Im wahrsten Sinn des Wortes?
Baaken: Ja. Für die „wilden“ Szenen haben wir eine Dreckschleuse eingeführt, einen Schlammeimer, aus dem alle Akteure „bedient“ werden. Anfangs hab? ich dafür wüste Beschimpfungen bekommen, mittlerweile reißen sich Groß und Klein fast um einen Aufenthalt an der Schlammschleuse…
Klingt nach schmutzig viel Spaß – und so, als hätten Sie keine Nachwuchssorgen.
Baaken: Nachwuchssorgen müssen wir uns in der Tat nicht machen. Es kommen immer mal neue Leute dazu. Außerdem harmonieren Jung und Alt sehr gut. Es macht richtig Spaß, mit dem Geyer-Team zu arbeiten. Und die Nähe zum Publikum ist auch toll. Nach der Vorstellung unterhält man sich oft noch mit Gästen.
Was ist für Sie das Schönste an der Arbeit als Regisseur?
Baaken: Die Macht! (lacht) Nein, im Ernst: Ich liebe diesen ultimativ-kreativen Prozess, den jedes Stück bis zur Aufführung durchläuft. Wie bei einem Bildhauer, der mit einem Steinklotz anfängt und daraus ein Kunstwerk entstehen lässt, so ist es auch bei uns. Anfangs bin ich der Einzige, der weiß, wie das Gesamtwerk einmal aussehen soll. Aber dann entwickelt sich in Zusammenarbeit mit den Schauspielern noch einiges.
Welche unbekannten Facetten hat denn die Geschichte um den heldenhaften Ritter Florian Geyer noch?
Baaken: So einige. Zwölf Jahre lang hatten wir bisher immer eine ganz ähnliche Geschichte erzählt, so dass es beim Publikum hieß: „Da brauchen wir nimmer hin, das kennen wir ja schon.“ Daraufhin habe ich mal tief durchgeatmet und gesagt: Dann machen wir eine Trilogie daraus. Ich habe ein ganz neues Stück geschrieben, viel lockerer als das alte und mit noch viel größerem Unterhaltungswert.
Mehr „Action“ also und weniger Geklammere an historische Fakten?
Baaken: Die Leute kommen ja nicht zu uns, um sich Geschichtsunterricht erteilen oder sich belehren zu lassen. Sie wollen in erster Linie unterhalten werden. Auf so einer riesigen Freilichtbühne muss was passieren! Bisher haben wir den kompletten Bauernkrieg in zwei Stunden erzählt, jetzt gibt es die Abenteuer Florian Geyers an drei Abenden mitzuerleben. Unser Schneiderei-Team hat in den vergangenen Monaten wie wild genäht, um die vielen neuen Kostüme rechtzeitig fertig zu bekommen.
Korrupte Adlige, geknechtete Bauern, ein Reliquienskandal und Völlerei auf der Festung Marienberg in Würzburg: Woher haben Sie Ihre Ideen für einzelne Szenen genommen?
Baaken: Ich habe einen Riesenstapel Geschichtsbücher zuhause. Da war es nicht schwer, neue Rollen und Charaktere zu entwickeln, zum Beispiel den vom Fürstbischof herbeizitierten Reliquienhändler. 40 der 130 Mitspieler haben Sprechrollen. Außerdem kommen natürlich Pferde zum Einsatz. Und Pyrotechnik! Allein die Vorbereitung der Pyrotechnik benötigt pro Vorstellung acht Stunden. Bei „Franken in Flammen“ ist der Name Programm.
Eintrittskarten
Wo und wann?„Franken in Flammen“ ist freitags und samstags, 15./ 16. Juli, 22./23. Juli sowie 29./30.Juli jeweils ab 20.30 Uhr auf der Freilichtbühne in Giebelstadt zu erleben. Es ist der erste Teil einer Trilogie.
Tickets gibt es unter www.florian-geyer-spiele.de (mit Platzauswahl) oder telefonisch (ADticket-Service) unter 0180/6050400.
Info: www.florian-geyer-spiele.de