Die Vhs in Kitzingen will Menschen endlich wieder zusammenbringen

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Richard Arndt-Landbeck und Cornelia Rauh von der Vhs Kitzingen stellen das Frühjahrs- und Sommerprogramm in Corona-Zeiten vor.
Foto: Ralf Dieter
Ein Themenschwerpunkt im kommenden Semester ist die „Bildung für nachhaltige Entwicklung“. Eine Veranstaltungsreihe zum Thema Streuobst in Mainfranken soll am 28. April starten.
Foto: Anna-Lena Bieneck

In diesen schwierigen Zeiten hoffen Richard Arndt-Landbeck und Cornelia Rauh auf möglichst viele Präsenzveranstaltungen. Weil fehlende soziale Kontakte krank machen..

Keine leichten Zeiten, aber sie wollen das Beste daraus machen. Kreativität ist gefragt, Flexibilität. Cornelia Rauh und Richard Arndt-Landbeck stellen beides unter Beweis. Jetzt müssen die Kunden der Vhs nur noch Vertrauen fassen – und die Bekämpfung der Pandemie endlich voranschreiten. Dünner ist das Programmheft für das Frühjahrs- und Sommersemester. Doppelt so dünn wie sonst. Kosten müssen an allen Ecken und Enden gespart werden. „Wir haben die umfangreichen Beschreibungen weggelassen“, erklärt Vhs-Geschäftsstellenleiter Arndt-Landbeck und seine Kollegin ergänzt. „Diese Informationen sind jederzeit bei uns abrufbar.“

Am Montag dieser Woche startete die Anmeldung für ein Semester, das abermals im Bann der Pandemie steht. Etwa 80 Prozent der Kurse des letzten Wintersemesters sind ausgefallen. Rund 600 Veranstaltungen werden in einem normalen Jahr angeboten, 2020 waren es nur 360. „Kein Unterricht, keine Gebühren“, sagt vhs-Leiterin Cornelia Rauh und zieht die Stirn in Falten. Die Einnahmeverluste betrugen für das Jahr 2020 rund 70 Prozent. Schlechter Trost: Die Vhs Kitzingen konnte auch ihre Ausgaben eindämmen. Honorare und Mieten mussten nicht bezahlt werden, die Mitarbeiter gingen schon früh im Jahr 2020 in Kurzarbeit.

„Wir haben auch über 80-Jährige, die online bei den Sprachkursen mitmachen.“
Cornelia Rauh, vhs-Leiterin

Das Jahr hat Spuren hinterlassen. Mehr als 100 Dozenten schließen normalerweise einen Vertrag mit der Vhs ab. Jetzt sind es nur noch 80. Es gibt Kurse, die unter den aktuellen Bedingungen nicht angeboten werden können – und es gibt Dozenten, die abgesprungen sind. „Manche haben sich andere Einnahmequellen gesucht“, sagt Arndt-Landbeck. „Verständlicherweise.“ Immerhin: Mehrere Kurse konnten online weitergeführt werden. Einige ältere Dozenten wollten diesen Weg nicht mitgehen, die meisten haben sich entsprechend fortgebildet. Und die Kunden waren willig. „Wir haben auch über 80-Jährige, die online bei den Sprachkursen mitmachen“, erklärt Cornelia Rauh erfreut. Das Interesse bei den Kunden ist da. Die ersten 500 Anmeldungen sind bereits für das neue Semester eingelaufen. „Damit haben wir nicht gerechnet“, gesteht Rauh.

Unsicherheit zehrt an den Nerven

Trotz mancher erfreulichen Entwicklung ist eines aber nicht zu leugnen: Die Unsicherheit zehrt an den Nerven, die Pandemie hinterlässt auch gesundheitliche Spuren. „Wir wollen diese Krise und ihre Folgen thematisieren“, kündigt Arndt-Landbeck an. Im Mittelpunkt steht die Frage, wie die Erfahrungen der letzten Monate langfristig verarbeitet werden können. Die Zahl der Depressionen und Angststörungen ist in Deutschland um rund 100 Prozent gestiegen, zitiert Arndt-Landbeck eine Studie. In Österreich sind es sogar 400 Prozent. Viele Menschen kämpfen mit Existenzängsten, der Stress hat zugenommen. Die Zahl der Kinder, die an Übergewicht leiden und körperliche Symptome zeigen, nimmt zu. Über allem steht der Mangel an sozialen Kontakten.

