Seit 2019 betreibt Daniel Göpfert in Kitzingen einen Laden für Hanf- und CBD-Produkte. Bei ihm kaufen keine Kiffer ein, sondern viele Hausfrauen und ältere Menschen
Kitzingen Das gezackte Blatt hinter dem Namen House420 auf dem Schaufenster macht deutlich: Hier werden Hanf- und CBD-Produkte verkauft. CBD steht für Cannabidiol und ist ein Wirkstoff, der aus Hanf gewonnen wird. Seit 2019 betreibt Daniel Göpfert das Geschäft in der Kitzinger Siedlung samt Verkaufsautomaten, zudem hat er einen Laden in Schweinfurt und einen Online-Shop. Welche Erfahrungen hat er gemacht und wie beurteilt er die bevorstehende Legalisierung von Cannabis?
Frage: Sie betreiben seit 2016 in Schweinfurt und seit 2019 in Kitzingen Cannabis-Läden. Wie sind Sie auf die Idee gekommen, Hanf- und CBD-Produkten zu verkaufen?Daniel Göpfert: Ich bin chronisch krank und konsumiere aus gesundheitlichen Gründen Cannabis. 2015 bin ich Cannabispatient geworden. Daher weiß ich, wie schwierig es ist, die Hürden zu überwinden, um anerkannt zu werden. Ich wollte mich schon länger im Verkauf selbstständig machen, ursprünglich mit einem Handyladen. Dann habe ich mich für Cannabisprodukte entschieden – und dafür, anderen zu helfen und Menschen zu beraten, die medizinisches Cannabis brauchen. Die Vorschriften waren damals kompliziert, man muss beispielsweise austherapiert sein. Seit 2017 kann allerdings jeder Arzt Cannabis verschreiben, auch ohne dass man austherapiert sein muss. Das wissen viele Patienten nicht und es gibt nach wie vor Ärzte, die behaupten, sie dürften es nicht.
Dieses medizinische Cannabis verkaufen sie aber nicht?Göpfert: Nein. Im House 420 verkaufen wir Bio-Hanfprodukte wie Öl, Nudeln, Pesto, Müsli und Kosmetik, CBD-Produkte wie Öle, Tees, Blüten, Extrakte und Kosmetik, dazu Vaporizer, also Verdampfer, und Zubehör, Bongs, Papers und Grow-up-Equipement, Ausrüstungsgegenstände für den Anbau.
Was ist der Unterschied zwischen Ihren Produkten und dem, was man unter dem derzeit noch verbotenen Cannabis versteht?Göpfert: Der Unterschied liegt im THC-Gehalt. THC, genauer Tetrahydrocannabinol, ist eine psychoaktive Substanz und unterliegt dem Betäubungsmittelgesetz. Beträgt der THC-Gehalt weniger als ein Prozent, setzt keine berauschende Wirkung ein. Unsere Produkte haben nicht mehr als 0,2 Prozent, das ist der derzeit erlaubte Grenzwert. CBD ist Cannabidiol, kann entkrampfend, entzündigungshemmend wirken, Ängste lösen und bei Übelkeit helfen.
Beim Gedanken an Cannabis fällt einem sofort das Wort „Kiffer“ ein – so werden die Konsumenten oft genannt. Sind es denn „Kiffer“, die in Ihren Läden einkaufen?Göpfert: Nein, ein Kiffer (Konsument) hat vom CBD nichts. Von unseren Produkten wird man nicht high. Obwohl ich zugeben muss, dass ich anfangs, bei der Eröffnung, auch den Gedanken im Hinterkopf hatte, dass ich womöglich eher die „Kiffer“ bediene. Aber es ist ganz anders: Bei uns kaufen ganz normale Leute ein, viele Hausfrauen und ältere Menschen.
Müssen Sie trotzdem mit Vorurteilen gegenüber ihren Läden kämpfen?Göpfert: Mittlerweile nicht mehr, der CBD-Verkauf hat sich etabliert. Und wer Vorurteile hat, legt sie spätestens dann ab, wenn er mal im Laden war. Früher hatten die Leute Bedenken, inzwischen sind Cannabisprodukte in der Gesellschaft angekommen. Wir klären ja auch über deren gesundheitlichen Nutzen auf. Und wir halten uns an die gesetzlichen Vorgaben und verkaufen CBD nicht an Minderjährige. Wir lassen uns bei jungen Leuten immer den Ausweis zeigen.
Warum konsumiert jemand Ihrer Ansicht nach Cannabis?Göpfert: Der größte Teil konsumiert nicht, weil er Spaß haben will, sondern zum psychischen Ausgleich. Man raucht Cannabis, damit es einem körperlich, psychisch und seelisch besser geht.