Zu wenig Regen in den letzten Wochen: Die Aussichten der Landwirte im Landkreis Kitzingen sind durchwachsen. Dabei fing alles so gut an.
Pressegespräch im Kuhstall: Der Bauernverband hat nach Willanzheim eingeladen, Christian Ackermann hat zwei Biertischgarnituren direkt in seinem Stall aufgebaut. Das richtige Ambiente, um sich über die Landwirtschaft im Allgemeinen und die Erntesituation im Jahr 2019 im Besonderen zu unterhalten.
Kein Wort fällt an diesem Vormittag häufiger als der Begriff „Niederschlag“. Vom Regen hängt nun mal (fast) alles ab in der Landwirtschaft. „Jeder weiß, dass es in den letzten Wochen viel zu trocken war“, sagt BBV-Obmann Alois Kraus. Zwei Hitzewellen hat es gegeben, Temperaturen über 30 Grad haben dafür gesorgt, dass alle Bestände gelitten haben. „Und immer noch leiden“, wie Helmut Schmidt ergänzt. Die paar Regentropfen, die am Mittwochnachmittag im Landkreis heruntergekommen sind, haben daran nichts geändert.
Dabei fing alles so gut an. In den Wintermonaten haben sich die Bestände richtig gut entwickelt. „Die Wintergerste ist sogar im Februar gewachsen“, erinnert sich Ernst Drobek, langjähriger BBV-Ortsobmann von Willanzheim. „Das war der Wahnsinn.“ Normalerweise sprießen die Winterkulturen deutlich später. „Der warme Winter war in diesem Jahr deshalb alles andere als ein Schaden“, erklärt Thomas Karl vom Amt für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten (AELF) in Kitzingen. Und so konnten die Sommerfrüchte wie Weizen oder Sommergerste auch schon Ende Februar gesät werden. „Unter guten Bedingungen.“
Ende März kamen die Sonnenblumen und Zuckerrüben dran. Und als es im April und Mai durchschnittlich rund 100 Liter Niederschlag auf den Quadratmeter gab, sprachen die Landwirte von einem Segen für die Kulturen. „Die Bestände haben sich sehr üppig entwickelt“, erinnert Thomas Karl, während Alois Kraus unkt: „Ohne diese Niederschläge hätte eine Missernte gedroht, wie wir sie seit 1976 nicht mehr erlebt haben.“
Bis vor zwei Wochen hatten die Landwirte in der Region richtig Freude an diesem Erntejahrgang. Dann kam die Trockenheit.
„Der warme Winter war alles andere als ein Schaden.“
Thomas Karl, Amt für Landwirtschaft
„Und die Hoffnungen haben sich in Luft aufgelöst“, so Kraus. Eine Folge der trocken-heißen Tage: Die Zuckerrüben „schlafen“ und der Mais rollt seine Blätter ein. „Dabei bildet der Mais jetzt seine Kolben aus und ist dringend auf Wasser angewiesen“, sagt der Geschäftsführer des BBV in Kitzingen, Wilfried Distler.
Ändert sich wenig an der Großwetterlage, sieht Alois Kraus schwarze Wolken am Erntehorizont. „Ohne Wasser geht es mit den späten Kulturen total in die Hose“, befürchtet er und blickt in die Anfänge seiner Berufslaufbahn zurück. Vor 35 Jahren gab es auch schon Sorgen und Nöte, aber das Thema Trockenheit sei keines gewesen. „Seit 2003 steht es ganz oben auf der Agenda“, sagt er.