Prinzenpaar: Keine Lust auf Aschermittwoch

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Philip I. und Selina I. aus Albertshofen sind es mittlerweile gewöhnt, für die Kamera zu posieren. In der fünften Jahreszeit haben sie heuer schon dutzende Termine hinter sich gebracht.
Foto: Robert Wagner
Das Albertshöfer Prinzenpaar steht immer wieder im Mittelpunkt. Das muss man mögen, sonst macht es keinen Spaß.
Foto: Swen Wendemuth

Der Fasching ist lang, macht viel Spaß und ist doch sehr anstregend. Das Albertshöfer Prinzenpaar erzählt von einem Leben im Mittelpunkt.

Ihr Kommen kündigt sich schon von Weitem an. Begleitet von „Ohs“ und „Ahs“ betritt das Prinzenpaar Selina I. und Philipp I. die Redaktion. Besonders die 22-Jährige steht sofort im Mittelpunkt der Aufmerksamkeit. Woher sie das tolle Kleid hat? Wieviel Zeit sie für die Frisur braucht? Philipp quittiert das Interesse an seiner Prinzessin mit einem staatsmännisch-milden Lächeln.

„Man muss es schon genießen können, im Mittelpunkt zu stehen“, sagt Selina. „Sonst kann man das gar nicht machen.“ Und der 28-jährige Prinz fügt hinzu: „Du musst schon extrovertiert sein. Ständig muss man fremde Menschen umarmen.“ „Und küssen“, sagt Selina.

Wieviel Aufmerksamkeit das Prinzenpaar vom Albertshöfer „Höpper Elfer“ tatsächlich auf sich zieht, wird auf dem Weg von der Redaktion zu einem nahegelegenen Café klar. Kein Blick, der nicht an den Beiden hängen bliebe. Ein kleines Mädchen ruft: „Guck mal, eine Prinzessin!“ Philipp winkt den umherstehenden und -sitzenden Menschen königlich zu: Die Hand nur leicht nach vorne gestreckt, Handrücken nach außen, leicht wippende Bewegungen. „Helau“, ruft er vornehm.

Dabei wäre alles beinahe ganz anders gekommen. „Nachdem ich letztes Jahr vom Verein gefragt worden bin, ob ich Prinzessin werden will, hat mir noch ein Prinz gefehlt. Und Philipp vom Elferrat war dann einfach zur falschen Zeit am falschen Ort“, erzählt Selina und lacht. Doch Philipp sagte weder ja noch nein. Bereits Ende März musste er sich aber entscheiden. Da musste Selina auf der Arbeit Bescheid geben.

Voller Terminkalender

Zweieinhalb Wochen ihres Jahresurlaubs hat Selina dem Fasching geopfert. Und auch Philipp betont: „Ohne dass der Arbeitgeber einverstanden ist, geht das gar nicht.“ Und schon bevor sie am 13. November inthronisiert wurden, gab es Unmengen zu tun.

„Das Erste war das Kleid. Da habe ich mich auch am meisten drauf gefreut“, erzählt Selina. Es ließ jedoch lange auf sich warten. Auch die bestellte Krone kam zu spät – und war dann auf dem Weg mehrmals gebrochen. Umhänge bedrucken lassen, Bonbons und Geschenke kaufen, Orden bestellen und Fotos machen lassen. Schon vor dem Start der fünften Jahreszeit hatten Selina und Philipp reichlich zu tun.

Seitdem haben sie dutzende Termine hinter sich. An diesem Freitag allein fünf: Am Morgen waren sie im Kindergarten in Albertshofen zu Besuch und haben Süßigkeiten verteilt. Nach unserem Interview werden sie noch zur Polizei gehen. „Die bekommen auch Süßigkeiten – wenn sie wollen“, sagt Philipp. Und einen Dank für die Unterstützung bei den Faschingsumzügen. Später steht ein Besuch bei einer Bäckerei an, die die Albertshöfer mit einer Krapfenspende unterstützt. Am Abend ist das Prinzenpaar dann in Ochsenfurt.

„Das hört sich alles sehr viel und anstrengend an – aber wenn es einem Spaß macht, dann merkt man das gar nicht“, erklärt Philipp. „Manche Prinzenpaare kränkeln dann zwischenzeitlich auch mal. Manche nimmt die Zeit schon ziemlich mit“, sagt Selina. „Und auch dir schmeichelt das Licht heute nicht gerade“, lässt die Prinzessin ihren Prinzen nonchalant wissen.

In diesem Moment unterbricht eine ältere Dame das Gespräch: „Ihr habt wohl gerade Pause?“, fragt sie das Prinzenpaar. Eine ruhige Minute haben die beiden aber selten in diesen Tagen. Und wenn doch, dann fühlt sich das schon fast komisch an. „Als wir letztens vier Tage keinen Termin hatten, habe ich mich schon gefragt: 'Oh Mann, was mach ich denn heut Abend?'“, erzählt Selina.

Zeit voller Höhen

Wenn die Faschingszeit am Aschermittwoch vorüber ist, wird sich dieses Gefühl noch einmal verstärken. Zu intensiv war die Zeit. „Ich werde schon traurig sein“, ist sich Selina sicher. Und auch die anderen Prinzenpaare werde sie vermissen: „Man wird wie eine kleine Familie“, erzählt die Prinzessin. „Wir freuen uns jedes Mal, die anderen wiederzusehen.“ Auch Philipp ist sich sicher: „Es sind Freundschaften entstanden, die lange halten werden.“ Welchen Termin sie in all dieser Zeit am schönsten fanden?

„Jeder Termin war ein Highlight“, sagt Selina und ihr Prinz fügt hinzu: „Es gab nur Höhen.“ Die beiden gehen in ihren Rollen völlig auf. Staatsmännisch vermeiden sie es, eine Veranstaltung – und damit einen Veranstalter – hervorzuheben. Und natürlich haben die beiden auch noch ein großes Dankeschön für den „Höpper Elfer“, ihr Volk, parat: „Wir werden die ganze Zeit umsorgt, es sind immer Leute da, die uns helfen“, erklärt Philipp I. Zum Abschluss des Interviews posieren die beiden am Königsplatz. Der Fotograf bekommt zwei Orden vom Prinzen und drei Küsschen von der Prinzessin geschenkt – dann macht sich das Paar unter den Blicken der Passanten auf den Weg. Auf zum nächsten Termin.