Mike und Tom sind alte Kumpels. Oft gehen sie gemeinsam in den Wald: im Sommer zum Mountainbike-Fahren, im Winter zum Holzmachen für die heimischen Bolleröfen. Mike und Tom wissen: Beide Hobbys sind nicht ungefährlich. Deshalb haben sie sich auf ihre Handys eine neue App geladen: „Hilfe im Wald“. Im Fall der Fälle lässt sich damit der Rettungsdienst gezielt in die richtige Richtung lotsen.
„Bei forstlichen Arbeiten kommt es in Bayern zu mehreren tausend Unfällen pro Jahr“, weiß Klaus Behr, Bereichsleiter Forsten am Amt für Landwirtschaft und Forsten Kitzingen. Diese Unfälle seien oftmals sehr schwerwiegend und erfordern daher schnellstmögliche notärztliche Versorgung. Doch oft ereignen sich die Vorfälle in wenig erschlossenen Gebieten, die man am Telefon schlecht beschreiben kann. „In der überwiegenden Zahl der Fälle ist es daher notwendig, die Rettungskräfte durch Dritte zum Unfallort zu führen“, sagt Behr. „Dazu sind eindeutige Treffpunkte für Kontaktpersonen und Rettungsdienste sehr wichtig. Rettungstreffpunkte festzulegen und bekannt zu geben, ist daher ein wesentlicher Bestandteil der 'Rettungskette Forst'.“
Die Bayerische Forstverwaltung hat deshalb in Kooperation mit dem Bayerischen Staatsministerium des Inneren ein bayernweit einheitliches System fester Rettungspunkte aufgebaut – sowohl für die privaten als auch die kommunalen Waldbesitzer. Die erfassten Rettungspunkte wurden durch die im Staatswald ausgewiesenen Punkte ergänzt.
Verunglückt jemand im Wald, kann dieses Netz von Rettungstreffpunkten auch von Landwirten, Winzern, Freizeitsportlern, Erholungssuchenden, Jägern oder Anglern genutzt werden.
Alle 116 Rettungstreffpunkte im Landkreis Kitzingen sind mit einem 40 mal 25 Zentimeter großen Schild gekennzeichnet. Darauf finden sich die Nummer des Treffpunktes, zum Beispiel „KT 2012“, und eine klare Handlungsanweisung zum weiteren Vorgehen. Sowohl der Lotse als auch der Rettungsdienst können sicher sein, von ein- und demselben Treffpunkt zu sprechen.
„Waldbesitzer sollten sich die nächstgelegenen Rettungstreffpunkte unbedingt notieren und im Notfall griffbereit haben“, rät Klaus Behr. In größeren Forstbetrieben oder beim Einsatz von forstlichen Unternehmern müssen die Rettungstreffpunkte im jeweiligen Ar-beitsauftrag schriftlich vermerkt wer-den.
Mit der kostenlosen Smartphone-App „Hilfe im Wald“ können die Rettungstreffpunkte auch per Handy schnell abgerufen werden. Diese App steht im Google Play Store für Smartphones mit Android-Betriebssystem zum Download bereit. Auch Betreiber von Windows-Phones können die App herunterladen. Klaus Behr: „GPS-Empfang vorausgesetzt, kann man sich bereits vor Beginn der Waldarbeit über die nächstgelegenen Rettungstreffpunkte informieren. Wird die App erst im Notfall gestartet, kann wertvolle Zeit verloren gehen.“
Kostenlos zum Downloaden gibt es die Geodaten aller verfügbaren Rettungstreffpunkte auch auf der Website des Kuratoriums für Waldarbeit und Forsttechnik (KWF). Dieses Angebot richtet sich in erster Linie an Nutzer, die die Rettungstreffpunkte in ihr eigenes Geoinformationssystem (GIS), GPS oder Navigationsgerät übernehmen wollen.