Die Zeiten, als man mit dem bloßen Anbau von einem Dutzend Hektar Zuckerrüben gutes Geld verdiente, seien längst vorbei. Der Druck auf die Branche wächst. Auch der psychische. „Nicht umsonst ist die Suizidrate bei Landwirten höher als in anderen Berufen“, sagt Hopf und schaut nachdenklich über seine Felder. In den USA beispielsweise liege sie unter Farmern dreimal so hoch wie im Rest der Bevölkerung und damit noch viel höher als in Deutschland. „Das zeigt, dass Wachstum alleine die Probleme nicht löst“, so Hopf.
Der 65-Jährige hat Elektrotechnik studiert. Als sein Bruder früh verstarb, hat er den elterlichen Betrieb übernommen. „Ich habe es nie bereut“, versichert er. Christian Streckfuß will das in 30 Jahren auch einmal behaupten. „Dafür müssen aber die Rahmenbedingungen passen“, meint er. Nicht nur die Landwirte selbst seien in der Pflicht, auch die Politiker und die Verbraucher müssten ihren Teil beitragen, damit sich die Landwirtschaft in Deutschland auch in drei Jahrzehnten noch rentiert. Derzeit gäbe es zu viele Hürden und Ungerechtigkeiten.
Beispiel Pflanzenschutz: In Ländern wie Polen oder Rumänien gibt es deutlich weniger Auflagen und für die Produktion von Zuckerrüben überdies eine Förderung von 600 Euro pro Hektar. „In Deutschland schon länger nichts mehr“, betont Streckfuß. Sein Vorwurf: Als deutscher Landwirt müsse man mit dem Weltmarkt konkurrieren, aber schon innerhalb der EU seien die Voraussetzungen ungleich.
Beispiel Gülleausbringung: August Hopf praktiziert seit vielen Jahren die bodennahe Ausbringung, wie sie ab diesem Herbst von allen Landwirten gefordert wird. „Dank unserer örtlichen Maschinengemeinschaft lagen die Ausbringungskosten bei rund vier Euro pro Kubik“, erklärt er. Bislang ist diese Methode mit 1,50 Euro pro Kubik gefördert worden. Jetzt fällt die Förderung weg. „Aber die Anschaffungskosten für die neuen Gerätschaften sind nach wie vor hoch“, ärgert sich Streckfuß.
Beispiel Tierwohl: Eine artgerechte Haltung ist ohne den Umbau von Ställen nicht zu machen. Und der kostet Geld. Geld, das sich irgendwann wieder amortisieren müsste. „Das geht nur mit den Verbrauchern.“
Die greifen aber nach wie vor in großer Zahl nach der Billigware in den Discountern. „Die Wertschätzung für unsere Lebensmittel ist im Keller“, ärgert sich der 38-Jährige. Etwa zehn Prozent ihres Einkommens geben deutsche Verbraucher für Lebensmittel aus.
„Die Wertschätzung für unsere Lebensmittel ist im Keller.“
Christian Streckfuß, hat den Betrieb gepachtet
In Frankreich oder Spanien liegt die Rate bei 15 bis 20 Prozent. „Da müssten wir auch hinkommen“, wünscht sich der Landwirt. Wenn nebenher der überbordende Bürokratismus gesenkt wird, kann er sich eine gute Zukunft als Landwirt vorstellen.
Vor 20 Jahren waren die 76 Hektar, die August Hopf zuletzt bewirtschaftete, noch absolut auskömmlich. „Vor allem, wenn man viel Zuckerrüben hatte.“ Mit den Jahren ist es immer schwieriger geworden. „Du drehst dich im Kreis“, beschreibt Christian Streckfuß seine Gefühle. Dennoch hat er den besonderen Weg mit August Hopf gewählt. Ein Weg, von dem er überzeugt ist. Ein Weg, der für andere Landwirte vielleicht als Vorbild dient.