Ach, so ein Wienerle täte meiner Stimmung jetzt gut, bei all den Entbehrungen. Und bestimmt würde es helfen, den Lagerkoller zu vermeiden, der womöglich bald droht. So langsam sehne ich Ostern herbei....
Ralf Dieter
(Viel Sport und keine Süßigkeiten) Ich bin zufrieden. Es könnte viel schlimmer sein. Ich esse nichts Süßes und bin trotzdem nicht sauer. Und ich nähere mich immer mehr meinem ganz privaten sportlichen Großereignis. Am Wochenende habe ich schon das Schuhregal im Keller inspiziert und voller Freude festgestellt, dass dort zwei Paar Turnschuhe nur darauf warten, in Beschlag genommen zu werden. Ich habe mich einstweilen doch für die Wanderschuhe entschieden und bin ein paar Stunden über Felder und Wiesen und durch Wälder gewandert. Dort stärkte ich beim Bärlauch-Pflücken meine Rücken- und Rumpfmuskulatur und trainierte später in der heimischen Küche beim Zerkleinern des Blätterwerks meine Feinmotorik. Alles in allem eine sportlich zufriedenstellende Woche, die womöglich kurz vor Ostern noch einmal gesteigert wird. Ich habe den Plan, joggen zu gehen, noch nicht vollends aufgegeben!
Diana Fuchs
(15.000 Schritte täglich und Lügenfasten): Hört, hört: Den Plan hat der Herr Kollege noch nicht vollends aufgegeben... Na, das hören wir Frauen aber gern, die wir seit vier Wochen nicht nur Pläne machen, sondern nach harten Kämpfen gegen innere Schweinehunde täglich Taten sprechen lassen. Beziehungsweise den Schrittzähler. Meiner hat – Rekord – stolze 22.010 Beinbewegungen registriert, allerdings war das am Sonntag, also einem Tag, an dem genügend Zeit zum ausgiebigen Rumlaufen ist. Aber auch unter der Woche schaffe ich die 15.000 für gewöhnlich; das Gros nach der Arbeit. Mein Sofa hat mich echt schon länger nicht gesehen.
Nachdem Freunde mich ja wegen Corona nicht mehr begleiten dürfen und die Familie meist keine Lust dazu hat, habe ich mir einen neuen „Mitläufer“ gesucht: Bobby, den Hund einer netten Dame, die nicht gut zu Fuß ist und sich freut, wenn der Vierbeiner rauskommt. Ob Kälte, Sonne, Regen oder Wind: Bobby und ich drehen unsere Runden – und freuen uns, dass es jeden Tag ein klitzekleines bisschen länger hell bleibt. Manch spektakulären Sonnenuntergang haben wir schon von einsamen Feld- und Waldrändern aus ungestört beobachtet. Ungelogen: Ich fange langsam an, die tägliche Herausforderung nicht als Last zu sehen, sondern mich drauf zu freuen. Auch, wenn die Beine wehtun.
Nina Grötsch
(Autofasten): Aufs Auto zu verzichten ist gerade vermutlich so einfach wie nie zuvor. Die Ausgangsbeschränkung verlangt, das Haus nur in dringenden Fällen zu verlassen. Kindergarten, Logopädiestunden, Musikschule, Vorsorgetermine beim Arzt – all das ist abgesagt. Dazu habe ich den großen Vorteil, im Homeoffice arbeiten zu dürfen. Vor dem drohenden Lagerkoller fliehe ich aktuell nicht mit dem Auto, sondern zu Fuß. So viele Spaziergänge wie derzeit habe ich – außer im Urlaub – noch nie gemacht.
Mein Sohn hat das Radfahren gelernt und meine Tochter den halben Wald eingesammelt, um mit den Materialien zuhause zu basteln. Einzig zum Supermarkt ist aktuell ein Transportmittel gefragt. An der Stelle gebe ich zu, dass ich in den letzten Wochen meine großen Einkäufe gerne als Mitfahrer im Auto meiner Schwester oder Mutter erledigt habe. Das geht nun nicht mehr, da wir wegen Corona auf engstem Raum nur noch mit den Personen aus dem eigenen Hausstand zusammen sein sollen.
Doch ich schlage mich wacker. Mit einem Rucksack auf dem Rücken und einer XL-Tasche zwischen den Beinen sehe ich auf meinem Roller vielleicht manchmal ein wenig bizarr aus – vor allem gestern, als Baguette und Lauch mal so gar nicht in den Rucksack passen wollten. Aber das Gute: daran ist: Aktuell sieht es ja kaum jemand.