Reupelsdorf macht Platz

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Otto Hünnerkopf, Ottmar Porzelt, Werner Knaier und Christoph Schmidt (v.li.) vor der Scheune des Johanni Anwesens.
Foto: Robert Wagner
Werner Knaier erklärt Otto Hünnerkopf und Ottmar Porzelt die Pläne für das alte Pfarrhaus in Reupelsdorf.
Foto: Robert Wagner

Das Pfarr- und das Dorfgemeinschaftshaus in Reupelsdorf sollen umgebaut werden - dank europäischer Gelder.

„Hier soll ein Platz als neuer Dorfmittelpunkt entstehen“, erklärt Bürgermeister Werner Knaier. Er zeigt auf die schiefe Scheune neben der Reupelsdorfer Kirche. Seine Worte werden halb von einem vorbei donnernden Lkw verschluckt. „Die Leute treffen sich zwar hier am Sonntag, aber da müssen sie halb auf der Straße stehen“, fährt der Bürgermeister fort. Wieder donnert ein Lkw vorbei. Nein, in Reupelsdorf auf der Straße zu stehen, scheint wahrlich keine gute Idee zu sein.

„Wir müssen uns immer anhören, dass Unterfranken vernachlässigt wird.“
Otto Hünnerkopf, Landtagsabgeordneter

Bis die Fläche des alten Anwesens Johanni umgestaltet ist, wird noch einige Zeit vergehen. Doch zumindest die Finanzierung steht: Passend zur Weihnachtszeit übergab Ottmar Porzelt, Leiter des Amtes für Ländliche Entwicklung in Unterfranken, im Beisein des gebürtigen Wiesentheider Landtagsabgeordneten Otto Hünnerkopf einen Zuwendungsbescheid über 290 000 Euro.

Das Geld ist Teil des Europäischen Landwirtschaftsfonds für die Entwicklung des Raumes (ELER). Gut zwölf Millionen Euro pro Jahr stehen im Zeitraum von 2014 bis 2020 aus dem europäischen Fördertopf für Projekte in ganz Bayern zur Verfügung. Da das Geld in den letzten zwei Jahren nicht verteilt wurde, wurden heuer über 30 Millionen Euro bewilligt.

In Reupelsdorf soll mit dem Geld neben der Umgestaltung des Johanni Anwesens auch das Gemeinschaftshaus saniert werden. „Das Haus wurde in den 1970er Jahren als eines der ersten Gemeinschaftshäuser in Unterfranken geschaffen“, erzählt Knaier. Deswegen sei es jetzt in die Jahre gekommen, eine Sanierung dringend notwendig. Insgesamt sind für die beiden Maßnahmen rund 820 000 Euro veranschlagt – rund ein Drittel der Kosten wird also aus dem ELER-Fond beigesteuert.

Werner Knaier hält die beiden Baumaßnahmen für einen wichtigen Beitrag für die Dorferneuerung in Reupelsdorf: „Es fehlt leider an Gastronomie und anderen Treffpunkten – das wollen wir dadurch ändern.“ Die Idee ist nicht neu. Schon seit Jahren, noch vor der Erneuerung der Ortsdurchfahrt, wurde das Thema hitzig diskutiert. Vor allem beim neuen Platz neben der Kirche gab es Kontroversen. Lange Zeit galt die alte Bäckerei auf der anderen Seite der Kirche als Wunschobjekt. Schließlich kaufte die Gemeinde vor fast vier Jahren das Johanni Anwesen. In diesem Jahr entschloss man sich in der Gemeinde dazu, sich bei ELER zu bewerben.

Werner Knaier ist glücklich über die zusätzlichen Gelder. Er dankt den Mitarbeitern des Amtes für Ländliche Entwicklung um Ottmar Porzelt – vor allem aber seinem Mitarbeiter Christoph Schmidt, der sich maßgeblich um die Bewerbung gekümmert hat. „Das war sehr viel Arbeit“, sagt Knaier anerkennend.

Das bestätigt auch Porzelt: „Bei dem ELER-Programm läuft es etwas anders als bei der klassischen Dorferneuerung.“ Die Europäische Union gibt einen sehr strikten Anforderungskatalog für die Projektanträge heraus. Das Geld wird dann anhand eines Punktesystems vergeben. Wer nicht die nötige Punktzahl erreicht, der fällt erst einmal raus. „Man kann sich aber zu einem späteren Zeitpunkt noch einmal bewerben“, erklärt Porzelt.

Im Gegensatz zum Dorferneuerungsprogramm, das in Reupelsdorf bereits seit 2009 greift und von der bayerischen Landesregierung finanziert wird, spielt bei ELER die Finanzlage der Gemeinde eine untergeordnete Rolle. Neben den zwei Gemeinschaftshäusern in Reupelsdorf wurden im Landkreis Kitzingen noch weitere Projekte ausgewählt. Im zweiten Auswahlverfahren von ELER in diesem Jahr wurden außerdem 133 000 Euro für den Ortseingang und den Platz „Mainufer“ in Segnitz und 62 000 Euro für die Freiflächengestaltung in Haidt bewilligt. Außerdem erhielt die Stadt Volkach 27 000 Euro für Rad- und Wirtschaftswege.

Insgesamt wurden dieses Jahr 39 Projekte in Unterfranken gefördert. 8,1 Millionen Euro fließen so in den Regierungsbezirk. Landtagsabgeordneter Hünnerkopf ist damit sehr zufrieden. „Wir müssen uns immer anhören, dass Unterfranken vernachlässigt wird. Deshalb bin ich froh, dass diesmal so viel Mittel bei uns ankommen.“ Hünnerkopf lobte die Initiative der hiesigen Gemeindemitarbeiter und Bürgermeister – besonders weil „wir hier häufig Personalnot haben. Das lässt sich nur durch sehr engagierte Mitarbeiter ausgleichen.“ Das werde leider oft vergessen.

Schon zu Beginn des Dorferneuerungsprogramms 2010 ließen die Planer in Reupelsdorf keine Zweifel daran, dass der ganze Prozess gut und gerne über ein Jahrzehnt dauern kann. Es bleibt also noch viel zu tun – in der gesamten Gemeinde Wiesentheid. Kein Wunder also, dass im Haushalt der Gemeinde für 2017 ganze 13 Millionen Euro für Bauprojekte und Investitionen vorgesehen sind. „Wir haben viel bewegt“, hatte Knaier vor einigen Tagen im Gemeinderat gesagt. Und scheinbar soll sich auch in Zukunft einiges tun. Ob das ELER-Projekt jedoch die Probleme in Reupelsdorf lösen kann, bleibt abzuwarten: Während die Herren sich für das obligatorische Foto vor dem Johanni Anwesen aufstellen, rauscht ein weiterer Lkw vorbei.