Die Angst vor sinkenden Standards, beispielsweise in der Lebensmittelbranche oder bei den Umweltauflagen, kann Kurt Treumann zwar grundsätzlich nachvollziehen. Aber: „Nach allem was ich bisher gelesen habe, geht es nicht darum Standards zu senken.“ Vielmehr müsse man die Perspektive umdrehen: Nur wer global eine wichtige ökonomische Rolle spiele, könne internationale Standards bestimmen. Sollte sich die EU durch einen Verzicht auf die Freihandelsabkommen selbst schwächen, könnte diese Macht verloren gehen. Dann müsse man sich globalen Bedingungen anpassen, statt sie zu gestalten.
In diesem Zusammenhang spricht Treumann auch die häufig kritisierten Schiedsgerichte an. Sie erlauben Unternehmen, direkt gegen Handelshemmnisse zu klagen, also auch gegen von der Regierung erlassene Gesetze. „Sicher wäre ein Freihandelsabkommen mit Kanada oder den USA auch ohne Schiedsgerichte denkbar“, gibt Treumann zu. „Aber wenn man beispielsweise an China denkt, wird die positive Wirkung solcher Gerichte klar.“ Sie böten Unternehmen die Möglichkeit, gegen ungerechte Behandlung durch nationale Regierungen aufzubegehren.
Kontra: Standards sichern
Umweltauflagen in der Industrie und Landwirtschaft, der Verzicht auf Gentechnik, das Verbot von Fracking, soziale Standards für Arbeitnehmer – all das sind hart erkämpfte Errungenschaften unserer Gesellschaft. Klaus Petter und seine Kollegen vom BN fürchten, dass sie dem ökonomischen Wachstum geopfert werden könnten. Besonders die Schiedsgerichte sind den Umweltschützern ein Dorn im Auge.
Wie das vonstattengehen könnte, konnte man zuletzt in Uruguay beobachten: Der Tabakhersteller Philipp Morris hatte gegen die strenge Anti-Raucher-Gesetzgebung des südamerikanischen Staates geklagt. Amerikanischen Unternehmen seien so Gewinne verloren gegangen. Die Klage wurde zwar in diesem Fall abgewiesen. Trotzdem: Mit diesem Mechanismus könnten Konzerne gegen unliebsame, aber sozial und ökologisch sinnvolle Gesetze vorgehen. So könnte Fracking und Gentechnik letztlich durch die Hintertür, am Parlament vorbei, doch wieder in Deutschland Fuß fassen.
Auch wenn Klaus Petter nicht grundsätzlich gegen Freihandel ist, fürchtet er doch teils katastrophale Folgen für Mensch und Natur. „Der BN strebt nach einer naturverträglichen Landwirtschaft“, sagt Petter. „Die wird durch CETA und Co ausgehebelt.“ Billige Produkte könnten importiert werden, die hiesige Landwirtschaft noch weiter unter Druck geraten. Die müsse sich dann anpassen. Was heißt: Größere Felder und Äcker, Massentierhaltung, Chemieeinsatz. „Die kleineren Betriebe werden verschwinden.“ Das habe nicht nur ökonomische Folgen. „Die schlimmen Überschwemmungen, die es zuletzt gab, die sind ja hausgemacht.“ Ein einzelnes, großes Maisfeld könne nun einmal weniger Wasser zurückhalten, als mehrere kleinere, von Hecken und Feldrainen durchbrochene Äcker mit verschiedenen Feldfrüchten.
So haben schließlich Klaus Petter und Kurt Treumann eine gute Vorstellung davon, was passieren muss oder eben nicht passieren darf, damit unsere Kinder glücklich aufwachsen können.
Volksbegehren gegen CETA
Die Bayerische Verfassung ermöglicht es den Bürgern, durch Volksbegehren und Volksentscheide direkten Einfluss auf politische Entscheidungen zu nehmen. Beste Beispiele dafür sind das Nichtrauchergesetz und die Abschaffung der Studiengebühren.
In einem ersten Schritt sind dafür 25 000 Unterschriften nötig. Ein Bündnis aus Initiativen, Parteien und Vereinen, darunter auch der BN, versucht diese Unterstützerzahl zu erreichen.
Am Samstag, 17. Juli, soll es deshalb Aktionsstände in Dettelbach, Kitzingen, Iphofen und Wiesentheid geben. Dort können sich Interessierte informieren und Unterstützer ihre Unterschrift abgeben.