Coffee to go - Kitzingen bekämpft Einwegbecher

3 Min
Im Café Rösner hat man, wie auch in den anderen Kitzinger Bäckereien, kein Problem damit, Kaffee in mitgebrachte Mehrwegbecher zu füllen.
Fotos: Robert Wagner
Kaffee schmeckt nicht nur aus Einwegbechern.
Robert Wagner

Wiederverwendbare Kaffeebecher? Die Idee kommt an, kostenlos verteilte Becher gehen weg wie heiße Semmeln. Wirklich benutzt werden sie aber scheinbar selten. Warum?

320 000 Papp–Becher landen in Deutschland stündlich im Müll – knapp drei Milliarden Becher im Jahr. Das ist, im wahrsten Sinne des Wortes, eine Menge Holz. Und Wasser: Mehr als ein halber Liter Wasser wird für die Produktion eines 0,3 Liter Bechers laut der Deutschen Umwelthilfe (DUH) verbraucht. Höchste Zeit also, etwas dagegen zu tun. Dafür gibt es verschiedene Ansätze.

In Hessen wird von der Landesregierung ein Rabatt-System propagiert. Die Idee: Kunden, die sich einen Kaffee zum Mitnehmen holen, müssen weniger zahlen, wenn sie einen eigenen Becher mitbringen. In Freiburg wurde vor knapp drei Wochen ein Mehrwegsystem für die Coffee-to-go–Becher eingeführt. Die Kunden können sich den Wachmacher gegen Pfand in einem „Freiburg-Cup“ abfüllen lassen. Den Pfand bekommen sie in allen teilnehmenden Cafés und Bäckereien zurückerstattet.

In Kitzingen ist man noch nicht ganz so weit. Doch auch hier gibt es erste Bestrebungen, dem Müll Einhalt zu gebieten. Ideengeberin ist Roswitha Peters vom Konversionsmanagement. Sie hat bei der Firma „nowaste“ Mehrwegbecher bestellt und bedrucken lassen. „Gutes Klima im Kitzinger Land“ steht auf den schwarzen Bechern mit bunten Deckeln. Der Clou: Die Becher sind biologisch abbaubar und, da sie aus recyceltem Material bestehen, CO2-freundlich.

Am 2. Dezember hatte Peters die ersten knapp 200 auf dem Kitzinger Markt verteilt – kostenlos. Die Idee fand Anklang, die Becher gingen weg wie „warme Semmeln“. An diesem Freitag folgt deshalb die zweite Aktion: Peters will auch diesmal zahlreiche Mehrwegbecher unters Volk bringen und für ihre Idee werben.

Diese Idee sieht vor, dass die Menschen ganz bewusst auf Einwegbecher verzichten. Dass das schwierig ist, zeigt sich knapp zwei Wochen nach ihrer ersten Verteilaktion: Knapp 200 Mehrwegbecher befinden sich bisher in den Händen der Kitzinger Bürger. Theoretisch sollte sich also schon einmal jemand damit einen Kaffee aus einem Café oder einer Bäckerei geholt haben. Doch eine Umfrage bei den Kitzingern Bäckern rund um den Marktplatz ist ernüchternd.

„Ja“, antwortet die Verkäuferin in Fackelmanns Backstube auf die Frage, ob sie solche Becher schon einmal gesehen habe. Sie nickt freudig. „Die wurden hier doch letztens verteilt.“ Ob auch schon mal jemand einen Kaffee damit geholt habe? „Nein“, sagt sie und schüttelt den Kopf.

Egal ob Bäckerei Trabert, Gebert oder Will – die Mehrwegbecher kamen bisher noch nicht zum Einsatz. Auch beim Schneider's Bäck, bei der Bäckerei Grammetbauer oder dem Café Rösner: Das Bild und die Antworten wiederholen sich.

Dabei sind die Bäckereien durchaus aufgeschlossen. „Ich finde das eine tolle Idee“, sagt beispielsweise die Verkäuferin in der Bäckerei Grammetbauer. „Wenn ich sehe, wie viele Menschen sich bei uns einen Kaffee mitnehmen, ihn vor der Tür trinken und den Becher wegwerfen – das ist schade.“

Ähnlich sieht man es auch im Café Rösner. Rund 200 Becher am Tag wanderten hier schon manchmal über die Theke, schätzt die Verkäuferin. „Und die landen alle irgendwo im Müll“. Doch was kann man da schon machen? „Die Kunden haben sich daran gewöhnt.“

Auf den Gewöhnungseffekt setzt derweil auch Roswitha Peters. Sie ist von den Ergebnissen der Umfrage nicht überrascht. „Die Gewohnheiten der Menschen zu ändern, ist sicherlich schwierig“, sagt sie. „Aber es geht.“ Mut macht ihr das Thema Plastiktüte. „Schon vor vielen Jahren, als ich noch in der Schule war, wurde darüber gesprochen“, erzählt die Konversionsmanagerin. Doch erst langsam setzte sich die Idee durch. In den Geschäften werden sie kaum noch angeboten, die Menschen verzichten bewusst und freiwillig auf den zusätzlichen Müll. Bis es beim Thema Einwegbecher genausoweit ist, sei es jedoch noch ein weiter Weg. „Im Moment geht es erst einmal darum, Bewusstsein für das Problem zu schaffen.“

Das Bewusstsein ist bei den Bäckereien schon einmal vorhanden. Schon allein deswegen, weil die abertausenden Becher ja auch nicht kostenlos sind. Ein Problem damit, mitgebrachte Mehrweg- oder Thermobecher aufzufüllen, hatte man in keiner der sieben befragten Bäckereien. Im Gegenteil, man unterstütze die Idee und sei auch für eine Zusammenarbeit aufgeschlossen, so die einhellige Meinung.

Gleichzeitig ist man aber auch skeptisch: „Wenn die Becher zu teuer sind, werden sie sicher nicht angenommen“, meint beispielsweise die Verkäuferin im Schneider's Bäck. „Die meisten Menschen entscheiden sich ja spontan dafür, sich schnell noch einen Kaffee zu holen“, gibt die Verkäuferin in Fackelmanns Backstube zu bedenken.

Vielleicht ist das auch eine Erklärung dafür, warum so wenige Mehrwegbecher tatsächlich zum Einsatz kommen. Denn an der fehlenden Einsicht kann es nicht liegen. Roswitha Peters hat zumindest positive Erfahrung gemacht, die Menschen auf der Straße waren aufgeschlossen und interessiert. Und auch bei der Umfrage in den Bäckereien zeigten sich die Menschen neugierig.

Dieser Trend ist nicht auf Kitzingen beschränkt: Bei einer Umfrage in Berlin waren laut DUH 85 Prozent der Befragten der Meinung, die Pappbecher seien ein Problem. In konkretes Handeln hat sich diese Einsicht derweil noch nicht übertragen: In Berlin werden immer noch deutlich mehr Wegwerfbecher verwendet, als im bundesdeutschen Durchschnitt. Bis die Einwegbecher also tatsächlich einmal aus dem Stadtbild und den Mülleimern verschwunden sind, wird noch viel Kaffee getrunken. Doch irgendwann wird sich die Idee durchsetzen, ist sich nicht nur Roswitha Peters sicher.