Alkohol, Fleisch, Süßigkeiten: Viele haben sich für die Fastenzeit wieder vorgenommen, auf etwas zu verzichten. Doch wie hält man durch? "Die Ziele müssen Sinn machen und erreichbar sein", sagt Diplom-Psychologe Andreas Laurien, der in Kitzingen die Beratungsstelle für Kinder, Jugendliche und Erwachsene leitet.
Sieben Wochen ohne. Ohne Alkohol, ohne Fleisch, ohne Süßigkeiten. Ohne Zigaretten, ohne Handy, ohne Lügen. Viele nutzen die Fastenzeit für Veränderungen. Eine gute Idee, findet der Diplom-Psychologe Andreas Laurien, „wenn es darum geht, mit alten Mustern zu brechen“. Nicht aber, wenn das einzige Ziel ist, seinen Willen zu beweisen.
40 Tage Verzicht bis zum Osterfest
Immer mehr Menschen schalten nach den ausgiebigen Faschingsfeiern ab Aschermittwoch einen Gang zurück. Sie üben sich in Verzicht an den 40 Tagen bis zum Osterfest. Den christlichen Hintergrund haben dabei die wenigsten im Hinterkopf. „Früher ging es darum, Buße zu tun“, erinnert Andreas Laurien, darum, sich auf Ostern vorzubereiten. „Heute benutzen viele das christliche Fest für persönliche Ziele.“ Wobei nicht nur Christen fasten. Das Ziel, den Körper und die Gedanken zu reinigen und sich auf den Glauben zu konzentrieren, gibt es in vielen Religionen.
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„Fasten ist ein spannendes Thema“, findet der Psychologe, der sich in den vergangenen Jahren in den Wochen vor Ostern regelmäßig selbst eingeschränkt hat. Auf Alkohol hat er in dieser Zeit schon verzichtet, auf Zucker, auf Fernsehen. In diesem Jahr hat er sich vorgenommen, keinen Kaffee und keinen Tee zu trinken.
„Früher ging es darum, Buße zu tun. Heute benutzen viele das christliche Fest für persönliche Ziele.“
Andreas Laurien, Psychologe
Andreas Laurien trifft häufig Menschen, die darüber nachdenken, dass wir von allem mehr als genug haben. „Wir leben in einer Überflussgesellschaft, was Nahrungsmittel angeht.“ Da mache es Sinn, seine Sattheit zu spüren und wieder zu lernen, was eigentlich wichtig ist. Die Fastenzeit könne Anlass sein, sich mit den eigenen Gefühlen und Werten auseinanderzusetzen.
Viele Menschen nutzen die Zeit vor Ostern für einige Tage Heilfasten. Vor allem, wer vorher viel gegessen hat, dem tue es gut, zu entschlacken. Zunächst mal habe auch das wenig mit der Buße zu tun, die eigentlich in der Fastenzeit angedacht war, gibt Laurien zu bedenken. Aber wer faste, habe mehr Zeit, beschäftige sich mehr mit sich selbst und das habe in der Regel positive Auswirkungen. Und wenn jemand aus Solidarität mit dem Leiden Christi faste, sei das „ein sinniges Motiv, um sich mit der Not in der Welt auseinander zu setzen.“
Fasten ist keine Challenge
Dann gehe es es beim Fasten nicht nur „um das eigene Ding“, nicht um den Beweis des eigenen Willens und nicht um Überheblichkeit gegenüber anderen, die es vielleicht nicht schaffen. „Die wahre Stärke ist eine ganz andere“, sagt Andreas Laurien. Das Fasten sei keine Challenge, kein Wettbewerb. Es gehe vielmehr darum, sich in einer Gesellschaft, in der es von vielem zu viel gibt, aufs Wesentliche zu beschränken.