Warum nicht?
Ich hab' noch nie getanzt. In den Landkreis-Discos „Galaxy“ und „Crazy Feet“ gehörte ich zu denen, die neben der Tanzfläche standen und mit dem Kopf nickten.
Du wirkst wirklich sehr gechillt für einen, der gerade die Goldene Kamera gewonnen hat! Was müsste passieren, damit Du mal richtig ausflippst vor Glück?
Puh, naja... (lacht) Beim Oscar würde ich zumindest mal ein bisschen ausrasten. Oder beim Europäischen Filmpreis.
Ungefähr vor 15 Jahren hast Du für die „Junge Seite“ der Lokalzeitung die Kinokritiken geschrieben. Jetzt bis Du selbst quasi ein Filmheld. Hättest Du Dir das damals träumen lassen?
Ich habe damals 170 Kritiken geschrieben. Dreimal die Woche ins Kino zu gehen – für mich gab's nichts Schöneres. Und beim Kritik-Schreiben habe ich echt viel gelernt übers Filmemachen und den deutschen Film. Aber was wirklich dazu gehört, um sich voll und ganz aufs Filmemachen zu spezialisieren, das musste ich selbst erst mal herausfinden.
Und was gehört dazu?
Eine totale Naivität. Deshalb sind Schauspieler oft so spezielle Menschen. Man braucht ganz viel Ehrgeiz, Fleiß und Disziplin, muss aber auch naiv genug sein, das Ergebnis einfach zu akzeptieren. Jeder, der Schiss vor Misserfolg oder ein zu großes Sicherheitsdenken hat, ist in der Branche fehl am Platz. Es dauert meist eine ganze Weile, bis man in der Branche wer ist.
Auf Teufel komm' raus wer zu sein, das kam Dir ohnehin nie in den Sinn, oder?
Ich wollte immer speziellere Projekte machen und ecke auch gerne mal an. Egal, ob Tatort oder Kinofilm: Ich nehme nur Projekte an, an die ich wirklich glaube.
Durfte eigentlich jeder seine Goldene Kamera gleich mit heimnehmen?
Es gab gar nicht für jeden eine – sondern nur eine für alle. Ich weiß gar nicht, wer sie am Ende mit heim genommen hat.
Was sind Deine nächsten Ziele?
Ich möchte auf jeden Fall mal was Unterhaltsameres machen, sonst denken die Leute noch, ich hätte nur Abgründe in mir. Deshalb schreibe ich gerade an einer Kinokomödie. Außerdem arbeite ich an meinem Herzblut-Projekt weiter, einer Serie, die in Frankfurt, Luxemburg, Berlin, London und auf Bahrain gedreht wurde und deren Creator und Head-Autor ich bin: „Bad Banks“. Die erste Staffel wird Ende des Jahres im ZDF und auf Arte zu sehen sein. „Bad Banks“ spielt in der Finanzbranche. Für meine Recherchen habe ich mich heimlich mit Chef-Investmentbankern getroffen – sehr spannend! Es geht um weit mehr als Macht und Geld. Eine junge, begabte Investmentbankerin, gespielt von Paula Beer, droht die nächste Finanzkrise auszulösen. Désirée Nosbusch spielt ihre Ex-Chefin.
Im Herbst kommt auch Dein neuer Film „Die Vierhändige“ ins Kino.
Dafür habe ich das Drehbuch verfasst und Regie geführt. Es ist eine extrem spannende, psychologische Geschichte um ein Geschwisterpaar. Ich bin sehr zufrieden mit dem Film.
Die Film- und Fernsehlandschaft wandelt sich stark. Wohin geht die Reise?
Wir Deutschen sind immer fünf bis zehn Jahre hintendran. Der wirkliche Trend, die High-quality-Projekte etwa aus Dänemark, Großbritannien, USA oder Südkorea, gehen an uns erst mal vorbei. Das führt dazu, dass junge Leute oft gar kein Fernsehgerät mehr haben; auch ich gucke nur noch „on demand“. Wir jungen Filmemacher orientieren uns auch deshalb viel internationaler. Der Konkurrenzdruck ist groß, aber ich bin sicher, dass man mit Qualität überzeugen kann.