Offene Gelbe Säcke, Lebensmittelreste im Kanal: An einigen Stellen in der Kitzinger Innenstadt herrschen paradiesische Zustände für Ungeziefer.
Sie huschen am hellichten Tag über den Bürgersteig. Tun sich an Essensresten in Gelben Säcken gütlich. Laben sich an Speisen, die über Toilette und Gulli im Kanal landen. Für Ratten gleichen manche Ecken in Kitzingen momentan fast einem Paradies. Die Zahl der Tiere hat seit Herbst massiv zugenommen.
Frank Winterstein schlägt Alarm: Immer öfter teilen ihm besorgte Bürger mit, dass sie in Kitzingen Ratten gesichtet haben. „In der Innenstadt ist es besonders schlimm“, sagt der Leiter des Sachgebietes „Sicherheit und Ordnung“ bei der Stadt Kitzingen. Die Leute rufen im Rathaus an, fordern die Behörde auf, etwas zu unternehmen. Doch das kann sie nur begrenzt. Denn es sind in allererster Linie die Bürger, die mit ihrem Handeln dazu beitragen, dass die unerwünschten Tiere sich rasant vermehren können. Weil die Leute Müll in die Landschaft werfen, Gelbe Säcke nicht verschließen oder lange herumliegen lassen und Lebensmittelreste über Ausguss und Toilette in die Kanalisation kippen. Die Stadt kann zwar Köder auslegen, aber Frank Winterstein sagt ganz klar, dass das alleine nicht genügt. „Ohne die Hilfe der Bürger kommen wir nicht aus dieser Spirale heraus.“
„Die Zahl der Ratten hat seit Herbst massiv zugenommen.“
Frank Winterstein, Sachgebietsleiter
Worin diese Spirale besteht, erklärt Winterstein gemeinsam mit dem Leiter des Kitzinger Bauhofs, Georg Günther. Da ist zum einen der Müll, der überall einfach in die Gegend geworfen wird. „Die Leute lassen alles fallen, vom Zigarettenstummel bis zum angebissenen Brötchen“, so Frank Winterstein. Die öffentlichen Mülleimer, die durchaus vorhanden sind, werden ignoriert, man wirft das Zeug auf den Gehweg, in Häuserecken, in Büsche. Nicht nur Einzelteile übrigens, sondern auch ganze Säcke voller Müll. Bauhofleiter Georg Günther berichtet sogar von einem Unbekannten, der jeden Sonntag auf der Panzerstraße und der B8 seinen Hausmüll aus dem fahrenden Auto wirft. „Meine Mitarbeiter gehen jeden Montagfrüh durch und sammeln das ein“, berichtet er. Die Polizei sei bereits informiert.
Nicht nur der herumliegende Müll zieht Ungeziefer an, sondern häufig auch die Gelben Säcke. Nicht die Behältnisse aus normalen Einfamilienhäusern, wie Georg Günther betont. Damit gebe es keine Probleme. Schlimm sieht es aber oft dort aus, wo mehrere Wohnungen in einem Haus sind. Häufig werden die Säcke dort bis zur Abholung nicht in geschlossenen Räumen abgelegt, sondern in Nischen angesammelt. Die sind offen zugänglich und die Säcke häufig nicht richtig geschlossen oder so vollgestopft, dass sie reißen. Ist der Müll darin noch dazu nicht richtig getrennt, lockt das die Ratten an. Die intelligenten Tiere merken schnell, wo sie gut versorgt werden.
In manchen Bereichen werden die Gelbe Säcke zur Leerung zentral an der Straße abgelegt und das manchmal schon Tage bevor die Abfuhrfirma kommt. Ein Beispiel dafür sei der Kirchplatz, so Günther. „Da liegen dann 100 Gelbe Säcke. 70 werden geholt, 30 bleiben liegen.“ Denn häufig würden die Säcke falsch befüllt und dann nimmt die Abfuhrfirma sie nicht mit, sondern klebt einen roten Zettel daran.
„Das Fett wird in den Ausguss gekippt, kühlt ab, wird fest und lagert sich im Kanal ab.“
Georg Günther, Bauhofleiter