Andererseits gibt es Bereiche, in denen auch mit einer größeren Zahl Polizisten nur bedingt größere Erfolge erzielt werden können – beispielsweise Wohnungseinbrüche: So sank die Zahl im Landkreis zwar auf 40 Delikte – die Aufklärungsquote liegt aber weiterhin bei bescheidenen 12,5 Prozent. „Es ist einfach nicht möglich, das ganze Gebiet abzudecken“, erklärt Kathrin Thamm vom Präsidium Unterfranken. Auch nicht mit einer höheren Zahl an Beamten. Entscheidend sei hier die Aufmerksamkeit und Prävention der Bürger.
Sorgen macht sich Holger Zimmermann indes vor allem um die Zukunft: „Im Moment sind wir soweit, dass wir die Zahl der Beamten konstant halten können.“ Das heißt, jeder pensionierte Polizist wird durch einen jungen Kollegen ersetzt. Zum März 2016 gab es laut Pressesprecher Zimmer sogar einen kleinen Überschuss: Auf 50 Pensionierungen in Unterfranken kamen 61 Neuzugänge.
Die Frage ist jedoch, was passiert, wenn die geburtenstarken Jahrgänge der 1950er Jahre in Ruhestand gehen. „Im Moment haben wir Probleme, genügend Nachwuchs auszubilden“, erklärt Zimmermann. Denn dazu brauche es auch mehr Ausbilder. Außerdem sei es fraglich, ob in Zukunft überhaupt genug Berufsanfänger gefunden werden können: „Im Moment sieht es noch gut aus, aber die geburtenschwachen Jahrgänge kommen erst noch.“
Für Zimmermann gibt es deshalb nur eine Alternative: Die Aufgaben der Polizei müssen neu definiert werden: Denn es kämen immer neue Aufgaben hinzu, beispielsweise im Bereich Cyber-Kriminalität. „Ich frage mich zum Beispiel, warum Polizisten Schwertransporte absichern müssen?“ Dies könnten auch private Sicherheitsdienste übernehmen und so die Arbeit der Polizei entlasten.
Kommentar: Übertrieben – aber nicht falsch
Alljährlich gibt die Gewerkschaft der Polizei bekannt, dass Beamte in Bayern fehlen. Eine verständliche Kritik seitens einer Gewerkschaft. Schließlich besteht eine ihrer Aufgaben darin, die Arbeitsbedingungen ihrer Mitglieder zu verbessern. Und was wäre da besser geeignet, als die Last auf mehr Schultern zu verteilen?
Besondere Brisanz gewinnt die Meldung, weil Polizisten nicht irgendwelche Arbeitnehmer sind. Das soll keineswegs die Bedeutung anderer Arbeitskräfte schmälern. Aber wenn beispielsweise zu wenige Journalisten eingestellt werden, werden Sie als Leser das „nur“ an der Qualität der Artikel merken, wenn sie morgens am Frühstückstisch durch die Zeitung stöbern.
Wenn es hingegen zu wenig Polizisten gibt, kann es sein, dass gleich der ganze Frühstückstisch fehlt – mitsamt aller anderen Wertsachen aus Ihrem Haus.
Deshalb ist im Bereich der öffentlichen Sicherheit erhöhte Sensibilität gefragt. Was ist dran am Schreckgespenst Personalmangel? Zunächst einmal legen die statistischen Zahlen nahe, dass die Sicherheit nicht gefährdet ist. Von einem sprunghaften Anstieg der Kriminalität in Bayern kann man beileibe nicht sprechen. In vielen Bereichen sanken die Zahlen sogar.
Doch nur auf das Hier und Jetzt zu schauen, ist gefährlich: Schließlich muss die öffentliche Sicherheit auch in Zukunft gewährleistet werden. Bis aus einem Berufsanfänger ein ausgebildeter Polizist wird, vergehen mehrere Jahre. Um neue Bewerber zu gewinnen, müssen aber auch die Arbeitsbedingungen stimmen.
Eine Polizei, in der jeder Beamte unzählige Überstunden vor sich her schiebt und in der Arbeitsstress und Gefahren nicht durch einen gerechten Lohn ausgeglichen werden, wird auf Dauer Schwierigkeiten haben. Insofern sind die Rufe der Polizeigewerkschaft sicher gerechtfertigt – auch wenn sie vielleicht etwas zu laut ausfallen.