Gastronomen freuen sich auf die Außenbewirtung - und hadern mit 3G

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3G in bayerischer Gastronomie
Wegen der hohen Corona-Zahlen gilt die 3G-Regel in der Gastronomie in Bayern weiterhin – auch für die Außengastronomie.
3G in bayerischer Gastronomie
Foto: Stefan Puchner/dpa
In den nächsten Tagen beginnen Verena Haßold und das Team der Eherieder Mühle damit, die Terrasse für die Freiluftsaison herzurichten ...
Foto: Haßold

Die Gastronomen bereiten sich auf die Freiluftsaison vor. Doch die Freude ist noch getrübt, macht DEHOGA-Kreis- und Bezirksvorsitzender Thomas Dauenhauer aus Dettelbach deutlich.

Nächste Woche soll es losgehen. Endlich. Verena Haßold freut sich darauf, Stühle und Tische aus dem Winterquartier zu räumen, um damit die Terrasse der Eherieder Mühle zu bestücken: Die 3G-Regeln sollten sich dann höchstens noch auf „geschickt gerückt und geschmückt“ beschränken, die Gäste ohne Einschränkungen Zutritt zum Weingut haben. So ganz ungetrübt ist die Freude allerdings nicht: Corona hält die Gastronomen nach wie vor in Atem. Während ab Montag etliche Branchen etwa das Ende der Maskenpflicht feiern dürfen, heißt es im Gastgewerbe noch immer „Zutritt nur für Genesene, Geimpfte oder Getestete“. Verena Haßold versteht das „irgendwie“ – während andere Vertreter der Branche von Verständnis weit entfernt sind.

So fordert der Verein zum Erhalt der bayerischen Wirtshauskultur (VEBWK), sämtliche „G-Regeln“ für die Außengastronomie zu beenden. Während Geschäftsführerin Dr. Ursula Zimmermann die Rückkehr zu 3G in der Gastronomie sowie die Öffnung von Clubs und Bars zum 4. März „als längst überfälligen Schritt zurück in Richtung Normalität“ bezeichnete, sieht sie diese Lockerung als „definitiv nicht ausreichend“ für die Außengastronomie, die auch in der großen Kreisstadt in den nächsten Wochen so richtig ins Rollen kommen wird.

„Wir brauchen freien

Zugang zur Gastronomie.“

Thomas Dauenhauer, Bezirksvorsitzender DEHOGA

Ob Mainside-Biergarten in Etwashausen, Ristorante Montevarchi am Mühlberg oder Woodland Inn am Richthofen Circle – sie alle bereiten sich in den nächsten Tagen und Wochen auf die Open-Air-Saison vor. Und darauf, die nach wie vor bestehenden Vorgaben weiterhin umsetzen zu müssen. „Wieso ein Besuch der Außengastronomie eine höhere Infektionsgefahr darstellen sollte als beispielsweise ein Friseurbesuch, ist nicht nachvollziehbar“, findet jedenfalls Dr. Zimmermann – und forderte die Politik bereits im Februar dazu auf, in der Außengastronomie auf jegliche „G-Regel“ zu verzichten. Schon zu diesem Zeitpunkt saßen die Gäste bei den ersten Sonnenstrahlen gerne im Freien – unter anderem auf dem Kitzinger Marktplatz. Ein Ende der 3G-Regel käme daher Betreibern und Gästen spätestens jetzt sehr zugute. „Gerade im Freien, wo die Infektionsgefahr von Experten als äußert gering eingestuft wird, sind Einschränkungen nicht mehr zu rechtfertigen. Es muss wieder für alle Menschen möglich sein, in den Biergarten zu gehen. Egal, ob geimpft, genesen, getestet oder ohne Nachweis.“

Thomas Dauenhauer, der Kreis- und Bezirksvorsitzende des Deutschen Hotel- und Gaststättenverbandes (DEHOGA) stellt sich voll und ganz hinter die Aussagen von Dr. Ursula Zimmermann. „Wir brauchen freien Zugang zu Gastronomie“, erklärt der Dettelbacher Hotel- und Gaststättenbesitzer. Die Gastronomen seien schließlich dafür verantwortlich, dass die Gäste kontrolliert werden. Das bedeute nicht nur einen hohen Zeit- und Personalaufwand, sondern man laufe auch Gefahr, bestraft zu werden, wenn eine Kontrolle nicht korrekt verlaufe. „Davon müssen wir komplett wegkommen“, fordert Dauenhauer und wird schließlich noch deutlicher. „Uns Gastronomen reicht es. Wir betreiben seit zwei Jahren diesen Aufwand. Das muss ein Ende haben.“

Er freue sich auf einen schönen Sommer und hoffe, dass es jetzt wieder bergauf gehe und man sich ein Polster schaffen könne für einen weiteren „furchtbaren Winter“, der – dank Home Office und Online-Meetings – wieder ohne die so wichtigen Geschäftsreisenden, ohne Seminare und Tagungen stattfinden werde. „In Zukunft wird es richtig schwierig für uns werden, über den Winter zu kommen.“ Umso wichtiger sei die Abschaffung aller Maßnahmen in der Außengastronomie – wo sich die Ansteckungsgefahr erwiesenermaßen in Grenzen halte.

„Ich sehe nicht in allen Maßnahmen einen Sinn.“
Verena Haßold, Gastwirtin in der Eherieder Mühle

Verena Haßold stimmt dem Landkreis-Funktionär grundsätzlich zu. „Ich sehe nicht in allen Maßnahmen einen Sinn. Unter freiem Himmel könnte man schon einiges mehr zulassen und uns die Arbeit erleichtern.“ Neben dem Zeitaufwand bringt sie vor allem auch den Entspannungsfaktor ihrer Gäste ins Spiel. „Die Menschen sind genervt, wenn sie ein schönes Essen genießen und dafür das Handy gerne weglassen wollen und wir sie dann ans Auto schicken, um es zu holen“, erinnert sie sich an manche ungewollte Diskussion. Andererseits habe sie das Opfer – zeitlich und menschlich – bisher gerne in Kauf genommen. „Die Zahlen sind hoch“, schaut die Gastgeberin mit Sorge auf die aktuellen Inzidenzen und die hohe Ansteckungsgefahr durch Omikron. Um den 1. April herum möchte Verena Haßold mit ihrem Team trotzdem in die Freiluftsaison starten. Dann mit ungetrübter Freude. Hoffentlich.

Regeln in der Gastro

Übergangsregelung: Die bayerische Staatsregierung macht wegen hoher Corona-Zahlen von der geplanten Übergangsregelung des Bundes Gebrauch und verlängert einen Teil der aktuell gültigen Beschränkungen bis 2. April – auch in der Gastronomie: Es bleibt bei 2G plus für Clubs und Discotheken, bei der 2G-Regel für Kultur- und Sportveranstaltungen und bei 3G in der Gastronomie. (ljr)