Der vhs-Kurs ist voll. Ein Zusammenhang mit den Vorfällen von Köln ist sehr wahrscheinlich.
Auf jeden Fall, heißt es aus der Volkshochschule. Die Nachfrage nach Selbstverteidigungskursen würde merklich ansteigen. Der neue, zehnteilige Kurs ist jedenfalls ausgebucht. Nach den Vorfällen von Köln und anderen deutschen Städten haben sich vermehrt Frauen angemeldet. Im Fitnesscenter Body Power, dem Partner der Vhs, denkt Inhaber Oliver Schmidt schon über einen zweiten Kurs nach.
„Ende der 90er Jahre hatten wir schon einmal einen Hype rund um die Selbstverteidigung für Frauen“, erinnert sich Oliver Schmidt. Vor sieben, acht Jahren ebbte die Nachfrage erstaunlicherweise ab. „Jetzt melden sich die Leute wieder verstärkt an“, sagt er und wundert sich. „Dabei sind Frauen doch leider immer schon belästigt und viel zu oft vergewaltigt worden.“
„Letztlich kann es jeden treffen. Selbst Polizisten sind ja nicht mehr sicher vor Angriffen.“
Oliver Schmidt Leiter des Selbstverteidigungskurses
Vor allem Frauen zwischen 16 und 45 Jahren wollen bei ihm lernen, wie sie sich in brenzligen Situationen wehren können. Frauen wie Silvia Förster und ihre Tochter Saskia. Sie haben im Herbst schon einmal einen Kurs belegt. „Damals waren wir sechs Teilnehmer“, erinnert sich Silvia Förster. An diesem Freitag, dem ersten Kurstag des neuen Angebotes, sind es fast 30.
Auch ein paar Männer haben sich unter die Kursteilnehmerinnen gemischt. „Die haben in der Regel schon kritische Situation erlebt und wollen wissen, wie sie sich besser wehren können“, vermutet Schmidt. Der Träger des schwarzen Gürtels in Karate kann den Kursteilnehmern Ratschläge geben, kann sie mental auf mögliche Angriffe vorbereiten. Wunder kann er nicht vollbringen.
In Situationen wie in der Silvesternacht in Köln, wo eine Horde von gewaltbereiten Männern auf Frauen zukommen, helfen auch die besten Selbstverteidigungsgriffe nicht weiter. Aber in Einzelfällen kann eine gute Strategie und ein beherztes Vorgehen durchaus helfen. Am besten ist es, einen potenziellen Angreifer erst gar nicht in den persönlichen „Distanzbereich“ zu lassen, möglichst immer einen Sicherheitsabstand zu wahren, den Oliver Schmidt mit „einer Armlänge“ umschreibt. An öffentlichen Stellen kann es auch helfen, laut und deutlich seine Abneigung zu verdeutlichen, um die Aufmerksamkeit von anderen Passanten zu erreichen.
Genau darum geht es Oliver Schmidt in den ersten Kurseinheiten: Das richtige Verhalten vermitteln, damit eine gefährliche Situation möglichst erst gar nicht eintritt. Eine Gewähr gibt es aber nicht. „Letztlich kann es jeden treffen“, sagt Schmidt. „Selbst Polizisten sind ja nicht mehr sicher vor Angriffen.“
Was also tun, wenn sich ein Angreifer bedrohlich nähert? „Am besten nicht erschrecken und nicht in eine Schockstarre verfallen“, rät der erfahrene Kampfsportler. „Das motiviert das Gegenüber erst recht.“ Genau so wie ein Ausweichen nach hinten. Besser sei es zu reagieren, dem Angriff zunächst auszuweichen, um dann zum Gegenschlag auszuholen. „Dann muss man mehrmals treffen, bis der Gegner absackt“, sagt Schmidt. Leichter gesagt als getan. Das weiß der Selbstverteidigungstrainer natürlich auch. „Mit ein paar Kurseinheiten ist es in der Regel nicht getan, man muss ständig am Ball bleiben und trainieren.“