Eine Folge des trockenen und heißen Sommers: Die Rußrindenkrankheit hat den Landkreis Kitzingen erreicht. Besonders betroffen ist der Wald bei Biebelried. Auch für Menschen sind die Pilzsporen gefährlich.
„Tot. Tot. Tot.“ Edgar Kleinschroth von der Waldkörperschaft Biebelried geht strammen Schrittes durch den Wald und deutet auf Kirsche, Esche, Eiche... Besonders häufig aber auf Ahornbäume. Denen setzt die Rußrindenkrankheit zu. Im Sommer letzten Jahres hat die aus den USA stammende Krankheit erstmals Franken erreicht. Der Wald rund um Biebelried ist besonders betroffen.
Der Stamm ist dunkel, dünne Wasserreißer bahnen sich den Weg aus dem Stamm, die Rinde platzt ab. Dr. Peter Aichmüller vom Amt für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten fasst ein Stück der Rinde an, schon bröckelt sie ab. Darunter kommt dunkler Staub zutage. Der Förster wischt mit dem Finger darüber, die Spur bleibt auf dem Zeigefinger hängen – oder besser die Sporen des Pilzes „Cryptostroma corticale“. Das ist der Pilz, der für geschwächte Ahornbäume den Tod bedeuten kann. Und der auch für den Menschen nicht ungefährlich ist.
Vergangenen Sommer haben drei Ämter für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten die Bayerische Landesanstalt für Wald und Forstwirtschaft (LWF) alarmiert: An Ahornstämmen zeigte sich das charakteristische Schadensbild der Rußrindenkrankheit. Ein Forschungsteam kam im Herbst in das Gebiet der Waldkörperschaft Biebelried, um sich die befallenen Bäume genauer anzuschauen und an der Krankheit zu forschen, die es in unserer Region bislang nicht gab.
Um 1890 wurde sie erstmals in den USA und Kanada beschrieben, berichtet Peter Aichmüller. In Europa trat sie 1945 erstmals am Bergahorn auf, so die LWF, dann in anderen europäischen Ländern und 2005 schließlich auch in Deutschland. Es sei nur eine Frage der Zeit gewesen, bis die Krankheit auch in den wärmebegünstigten Gebieten in Bayern auftauchen würde.
Der warme und trockene Landkreis Kitzingen ist damit wie geschaffen für den Pilz, vor allem nach dem trockenen Sommer des letzten Jahres. Latent ist der Pilz häufig am Ahorn vorhanden und auch nicht immer schädlich. Der Baum hat im Normalfall genug Kraft, sich zu wehren. Die Rußrindenkrankheit tritt dann auf, wenn die Bäume gestresst und geschwächt sind, wie eben durch außergewöhnlich lange Sommer mit Trockenheit, Wassermangel und großer Hitze, so die LWF. Auch starke Immissionen aus dem Straßenverkehr spielen wohl eine Rolle.
Schüttelfrost, Atemnot und Fieber
Der Ursprung des Namens Rußrindenkrankheit liegt in den schwarzen Sporen, die sich unter der Rinde bilden und dort einen bis zu einen Zentimeter dicken Belag bilden können, der wie Ruß aussieht. „Pro Quadratzentimeter sind es bis zu 100.000 Sporen“, sagt Peter Aichmüller. Platzt die Rinde ab, werden sie vom Wind verbreitet oder vom Regen abgewaschen.
Keinesfalls als Brennholz nutzen
Kommt der Mensch mit den schwarzen Sporen in Verbindung, kann es gefährlich werden. Werden sie eingeatmet, können sie die so genannte Farmerlunge, das sind Entzündungen der Lungenbläschen, hervorrufen, informiert die Sozialversicherung für Landwirtschaft, Forsten und Gartenbau. Sechs bis acht Stunden nach dem Einatmen kann es zu Reizhusten, Fieber, Schüttelfrost und Atemnot kommen. Die Symptome halten mehrere Stunden, selten über Tage oder Wochen an. Der Landkreis Nürnberger Land hat in dieser Woche vorsichtshalber Hausärzte und Krankenhäuser über die Rußrindenkrankheit unterrichtet und die Öffentlichkeit in einer Pressemitteilung informiert.