Nach monatelanger ehrenamtlicher Arbeit machen sich zwei Lkw von Würzburg aus auf den Weg nach Syrien.
Die Halle ist voll. Überall stehen Paletten. Auf jeder stapeln sich dutzende bunte Päckchen. Die Fahrt kann bald losgehen. Ziel: Syrien. Hoffnung: Ganz viele Kinder glücklich machen. Und Erwachsene natürlich auch.
Tobias Winkler schaut sich um. Alles ist angerichtet. Die Pakete auf den Paletten sind in Zellophanfolie eingewickelt, damit sie beim Transport nicht umfallen. In einer Ecke der Halle liegen weitere Gerätschaften: Bettwäsche, Geschirr, Gehhilfen, Matratzen, Rollstühle. All das wird an diesem Mittwoch auf zwei Lkw verladen. Und dann geht es Richtung Syrien. Die Mehrzahl der Paletten steht schon vor der Halle, bereit zur Abholung.
Love in the box (Liebe im Karton) nennt sich das Projekt, das 2015 in Würzburg seinen Anfang nahm – und mittlerweile fast alle Großstädte in Deutschland erreicht hat. Tobias Winkler ist so etwas wie der Motor. Unermüdlich macht er sich sechs Monate pro Jahr an die Arbeit. Ohne seine fleißigen Helfer würde er die Arbeit aber niemals stemmen können. 20 bis 30 hat er in der Region. Sie sind an diesem Mittwoch vor Ort, um die Halle endlich leer zu räumen, die Hilfspakete auf den Weg zu bringen.
Auch im Landkreis Kitzingen gab es so genannte Sammelpunkte, an denen die leeren Boxen abgeholt und die vollen Päckchen wieder angenommen wurden. Von dort ging es zum Hauptlager, das sich in diesem Jahr in Gerbrunn befindet, genauer gesagt in einer Halle am Rande der ehemaligen Leighton-Barracks. „Das war mal eine Panzerhalle“, erklärt Tobias Winkler und muss lächeln. Ist ja auch eine schöne Wendung: Wo früher Kriegswaffen lagerten, stapeln sich jetzt „Liebespakete“. Hoffnungsträger für den Frieden.
Etwa 8000 Pakete sind von den jeweiligen Sammelpunkten nach Gerbrunn gebracht worden, etwa 120 Paletten warten in der Halle auf den Abtransport. Bei der Verteilung vor Ort arbeitet Winkler mit dem Team von Human Plus e.V. zusammen. Freiwillige Helfer bringen die Boxen und Hilfsgüter in verschiedenen Regionen an den Mann, die Frau und die Kinder.
Während der Flüchtlingswelle 2015 reifte die Idee für das Projekt. Ehrenamtliche Helfer lernten sich beim Kisten schleppen in den Kleiderkammern und bei der Hilfe in den Unterkünften kennen. Sie beschlossen, selbst tätig zu werden. 2016 starteten sie die erste Päckchen-Aktion. „Wir brachten die Sachen damals nach Griechenland“, erinnert sich Winkler. „Zu den Kindern in den Flüchtlingslagern und zu den Roma-Siedlungen.“ Im Jahr darauf wurden die Weihnachtsboxen über die „Tafeln“ an Bedürftige in Deutschland verteilt. In diesem Jahr also Syrien.
Endlich kommen die Lkw. Die Verladung kann starten. Sechs Monate Arbeit stecken hinter Tobias Winkler und seinen Helfern – neben all den Herausforderungen eines normalen Alltags. Warum er sich das Ganze antut? Tobias Winkler muss nicht lange überlegen. „Das viele Reden hilft uns doch nicht weiter.“ Die logische Antwort darauf lautet für ihn: Selbst aktiv werden, anpacken und helfen. „Außerdem gefällt mir die Vorstellung, dass sich die Menschen vor Ort über die Geschenke freuen.“