Linsen oder Kichererbsen?
Die Situation der Landwirte, die Diskussion in der Gesellschaft, die Vorgaben der Politik, alles das beschäftigt Jana Emmert. Man kann mit ihr darüber diskutieren, ohne dass sie ihre Meinung durchdrücken will. „Ja“, sagt sie dann und blickt nachdenklich in die Ferne, „stimmt irgendwie.“ Um anschließend mit Fakten und gut nachvollziehbar zu erklären, warum sie die Sache anders sieht.
Die Landwirtschaft ist vielfältig, sagt Jana Emmert über ihren Beruf. Immer wieder mal hat sie darüber nachgedacht, vielleicht doch einen anderen Schwerpunkt zu legen als Zuchtsauen. „Ich war mal an dem Punkt, da fand ich Geflügel toll, mit Masthähnchen und mobilen Ställen. Dann war ich mal mit Fischen infiziert.“ Und über Pilzzucht habe sie auch schon nachgedacht, fügt sie lachend an. „Es gibt so viele Möglichkeiten.“ Bislang ist sie bei der Tierhaltung aber doch immer wieder zu den Schweinen zurückgekommen, hat in der Technikerschule ihre Schwerpunkte entsprechend gewählt, einen Maststall auf Stroh geplant, sich mit der Fütterungsoptimierung für Schweine befasst. „Aber auch das Seminar 'Erwerbskombination und Sonderkulturen' war interessant“, schiebt sie gleich hinterher. „Milchkühe und Speiseeisherstellung. Nüsse und Nusscreme“, nennt sie als Beispiel. „Die vielen Einblicke in andere landwirtschaftliche Betriebe, die ich in Triesdorf erhalten habe, sind immens wertvoll. Ich konnte meinen Horizont erweitern.“
Das Neue fasziniert die junge Kleinlangheimerin, das Ausprobieren, das Dazulernen. Auch beim Ackerbau. Linsen kann sie sich auf den heimischen Feldern vorstellen. Oder Kichererbsen. Und was sagen die Eltern dazu? „Sie sind manchmal erst ein bisschen skeptisch, aber grundsätzlich offen und lassen mich ausprobieren, wenn ich wirklich dahinterstehe.“ Das sei für sie selbst auch das Wichtigste: „Dass meine Eltern hinter mir stehen und wir als Familie zusammenhalten.“
Dass die 22-Jährige bislang bei den Schweinen geblieben ist, liegt wohl auch daran, dass sie sich den Tieren seit langem verbunden fühlt. „Wenn ich sehe, wie im Stall die Sauen ihre Ferkel säugen und es ist Friede in der Bucht, dann ist alles vergessen“, sagt sie. Auch die vielen offenen Fragen in der Landwirtschaft: Wie wird sich die Haltung verändern? Wie der Anspruch der Verbraucher? Wie die Vorgaben für die Ställe? Kann man investieren, muss man investieren? Wie macht man sich für die Zukunft fit? Was ändert sich in der Vermarktung? Wie entwickeln sich die Preise? Wie lässt sich das oft negative Bild der Bauern in der Gesellschaft verbessern? Jana Emmert sagt, sie sei keine Bäuerin. „Ich bin Landwirtin.“ Das ist ihr wichtig. Die Bezeichnung hat einen anderen Stellenwert.
Dialog mit Verbrauchern ist wichtig
Jana Emmert bedauert, dass die Lücke zwischen Verbrauchern und Landwirtschaft so groß geworden ist – und manches ärgert sie auch. Wenn die Leute in Umfragen versichern, sie seien bereit, mehr Geld für Fleisch aus Biohaltung auszugeben, es aber trotz aller guten Worte nicht tun. Wenn in sozialen Medien Behauptungen aufgestellt werden, die nicht zu belegen sind. „So mancher meint, es besser zu wissen als jemand, der eine mehrjährige Ausbildung hat.“ Der Dialog ist da wichtig, und auch dafür wurde sie während ihrer Ausbildung geschult: Gesprächsführung gehört zum Lehrplan.
„Es ist wichtig, den Verbrauchern zu sagen, was wir machen“, findet die 22-Jährige. Sie meint das nicht als Vorwurf, sondern kann die Skepsis nachvollziehen. „Woher sollen die Verbraucher denn wissen, was wir tun?“, fragt sie. „Unwissenheit schafft Skepsis – auf beiden Seiten.“ Früher sei die Öffentlichkeitsarbeit in der Ausbildung zu kurz gekommen, findet Jana Emmert. Ein Fehler, wie sich herausgestellt habe.
Die Landwirtschaft ist ihr Leben, das sagt Jana Emmert nicht nur, das ist zu spüren. Obwohl sich die Landwirtschaft ständig verändert, obwohl sie Risiken birgt. Was in ein paar Jahren ist? Das kann niemand wissen. Die Kleinlangheimerin formuliert es positiv, ganz wie es ihrem Wesen entspricht: „Die Landwirtschaft hält immer eine Überraschung bereit.“