Land aufbauen müssen.“