Es gibt Alternativen

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Dr. Klaus Fleißner und Dorothea Hofmann erläutern die Forschungsarbeit an den alten bayerischen Getreidesorten.
Fotos: Ralf Dieter
Die Landwirte hat der Regen am späten Donnerstagnachmittag gefreut. Die Organisatoren des Feldtages in Schwarzenau hätten sich noch ein paar Stunden Trockenheit gewünscht.
Foto: Ralf dieter
Der „shooting-star“ unter den Dauerkulturen: Die „Durchwachsene Silphie.“
Ralf Dieter

Feldtag in Schwarzenau: Dauerkulturen statt Mais, alte Getreidesorten statt neuer Züchtungen

Ausgerechnet an diesem Nachmittag ziehen dichte Gewitterwolken auf. Pünktlich zum Beginn des Feldtages fällt der Regen. Ein paar Interessierte sind lieber im Trockenen geblieben. Sie haben etwas verpasst.

In der Nähe des Lehr-, Versuchs- und Fachzentrums Schwarzenau, ein paar hundert Meter außerhalb des Ortes, ist vor fünf Jahren eine große Versuchsfläche angelegt worden. Alte Getreidesorten, neue Energiepflanzen und Wildpflanzenmischungen werden dort ausgesät, ihr Wuchs und ihre Reife über die Jahre beobachtet. Neun solcher Versuchsflächen gibt es im Freistaat. „Wir wollen beispielsweise die Auswirkungen dieser Pflanzen auf den Boden und auf den Wasserschutz untersuchen“, erklärte Dorothea Hofmann von der Landesanstalt für Landwirtschaft in Freising, die das Energiepflanzen-Projekt bayernweit koordiniert.

Für die Dauerkulturen ist Ulrich Deuter von der TFZ Straubing zuständig. Deren Vorteile liegen auf der Hand: Sie können deutlich länger stehen als Mais und Getreide – bis zu 15 Ertragsjahre sind möglich. „Pflanzenschutz und Bodenbearbeitung sind bei diesen Pflanzen deutlich reduziert“, versichert er. Als Rohstoff für Heizanlagen eignet sich nach den bisherigen Versuchen das Chinaschilf, auch Elefantengras genannt, besonders gut. Als Grundlage für Biogasanlagen ist das Riesenweizengras geeignet, das bei einem Ertrag von rund 80 Dezitonnen pro Hektar durchaus an die herkömmlichen Energieträger herankommt.

Als „shooting-star“ unter den Energiepflanzen bezeichnete Deuter allerdings die „Durchwachsene Silphie“, die in der Regel von Juli bis September blüht und damit auch Insekten und Bienen Nahrung bietet. 10 bis 15 Jahre kann sie auf einer Fläche stehen, liefert lediglich im ersten Jahr keinen Ertrag. Danach kann sich der Ertrag sehen lassen, liegt im Schnitt um rund 15 Prozent unter dem von Mais. In Oberfranken wird bereits eine rund 100 Hektar große Versuchsfläche mit der „Durchwachsenen Silphie“ bestückt, gerade hinsichtlich des Wasserschutzes versprechen sich die Forscher viel. „Sie durchwurzelt den Boden ganz ordentlich“, meinte Deuter. „Die Gefahr einer Nitratauswaschung ist damit eher gering.“

Mit einer ganz anderen Forschungsarbeit ist Dr. Klaus Fleißner von der Landesanstalt in Freising beschäftigt. Sein Ziel: Der Erhalt alter Sorten mit regionalem Bezug. Vom Berchtesgadener Vogel (einer Weizensorte), über das Blaue Bamberger Hörnchen (einer Kartoffelsorte) bis hin zum Pörnbacher Champagner-Roggen gibt es etliche regionale Sorten, die in Vergessenheit geraten sind. Aus Gendatenbanken lässt er sich fünf Gramm des jeweils erhaltenen Saatguts schicken, um es auf ausgesuchten Flächen anbauen und vermehren zu lassen. „Pflanzen sind lebendige Wesen“, sagt er. „Wir dürfen sie nicht in einem Keller bunkern, sondern müssen sie lebend erhalten.“

Die bisherigen Feldversuche sind durchaus vielversprechend. Natürlich gebe es Krankheiten. „Aber die machen den Ertrag nicht kaputt“, versichert er. Zumal viele dieser alten Sorten deutlich höher wachsen als die herkömmlichen Getreidesorten. „Der Pilz kommt in der Regel gar nicht bis aufs Fahnenblatt. Der Ertrag ist okay.“

Bei seiner Arbeit gehe es ihm allerdings weniger um die Wirtschaftlichkeit als vielmehr um den Erhalt alter Sorten. „Wir wissen nicht, was kommt“, sagt er. „Wir sollten diese Sorten auf jeden Fall präservieren.“ Auf seiner Liste befinden sich rund 700 verschiedene Getreidesorten. „Möglich, dass diese alten Sorten gesünder für manche Verbraucher sind als die neuen Züchtungen“, sagt er. Will heißen: Die alten Sorten könnten weniger allergen sein als die modernen.

Auch das soll in den kommenden Versuchen herausgefunden werden. Fleißner hofft, kleine, regionale Wirtschaftskreisläufe aus Landwirten, Mühlen und Bäckern aufbauen zu können, die den Anbau und die Verwendung dieser alten Sorten in der Praxis testen. Interesse sei durchaus vorhanden. Im Landkreis Kitzingen laufe beispielsweise ein Versuch mit der Sorte „Grells Unterfränkischer Landweizen.“ Die Bäckerei Gebert ist darin involviert.