Während sie gerade Wintergemüse ernten, läuft bei den Gärtnern längst die Planung für Frischware in Frühling und Sommer. Corona macht sie nicht einfacher.
Lauch, Pastinaken, Petersilienwurzel, Wirsing: Auf den Feldern im Landkreis wird jetzt Wintergemüse geerntet. Dessen Vermarktung läuft trotz Corona relativ unproblematisch. Doch der Gedanke an die Frischware, die bald gepflanzt werden muss, treibt den Gärtnern Sorgenfalten auf die Stirn.
Regional und saisonal: Wer bei der Ernährung darauf achtet, dass die Lebensmittel nicht zu viele Kilometer zurückgelegt haben, bevor sie auf dem Teller landen, braucht im Landkreis Kitzingen nicht allzu lang zu suchen. Laut Statistik des Amtes für Landwirtschaft gibt es im Landkreis Kitzingen 54 Gartenbaubetriebe mit dem Schwerpunkt Gemüsebau. Die Anbaufläche für Gemüsebau beträgt insgesamt 560 Hektar.
Wolfgang Gernert bewirtschaftet in Albertshofen eine Fläche von 40 Hektar. Petersilienwurzeln gedeihen dort in der kalten Jahreszeit, Pastinaken, Karotten, Sellerie, Wirsing und Lauch. Einen Teil der Ernte hat er schon eingefahren, auf anderen Feldern wächst das Gemüse noch. Gernert vermarktet seine Produkte über die Gartenbauzentrale Main-Donau. In diesen Tagen wird ein Feld mit Lauch gerodet. Die Stangen fährt er in großen Kisten in die Halle der Genossenschaft am Ortsrand von Albertshofen, legt sie säuberlich aufs Förderband, das in die Waschmaschine führt. Dort werden die Stangen gekürzt und gewaschen – großteils mit Brauchwasser, nur aus den letzten beiden Düsen spritzt Frischwasser. In leuchtendem Weiß und frischem Grün läuft das Gemüse auf der anderen Seite aus der Maschine, wo die Kollegen es genau unter die Lupe nehmen, bevor sie es in Kisten verpacken. Wurzeln und Blätter werden eingekürzt, welke Blätter entfernt. Die Stimmung ist gut unter den Genossenschaftskollegen, die im Corona-Abstand am Förderband stehen und mit anpacken. Die Vermarktung des Wintergemüses läuft relativ problemlos – trotz der Pandemie. Zumindest im Vergleich zur Frischware wie beispielsweise Kopfsalat.
Verpackt wird je nach Wunsch des Einzelhandels, der die Stangen mal als Stückware anbietet – den Preis also pro Stück berechnet –, mal in Einzelstangen nach Gewicht verkauft, mal im Zwei-Kilo-Pack, teils mit Wurzel, teils ohne. Die Vorgaben der Verkaufspartner müssen genau beachtet werden, was nicht immer einfach ist. Werden die Stangen als Stückware angeboten, muss jeder Lauch 250 bis 350 Gramm wiegen. Wird nach Gewicht verkauft, dürfen sie auch schwerer oder leichter, also dicker oder dünner sein.
Es gilt daher schon beim Pflanzen des Lauchs zu beachten, wohin die Ware geliefert wird. „Wenn wir stärkere Stangen wollen, muss der Pflanzabstand größer sein“, erklärt Wolfgang Höhn, stellvertretender Vorsitzender der Gartenbauzentrale in Albertshofen. Er baut auf etwa sechs Hektar seiner Fläche Lauch an, sein Kollege Gernert auf vier Hektar. Insgesamt beträgt die Lauch-Anbaufläche der Albertshöfer Betriebe, die über die Genossenschaft vermarkten, etwa 20 Hektar, so Höhn.
Lauch hat eine relativ lange Entwicklungsdauer. Bis der ausgesäte oder gepflanzte Lauch geerntet werden kann, dauert es Monate. Von der Saat bis zur kleinen Pflanze braucht es mehrere Wochen, von der Pflanzung bis zur Ernte etwa 100 Tage.
Im Oktober/November schließen die Gärtner mit dem Handel die Verträge ab. Eine lange Vorlaufzeit, die in Corona-Zeiten zum Problem werden kann. Zur Zeit des Vertragsabschlusses und selbst zur Zeit der Pflanzung ist nicht absehbar, wie die Lage bei der Ernte ist. Ist die Gastronomie geöffnet? Finden Feste statt? Was nimmt der Handel tatsächlich ab? „Beim Wintergemüse ist die Unsicherheit nicht ganz so schlimm, das kann man kühlen und länger lagern“, erklärt Wolfgang Höhn. „Aber mit der Frischware ist es schwierig. Beim Kopfsalat und den Mischsalaten merken wir das extrem.“ Zum einen, weil die Gastronomie als Abnehmer teilweise ganz ausgefallen ist oder geringere Mengen abnimmt. Aber auch, weil die meisten Leute nur noch einmal pro Woche einkaufen. „Dadurch wird viel weniger Frischware gekauft.“