Wie eine stählerne Ballerina dreht sich die Fähre auf dem Main um die eigene Achse – tanzt den sogenannten Mainschleifenwalzer. Auf dem offenen Deck säuselt der Fahrtwind durch die Haare der Passagiere. „Das Manöver ist einzigartig auf dem Main. Manchmal tanzen Fahrgäste im Walzertakt mit“, erzählt der Fährmann Philipp Jäger, während das motorisierte Schiff über den Fluss brummt. „,Schorsch‘ ist die schönste Fähre auf dem Main – und die lauteste.“
Wie eine stählerne Ballerina dreht sich die Fähre auf dem Main um die eigene Achse – tanzt den sogenannten Mainschleifenwalzer. Auf dem offenen Deck säuselt der Fahrtwind durch die Haare der Passagiere. „Das Manöver ist einzigartig auf dem Main. Manchmal tanzen Fahrgäste im Walzertakt mit“, erzählt der Fährmann Philipp Jäger, während das motorisierte Schiff über den Fluss brummt. „,Schorsch‘ ist die schönste Fähre auf dem Main – und die lauteste.“
Der 40-Jährige trägt eine Sonnenbrille, dunkle Hose und ein Poloshirt mit der Aufschrift „Stadt Volkach Fährmann Philipp“. Vor drei Jahren zog es den gebürtigen Thüringer und ehemaligen Lkw-Fahrer vom Land aufs Wasser. Mit „Schorsch“ war es Liebe auf den ersten Blick, wie er erzählt. Er sei an der Mainfähre im Volkacher Ortsteil Fahr vorbeigelaufen, sprach den Verwaltungschef an, sie gingen etwas trinken, Jäger absolvierte die 180 Praxis-Stunden, heute ist er Hauptfährmann, Vollzeit, angestellt im öffentlichen Dienst.
„Schorsch“ ist nach einem Fährmann benannt, der das Schiff fast 50 Jahre steuerte. Nach Angaben der Regierung von Unterfranken gibt es derzeit sieben Mainfähren, auch „fahrende Brücken“ genannt – in Fahr, Wipfeld, Eisenheim, Dettelbach, Mainstockheim, Stadtprozelten und Nordheim am Main. Anwohner pendeln mit den Schiffen zur Arbeit oder zum Arzt auf der anderen Uferseite, Winzer bringen Fracht zu ihren Parzellen und Touristen genießen die Fahrt mit Blick auf die Weinberge. Auf „Schorsch“, rund 20 Meter lang, passen zudem zwei Autos, Fahrräder, Roller oder ein Traktor.
Seit dem neunten JahrhundertAm Mast weht die Fahne vom Volkacher Ortsteil Fahr. Auf dem Wappen: Schelch-Paddel. „Fahr hat den Namen von der Fähre“, erzählt Jäger. Seit dem neunten Jahrhundert ist der Fährbetrieb am Main dokumentiert – die Menschen schipperten im Mittelalter mit Einbäumen, später mit Kähnen und heute mit den Motorfähren über den Main.
Am Ufer wartet eine Frau. Nach dem Anlegen kurvt sie mit einem Cityroller aufs Deck. Sie müsse schnell zum „Wiesensprinter“, so nennt sich der Bus, der auf der anderen Seite abfährt. Jäger wartet, bis zwei Schwäne vorbeigleiten, dann legt er ab. Etwa 15 Kilometer Umweg spare sie sich, schätzt die Anwohnerin. Die Überfahrt dauert etwas mehr als eine Minute. Das lohnt sich, doch der Erhalt der Mainfähren ist kostenintensiv.
Viel Geld aus dem Haushalt
Ohne staatliche Subventionen gäbe es die traditionsreichen Schiffe vielleicht nicht mehr, vermuten Anwohner. „Mit den Mainfähren lässt sich schwer Geld verdienen und die Kommune zahlt jährlich Tausende aus dem Gemeindehaushalt darauf“, erzählt ein Fahrgast. Die Mainfähren werden deshalb immer wieder zum Politikum. Und wegen einer bundesweiten Verordnung droht das Aus.
Ab 2030 sind nur noch Fähren mit geschlossenem Stahl-Schwimmkörper erlaubt. „Schorsch“ hat, wie auch andere Mainfähren, ein knarzendes Holzdeck. Sollte der Schiffskörper volllaufen, könnte durch die Holzplanken Wasser dringen. Jäger nennt die Fähre daher seine „fahrende Badewanne“, da dann das Wasser an den Seiten überschwappen würde.