Nicht gesucht und doch gefunden

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Wer sich fragt, wo seine Brille wieder ist: Vielleicht im Fundbüro?
Robert Wagner
Andrea Klinger kreuzt mit Redakteur Robert Wagner die Klingen. Die gefunden „Waffen“ sind stumpf – sonst dürften sie nicht versteigert werden.
Robert Wagner
Knapp hundert Fahrräder türmen sich im Lager des Fundbüros. Gut die Hälfte von ihnen kommt am 16. April unter den Hammer. Genug Chancen für Schnäppchenjäger.
Fotos: Robert Wagner
Auch Spielzeug wird regelmäßig im Fundbüro abgegeben.
Robert Wagner

Im Kitzinger Fundbüro kann man einiges über uns Menschen lernen. Am 16. April versteigert das Fundbüro Fahrräder, Uhren und allerlei Skurriles.

Im Kitzinger Fundbüro kann man einiges über uns Menschen lernen. Beispielsweise, dass wir Unmengen an Dingen besitzen, die wir weder brauchen noch jemals vermissen, wenn sie weg sind. Anders ist es nicht zu erklären, dass sich auch in diesem Jahr wieder kistenweise Brillen, Schmuck, Kleidung, Bücher, Fahrräder und allerhand Skurriles in den Lagerräumen des Fundbüros angesammelt haben. Am 16. April kommen die besten Stücke unter den Hammer.

„Unser Hauptlieferant ist das Aqua Sole“, sagt Andrea Klinger, die seit mehreren Jahren die Fundstücke sichtet, aussortiert und für die Versteigerung vorbereitet. Alle zwei bis vier Wochen kommen allein über 100 Teile aus dem Schwimmbad bei ihr und Kollegin Sina Wolf an. Darunter Dinge, die man eigentlich irgendwann vermissen sollte: „Wenn ich mit dem Auto zum Schwimmbad fahre, sollte ich doch merken, dass ich den Schlüssel verloren habe, oder?“, fragt Klinger kopfschüttelnd. Sie kann sich das nur so vorstellen: Ausflug mit der Familie, alle in der Umkleidekabine – da ist man schon froh, wenn am Ende die Kinder noch da sind.

Über Klingers und Wolfs Tisch wandert alles, was in öffentlichen Räumen gefunden wird. Aber auch Kaufhäuser geben ihre Fundsachen regelmäßig ab. Sechs Monate ist die Aufbewahrungsfrist, danach gehen die Sachen getrennte Wege: Was nicht mehr zu gebrauchen ist, wird entsorgt, was einen Wert hat, wird einmal im Jahr versteigert. Und schließlich gibt es auch Dinge, die der Finder sich wieder abholt und selbst behält: Geld zum Beispiel. „Das wollen die Finder komischerweise immer gerne behalten“, sagt Andrea Klinger lachend. Eine Versteigerung würde ja auch wenig Sinn machen.

Grundsätzlich werden die Stücke geschätzt und die Hälfte davon als Mindestgebot festgelegt. „Die Nachfrage bestimmt den Preis“, sagt die Mitarbeiterin des Rechts- und Ordnungsamtes. Wie zum Beispiel bei dem Saxofonkoffer, den sie im Büro liegen hat. Der ist eigentlich einiges wert, doch wie viele Menschen brauchen gerade einen Saxofonkoffer? Dann gibt es wieder Fälle, wo der Preis überraschend hoch steigt, besonders bei Fahrrädern.

Für die Stadt lohnt sich die Versteigerung nur bedingt. 1800 Stücke gab es vergangenes Jahr. Davon wurden viele auch zu einem geringen Festpreis angeboten. Kaum mehr als 1500 Euro nahm die Stadt letztlich ein. „Gut zwei Drittel der Fundstücke werden wir gar nicht los“, erzählt Klinger. Was noch zu gebrauchen ist, wird zu gleichen Teilen der Rumänienhilfe und Flüchtlingsinitiativen übergeben. Insbesondere Handtücher, Kleidung und Fahrräder sind da gefragt.

Apropos Fahrräder: Etwa 50 von ihnen sollen am Samstag, 16. April versteigert werden. Weitere 50 harren im Keller noch aus, bis ihre Aufbewahrungsfrist abgelaufen ist. Die Fahrräder muss Andrea Klinger im Vorfeld alle aus dem engen Keller räumen – eine der Schattenseiten ihrer Arbeit. Eine weitere: „Manchmal finde ich alte Aufbewahrungsboxen. Da kann ich froh sein, wenn das Pausenbrot nicht davon läuft.“

Für die Versteigerung hoffen Andrea Klinger und Sina Wolf auf gutes Wetter. „Wenn es regnet, kommt fast keiner“, weiß Klinger. Eine Chance für die Schnäppchenjäger. Schließlich gilt das alte Schlussverkaufsmotto: Alles muss raus!

Im Keller zeigt Klinger zum Abschluss noch die Regale mit Fundsachen: Kisten mit Badesachen und Handtüchern, zwei Koffer, einer leer, der andere voll mit Reisekleidung. Wasserpistolen, Teddys, ein CD-Spieler von Disney, Helme, Schnorchel, die Bibel, „Fifty Shades of Grey“. Alles feinsäuberlich sortiert und geordnet. Ob sie denn auch privat gerne sammelt? „Nee, oh Gott, nee“, sagt Andera Klinger. Sie lässt den Blick noch einmal durch das Kellerabteil schweifen: „Nee, wirklich nicht.“

Auf einen Blick

Die Versteigerung findet am Samstag, 16. April, um 9 Uhr im Feuerwehrgerätehaus in der Landwehrstraße 21 statt.

Geleitet wird die Auktion von Ordnungsamtsleiter Frank Winterstein.

Neben der Versteigerung gibt es auch Artikel, die für einen Festpreis veräußert werden. Bereits ab 8.30 Uhr haben Interessierte die Möglichkeit, die Fundstücke zu begutachten.

Rund 1800 Fundstücke gab es im vergangenen Jahr. Der Gewinn kommt der Stadt Kitzingen zu Gute.