Welche Hundehalter nerven Sie am meisten?
Am meisten nervt mich an den Leuten heutzutage, dass sie glauben, sie haben keinen Hund, sondern ein Kind, das in ein Fellkostüm eingenäht ist. Hunde leben in einer Gesellschaftsordnung, die sich Hierarchie nennt. Hunde brauchen Führer. Damit meine ich natürlich keine Diktatoren. Aber Demokratie bedeutet für jeden Hund Anarchie. Diesen ganzen sozialpädagogischen Irrsinn, den wir zum Teil mit unseren Kindern veranstalten, möchten viele Tierfreunde gerne auch auf ihre Hunde übertragen. Dabei sehen diese Hundehalter gar nicht, welche Gefahren sie mit ihrem Fehlverhalten beispielsweise für Kinder heraufbeschwören.
Was meinen Sie damit genau?
Warum werden heutzutage viele kleine Hunde von großen Hunden so schwer verletzt? Warum werden Kinder attackiert? Manche Leute glauben ja immer noch: „Mein Kind hat ein Spielzeug, also braucht mein Hund auch ein Spielzeug.“ Also fährt man in einen Hunde-Futtertempel und sucht sich Spielzeug für den Hund aus. Meistens fällt die Wahl auf quietschige Spielsachen. Jetzt fangen Sie an, logisch zu denken: Als Erstes mache ich den Hund wild auf ein Beutetier. Dann schmeiße ich es weg von mir, der Hund beginnt zu hetzen. Der Hund fängt die Beute, beißt in sie hinein, bis sie irgendwann nicht mehr quietscht.
Für den Hund ist das kein Spielen?
Das Schütteln ist keine Freude, sondern damit bricht der Hund seiner Beute das Genick. Der Hund beißt noch weiter darauf herum und reißt daran, bis irgendwann Ruhe ist.
Was macht das kleine Tier, was macht das kleine Kind, das vor einem Hund wegrennt? Es schreit! Aus was für einem Material sind die meisten Quietschspielzeuge? Aus einem weichen Material wie Gummi, dass sich wie unsere Haut anfühlt.
Ein Tier bleibt also ein Tier…
Man kann auch mit mehreren Tierarten – wir haben ja Katzen, Pferde, Hunde und Hühner zuhause – friedvoll und harmonisch zusammenleben, ohne dass ich permanent mit einem Leckerli vor Hund, Katze, Maus herumspringen und mich zum Clown machen muss.
Wie lautet Ihr Geheimrezept?
Ich bin der Beste in meiner Tierherde. Darum laufen meine Hunde mir hinterher und vertrauen mir als echtem Leithammel (lacht).
Haben Sie deswegen das Buch über das Tollhaus Tierheim geschrieben, um anderen Tierfreunden die Augen zu öffnen?
Ja. Ich habe so viele interessante und teilweise so außergewöhnliche Geschichten erlebt, dass es einfach zu schade wäre, sie nicht niederzuschreiben. Das Schöne an den Geschichten aus dem Tierheim ist, dass sich so viele Tierfreunde im Tierschutz engagieren. Die müssen das wieder gerade biegen, was andere Leute durch ihr Fehlverhalten und Unwissen leider bei den Tieren kaputt gemacht haben.
Das Interview führte Nikolas Pelke.
Mit Herz und Hirn
Buch: „Von Schoßhunden und Menschenfressern – Tollhaus Tierheim“ heißt das aktuelle Buch von Marcel Combé. Auf 244 Seiten präsentiert der Hundetrainer darin spannende, lustige und leider manchmal auch traurige Kurzgeschichten aus dem Tierheimalltag.
Autor: Marcel Combé betreibt in Nürnberg eine Hundeschule. Bekannt geworden ist Combé durch Fernsehshows wie „Menschen, Tiere & Doktoren“. In der tierischen Doku-Soap hat Combé oft versucht, die schwierigsten Hunde mit Herz und Verstand wieder in den Griff zu bekommen.
Vorschaubild: © Foto: Nastasja Garcia