„Die Gesundheitsprävention gewinnt angesichts dieser Entwicklung immer mehr an Bedeutung“, sagt Arndt-Landbeck. Er befürchtet, dass immer mehr Menschen gar nicht mehr wissen, was eigentlich gut für sie ist. „In etlichen Veranstaltungen soll genau das thematisiert werden“, kündigt er an. „Wie wir wieder lernen, Kraft aus uns selbst zu schöpfen.“

Ausweichen auf online-Kurse möglich

50 neue Kurse bietet die Vhs im kommenden Semester an. Ihre beiden Leiter hoffen, dass die Kunden dabei wieder miteinander ins Gespräch kommen – trotz der notwendigen Beschränkungen in der Pandemie. „Das hat im letzten Semester auch ganz gut geklappt“, erinnert sich Cornelia Rauh und spricht beim sozialen Miteinander von einem ganz zentralen Faktor der Arbeit einer Volkshochschule. „Unsere Kunden wollen zusammen lernen, sich austauschen, sie wollen die Präsenz.“ Entsprechend sind alle Angebote als Präsenz-Veranstaltungen geplant. Sollten die Inzidenz-Zahlen ein Treffen unmöglich machen, wird ein Teil der Kurse online weitergeführt. Wer das nicht in Anspruch nehmen will, kann sich kostenfrei wieder abmelden. Rauh und Arndt-Landbeck hoffen, dass viele Kontakte möglich sein werden, schließlich sei auch für Erwachsene das soziale Lernen essenziell. „Und das war für ein Jahr unterbrochen.“

„Wir wollen Menschen zusammenbringen und eventuell eigene Projekte vor Ort anstoßen.“
Richard Arndt-Landbeck, vhs-Geschäftsstellenleiter

Im neuen Semester, das Mitte April startet, wird es auch einige Einzel-Veranstaltungen geben. Vorträge mit mehr als 50 bis 100 Gästen sind derzeit mit den geforderten Hygienekonzepten kaum umsetzbar. Das gleiche gilt für die geplanten Konzerte. Hundertprozentig sicher ist sich Arndt-Landbeck auch nicht, dass die geplanten Kabarettveranstaltungen tatsächlich stattfinden. „Die Künstler sind auf Tourneen angewiesen“, erklärt er. „Auf mehrere Veranstaltungen in wenigen Tagen.“ Ob diese Tourneen in den nächsten Wochen und Monaten stattfinden, sei eher ungewiss. Bei den beliebten Multivisions-Schauen ist er optimistischer. Unter den nötigen Abstandsregelungen werden sie wohl stattfinden können. Als Jahresthema 2021 hat die Vhs bundesweit den komplexen Bereich „Bildung für nachhaltige Entwicklung“ gewählt. Das Ziel lautet, die die 17 Nachhaltigkeitsziele der Vereinten Nationen intensiv und unter einem regionalen Blickwinkel zu beleuchten. In Zusammenarbeit mit dem Landratsamt wird es beispielsweise Vorträge und Exkursionen zu den Streuobstwiesen geben, die Frage wird aufgeworfen, wie Artenvielfalt vor Ort gefördert werden kann. „Wir wollen Menschen zusammenbringen und eventuell eigene Projekte vor Ort anstoßen“, formuliert Arndt-Landbeck einen Wunsch.

Jugendliche drehen einen Film

Das Kitzinger Programm startet bereits am Montag, 29. März, mit einer Premiere. Im Ferienfreizeitprogramm haben Jugendliche zwischen 14 und 18 Jahren die Möglichkeit, in acht Tagen einen Film zu produzieren, der im Roxy Kino aufgeführt werden soll. Das Projekt wird in Zusammenarbeit mit JungStil angeboten. Räumlichkeiten stehen für diese Auftaktveranstaltung ausreichend zur Verfügung. Bei anderen Kursen wird es eng. „Die Raumsituation in Kitzingen wird nicht leichter“, sagt Cornelia Rauh. Im Luitpoldbau gibt es nur kleine Zimmer, die in Corona-Zeiten kaum genutzt werden können. Also weicht die Vhs verstärkt auf Schulgebäude aus. Wenn die Florian-Geyer-Halle und die Wirtschaftsschule saniert werden, fallen etliche Alternativen weg. Ob die Sporthallen und Schwimmbäder in Kürze öffnen, sei noch nicht absehbar. „Wir planen von Woche zu Woche“, sagt Arndt-Landbeck. Ohne eine gewisse Flexibilität und Kreativität geht es in diesen Zeiten halt nicht.

Vhs-Semester

Anmeldung: www.vhs.kitzingen.info oder unter Tel. 09321/92994545 oder per Mail an vhs@stadt-kitzingen.de.

Das aktuelle Programm ist auf der Homepage einzusehen.

Semesterbeginn: 12. April. Der Start ist abhängig von einigen Faktoren: Machen die Sporthallen/Schwimmbäder/Fitnessstudios wieder auf? Wie sehen die Inzidenz-Zahlen im Landkreis aus? Wie wird der Stufenplan vor Ort umgesetzt?

Über die aktuellen Entwicklungen informiert die Vhs auf ihrer Homepage.

Präsenz versus Online: Zunächst sind alle Veranstaltungen als Präsenzveranstaltungen geplant. Sollte das Infektionsgeschehen ein Treffen vor Ort verhindern, können einige Kurse auch Online weitergeführt werden. Sollte ein Kursteilnehmer dann aussteigen wollen, entstehen ihm oder ihr keine Kosten.