Und wie schmeckt es dann?
Bodenstein: Da jeder Brauer und jeder Ort sein eigenes Rezept hat, schmeckt jeder Zoigl ein bisschen anders. Jeder ist unverwechselbar und authentisch. Das macht den Reiz aus! Ich mag zum Beispiel besonders den süffigen Zoigl aus dem Schafferhof von Reinhard und Gabi Fütterer in Neuhaus. Dort durfte ich vor kurzem sogar mitbrauen. Das war ein wunderbares Erlebnis!
Aber nicht jeder darf Zoigl brauen, oder?
Bodenstein: Brau- und Schankrechte liegen seit Generationen auf bestimmten Häusern. Aber das soll Norbert Neugirg erklären. Der Norbert ist nicht nur Chef der „Altneihauser Feierwehrkapell?n“, die bei Fastnacht in Franken ihr Unwesen treibt, sondern auch Botschafter des „Echten Zoigl vom Kommunbrauer“. Diese Schutzgemeinschaft will die traditionsreiche Oberpflälzer Zoiglkultur erhalten.
Herr Neugirg, wie kommen Sie zu so einem bierernsten Job?
Norbert Neugirg: Wer aus der Zoiglhochkultur der Oberpfalz auf das fränkische Niveau in Veitshöchheim hinabsteigt und unter die vom Wein gezeichneten Franken gerät, dem fallen zwangsläufig Sprüche ein, wie:
„Trink? Bier aus dem Kommunbrauhaus,
dann schaust Du viel gesünder aus
und kriegst auch keinen solchen Zinken,
wie die, die Wein aus Franken trinken!
Mein Vierzeiler hat das weltweite Interesse am Zoigl ansteigen lassen. Eigenartigerweise auch das am Frankenwein.
Recht so! Und was hat es nun mit dem
Zoigl-Braurecht auf sich?
Neugirg: Zoigl kommt aus dem Kommunbrauhaus und wird am Ort des Entstehens getrunken, alles andere ist Fake! Deshalb:
Hütet Euch vor Flaschenbieren,
die den Namen Zoigl führen.
Zoiglbier muss man erleben,
das können Flaschen Euch nicht geben.
Zoiglbier ist Handarbeit,
ein off'ner Trank seit alter Zeit,
man kann den Geist nicht konservieren,
gleich wie viel? Flaschen es probieren.
In der Oberpfalz gibt es noch fünf intakte, alte Kommunbrauhäuser, in denen bis heute handwerklich Zoigl gebraut wird. Das Recht, Bier zu brauen, wurde den Orten vor Jahrhunderten verliehen: Neuhaus 1415, Windischeschenbach 1455, Falkenberg 1467, Mitterteich 1516 und Eslarn 1522. Die brauberechtigten Bürger sind eine verschworene Gemeinschaft. Es gibt die „Hausbrauer“, die ihren Zoigl selber trinken und nichts hergeben, es gibt „ruhende Braurechte“, deren Inhaber zwar laut Grundbuch brauen könnten, es aber nicht tun, weil es weniger schweißtreibend ist, in die Zoiglstube, also zur dritten Gruppierung, den „Schenkern“, zu gehen und sich dort für 2 bis 2,20 Euro pro Halbe den Zoigl schmecken zu lassen.
Woher weiß man, wo und wann es Zoigl gibt?
Bodenstein: Es gibt einen Kalender, in dem steht, welches Wirtshaus wann sein Kommunbier ausschenkt. Außerdem: Das Wort Zoigl kommt von „zeigen“. Wenn der sechseckige Zoigl-Stern vor einem Wirtshaus hängt, zeigt er an: Hier gibt?s frischen Zoigl.
Gehören die Kommunbrauereien den Brauern als Gemeinschaftsbesitz?
Neugirg: In Neuhaus und Windischeschenbach gehören die Kommunbrauhäuser den Brauberechtigten. In Eslarn und Falkenberg jeweils der Marktgemeinde und in Mitterteich der Stadt. In den beiden erstgenannten Orten finanzieren und erhalten die brauenden Bürger ihre Brauhäuser eigenverantwortlich. Die anderen Brauhäuser trägt die Kommune. Allen gemeinsam ist, dass beim Brauen ein Kesselgeld fällig wird, womit die Einrichtung funktionstüchtig gehalten wird.
Der Zoigl gehört zum von der UNESCO geschützten „immateriellen Kulturerbe Bayerns“. Das ist natürlich auch eine Verpflichtung für die Zukunft…
Neugirg: Die Schutzgemeinschaft „Echter Zoigl vom Kommunbrauer“ freut sich, dass die „Oberpfälzer Zoiglkultur“ 2018 innerhalb von kurzer Zeit in das bayerische und das bundesweite Verzeichnis für immaterielles Kulturerbe der deutschen UNESCO-Kommission aufgenommen wurde. Ob der Zoigl UNESCO-Weltkulturerbe wird, steht in den Sternen. Vorsorglich errichten wir derzeit eine Skulpturenreihe in den fünf Zoigl-Orten. Es ist die „Zementierung“ des Ursprungs unserer echten Zoiglbier-Kultur.
Bodenstein: In der Zoigl-Stube wird es weiterhin keine Standesunterschiede geben, man wird per Du sein und zusammenrücken, damit jeder Platz und Spaß hat. Ich wünsche jedem, dass er das mal erlebt. Ganz nach dem Motto, das mir mal spontan eingefallen ist und jetzt eine Speisekarte im Schafferhof ziert: „Die Franken und die Oberpfalz, die gehören zusammen wie Hopfen und Malz.“
Nähere Infos: www.zoiglbier.de