„Viele Fahrer haben sich wieder bewusst Gedanken über ihre Geschwindigkeit gemacht und waren langsamer unterwegs“, sagte hingegen der bayerische Innen- und Verkehrsminister, Joachim Herrmann, im Hinblick auf den letztjährigen Blitzmarathon.
Viele Autofahrer verdächtigen die Beamten der „Abzocke“. Ein Vorwurf, den die Polizisten von sich weisen: „Wir positionieren uns so, dass wir von einem aufmerksamen Autofahrer gesehen werden“, erklärt Günther Reimann. Es werde möglichst erst 200 Meter nach einem Begrenzungsschild geblitzt.
Es gehe darum, Präsenz zu zeigen und präventiv tätig zu sein. Die Autofahrer sollen nicht das Gefühl bekommen, dass es „sichere“ Raserstrecken gibt. „Es geht leider nicht anders“, bedauert Hufnagel. Man könne nicht allein auf das Verantwortungsbewusstsein der Fahrer vertrauen. „Bei manchen Menschen setzt am Steuer einfach der Verstand aus.
“ Aus seiner Erfahrung wirken Blitzer erzieherisch. Zumindest mittelfristig erinnerten sich die Fahrer an die Blitzer, führen in der Folge vorsichtiger – zumindest eine Zeit lang. „Lasermessungen sind dabei besonders wirkungsvoll“, erklärt Hufnagel. Der Temposünder wird direkt rausgezogen und mit seinem Vergehen konfrontiert. Das wirke mehr und besser als ein unscharfes Foto, das erst einige Wochen später im Briefkasten liegt.
Mindestens einmal täglich sind die Beamten der Polizeiinspektion deshalb mit ihrem Lasergerät im Landkreis unterwegs. Dazu kommen noch Kontrollen der Verkehrspolizei Biebelried. Besonders an Unfallschwerpunkten stehen die Blitzer regelmäßig. Bei der statistischen Auswertung der Unfälle im Landkreis – über 2000 waren es im Jahr 2015 – werden solche Punkte identifiziert. Zeigt sich ein Zusammenhang mit hoher Geschwindigkeit können Tempolimits eingeführt oder verschärft werden. So ist es beispielsweise auf der B 8 nahe der Autobahnauffahrt geschehen. Seitdem ging die Zahl der Schwerverletzten auf der Strecke zurück.
„Die Zahl der tödlichen Unfälle geht in Kitzingen zurück.“
Harald Hufnagel über die Verkehrsentwicklung
Auch insgesamt ist Harald Hufnagel einigermaßen zufrieden mit der Situation im Landkreis: „Die Zahl der tödlichen Unfälle geht in Kitzingen zurück.“ Was für diese Entwicklung letztlich verantwortlich sei, lasse sich nicht so ohne weiteres feststellen: Sicherere Autos, bessere Straßenverhältnisse oder „unsere Arbeit als Polizei“, es sind mehrere Faktoren denkbar.
Verständnis fehlt Harald Hufnagel indes nicht nur für die Raser. Auch die vielen Autofahrer, die die entgegenkommenden Autos per Lichthupe warnen, ärgern ihn. „Niemand will, dass er durch Raser gefährdet wird. Dennoch sind viele Menschen der Meinung, andere warnen zu müssen. “ Insgesamt zeige sich ein seltsames Verhältnis der Menschen zu ihren Autos und den Gefahren des Straßenverkehrs. „Ein tödlicher Autounfall wird öffentlich mehr oder weniger hingenommen.“ Anders sehe es bei Flugzeugunglücken oder gar Morden aus. Dabei ist das Ergebnis überall gleich: Menschen sterben.
Und was das heißt, weiß Harald Hufnagel genau: Schon öfters musste er Angehörigen mitteilen, dass ein geliebter Mensch auf der Straße gestorben ist. „Das ist schlimmer als der Unfallort selbst“, erzählt der Beamte. „Das sind Erinnerungen, die man nicht vergisst.“