Flagge zeigen

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Für jeden was dabei: Florian Thürmer (links) und Jens Dietrich (rechts) vor dem diesjährigen Fanartikel-Sortiment.
Robert Wagner
Es sind eher nicht die typischen Fußball-Fans, die sich beim Euroshop eindecken.
Fotos: Robert Wagner
An guten Tagen können Fanartikel bis zu 20 Prozent des Umsatzes ausmachen.
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In voller Montur: Florian Thürmer ist bereit für die EM.
Foto: Thürmer

Zur WM ist es wieder soweit: Die Fans putzen sich heraus. Aber wo kommen die Fanartikel eigentlich her?

„Finale“, sagt Jens Dietrich überzeugt. „Finale“, sagt auch Kollege Florian Thürmer und nickt. Und dann? „Die letzten Endspiele mit Liverpool in der Europa- und Madrid in der Champions-League haben gezeigt: Da entscheidet letztlich das Glück und die Tagesform.“

Zum Finale am 10. Juli ist die Europameisterschaft für die beiden Mitarbeiter des zur Firma J.E. Schum gehörenden „Euroshops“ sowieso schon gelaufen – zumindest aus professioneller Hinsicht. Denn zur Europameisterschaft machen Fanartikel an guten Tagen bis zu 20 Prozent des Tagesumsatzes in den Euroshop-Filialen aus. Trotz kleiner Preise: Ein Riesen-Geschäft.

Über 50 verschiedene Fan-Artikel bietet die Kette an. „Da sind natürlich auch Artikel dabei, die ich mir nicht kaufen würde“, sagt Dietrich schmunzelnd. Aber eben auch Klassiker wie Autoflaggen, Überzieher für Seitenspiegel und Schminkstifte. Natürlich immer in Schwarz-Rot-Gold. „Die Fantasie der Produktmanager kennt keine Grenzen.“

Jens Dietrich ist kein großer Fan von Großveranstaltungen. Er schaut sich die Spiele lieber zuhause vor dem Fernseher an. „Früher war mir Fußball schon wichtiger. Heute habe ich andere Prioritäten.“ Auch Florian Thürmer ist kein großer Fan – auch wenn er selber früher gespielt hat. „Leider aber nicht sehr erfolgreich.“ Die Europameisterschaft schaut er sich aber schon an.

Damit steht er nicht allein: „Ich glaube die Bedeutung des Fußballs hat noch einmal zugenommen“, sagt Thürmer. Vor allem durch die WM 2006, das Sommermärchen im eigenen Land. Besondere Bedeutung für die Firma Euroshop hat dabei das Public Viewing. „Da geht ja fast jeder voll ausgerüstet hin“, sagt Dietrich. 2010, im ersten Jahr, in dem sie die Fanartikel wirklich aggressiv beworben haben, habe es einen wahren Boom bei Autoflaggen und Spiegelüberziehern gegeben.

Der Ablauf ist dabei fast immer gleich: „Der Höhepunkt ist vor dem ersten Deutschlandspiel“, erklärt Dietrich. Bereits im Mai haben sie diesmal angefangen, die Wimpel, Flaggen und Brillen prominent zu präsentieren. Je näher das Turnier rückte, desto stärker wurde die Nachfrage.

Aber wer sind die Menschen, die sich bei ihnen eindecken? „Den typischen Fanartikelkäufer gibt es nicht“, sagt Dietrich. Thürmer schränkt ein: „Es sind eher nicht die typischen Fußballfans.“ Eher schon die Freundin, die denkt, sie geht mal mit.

Es ist diese Allgemeinverträglichkeit, die den Herrenfußball auch für Firmen wie Euroshop interessant macht. „Das ist schon ein sehr spezielles Thema“, beschreibt Dietrich. Auch bei der Frauen-WM 2011 – immerhin in Deutschland – hätten sie die Fanartikel angeboten. „Das ist völlig in die Hose gegangen“, erinnert sich Dietrich. „Olympia, Basketball, Handball, Frauenfußball – das zieht letztendlich leider gar nicht. Wir haben es versucht. Es ist beim Versuch geblieben.“

Am hohen Preis kann das eher nicht liegen. Ramsch verkaufen sie dennoch nicht, sagt Dietrich. „Die Kunden sind da auch sehr empfindlich“, erklärt er. „Da können enorme Image-Schäden entstehen.“ Viele Artikel kommen zwar aus Fernost, aber nicht ausschließlich: „Bei unseren Produkten ist der chinesische Anteil viel niedriger, als die Menschen denken“, sagt Thürmer. Außerdem würde vor Ort die Qualität in den Fabriken geprüft. Gerade im Hinblick auf verwendetet Chemikalien seien die Anforderungen hoch.

Jens Dietrich ist sich trotzdem bewusst: Kaum jemand wird Fahne, Schminkstift und Blumengirlande bis zum nächsten Großevent aufheben. Eine „Marktsättigung“ wird es deshalb wohl nie geben. Aber Dietrich weiß auch: „Natürlich sind wir so Teil der Wegwerfgesellschaft.“

Bei Euroshop werden die Artikel auf jeden Fall aufgehoben. In zwei Jahren ist ja schon die nächste WM – und bis dahin werden sich die Nationalfarben wohl nicht ändern. Außerdem: Zwar sei nach einem deutschen Ausscheiden „relativ schnell Schluss mit dem Geschäft.“ Aber: „Das wird nicht passieren“, sagt Thürmer und lacht: „Bisher haben wir keine Erfahrungswerte damit.“

Im Jahr 2004 wurde Euroshop gegründet – nach dem desaströsen Ausscheiden der Nationalmannschaft in Portugal. Seitdem ging es für die Deutschen in allen großen Turnieren mindestens bis ins Halbfinale. Wenn das mal kein gutes Omen für die EM in Frankreich ist.