Mit der Einführung einer Vorklasse in den Beruflichen Oberschule wird ein letztes Bindeglied zwischen Schularten geschlossen
Max kommt ein wenig später zum Termin. Er muss noch Spanisch pauken. Max hat der Ehrgeiz gepackt. Die Berufliche Oberschule in Kitzingen war für ihn genau die richtige Entscheidung. Nicht nur für den 19-Jährigen aus Mainstockheim.
Vor fünf Jahren startete ein Schulversuch in Bayern. Drei Berufliche Oberschulen waren dabei, unter anderem die Kitzinger. In einer Vorklasse sollten gerade diejenigen Schüler auf das Fachabitur vorbereitet werden, die angeblich nicht die besten Voraussetzungen mitbrachten: Absolventen der Mittlere-Reife-Klassen, der Mittelschulen und der Wirtschaftsschulen. „Früher hatten diese Schüler nur zwei Jahre, um sich auf das Fachabitur vorzubereiten“, erinnert Schulleiter i.V. Andreas Breitenbacher. „Dank des Schulversuches mit der Vorklasse sind es drei Jahre. Eine wichtige Lücke ist geschlossen worden.“
Jahr für Jahr profitieren davon 25 Schüler. Alleine in Kitzingen. Im Freistaat sind es viel mehr. Aus den drei Versuchsschulen sind rund 50 geworden. Breitenbacher geht davon aus, dass der Versuch schon recht bald die Regel wird. „In zwei bis drei Jahren sollte die Vorklasse auch offiziell anerkannt sein“, sagt er. Dann dürfen einzelne Berufliche Oberschulen auch mehr als eine Vorklasse bilden, wenn der Bedarf vor Ort groß genug ist. „Und das ist er“, versichert Breitenbacher.
In den ersten beiden Versuchsjahren war die Vorklasse noch in der „Außenstelle“ in Würzburg untergebracht, seit drei Jahren ist sie in Kitzingen ansässig. Die ersten Schüler stehen damit kurz vor ihrer Prüfung. Ende Mai geht es los. Max Pfeiffle ist guter Dinge, dass er die Herausforderungen meistern wird. „Wir haben hier vor allem die Hauptfächer intensiv beackert“, sagt der junge Mann, der in der privaten Jenaplan-Schule in Würzburg erst seinen Quali und dann die Mittlere Reife machte.
Eigentlich wollte er danach direkt auf die Fachoberschule. „Aber dann habe ich von der Vorklasse gehört und das war gut so. Der direkte Einstieg wäre ganz schön heftig geworden.“
Nach der Prüfung will Max Pfeiffle ein Studium im Bereich Ingenieurswesen aufnehmen. Die allgemeine Hochschulreife ist dafür Voraussetzung. „Deshalb pauke ich hier ja auch Spanisch“, sagt er und lacht.
Viele motivierte Schüler hat Peter Gröbner in den letzten drei Jahren erlebt. Etwa 90 Prozent des ersten Jahrgangs bereiten sich jetzt auf die Prüfung vor. So wie Natascha Bader, die vor fünf Jahren nicht im Traum daran gedacht hatte, dass sie mit 19 kurz vor einem Studienbeginn stehen könnte. Als sie noch auf die Mittelschule ging, wurde ihr jedenfalls von einer weiterführenden Schullaufbahn abgeraten. Doch Natascha hat sich durchgebissen. „Ohne Ehrgeiz und den Willen, an sich zu arbeiten, geht es aber nicht“, verdeutlicht Peter Gröbner.