Erst acht Jahre alt und schon fast Profi. Der junge Cellist Seeko und seine Lehrerin über Talent, Übung und Druck. Und im Video: "Gavotte" von J. B. Lully.
Seeko van Schwartzenberg ist höchst konzentriert. Die Augen auf die Noten geheftet, die Unterlippe leicht vorgewölbt. Präzise setzt er die Finger auf das Griffbrett seines Cellos. Mit der Rechten zieht er den Bogen über die Saiten. Der Ton sitzt. Seeko ist erst acht Jahre alt, aber schon ganz Profi. Weißes Hemd, saubere Jeans – immer ein Lächeln parat für die Kamera. Dabei ist das heute eigentlich nur eine Übungsstunde.
Ob er später mal Musiker werden will? Seeko überlegt lange, dann sagt er sicher und bestimmt: „Ja, ich will Musiker werden!“ Es klingt so, als meine er es ernst – auch wenn seine Lehrerin Eva Brönner und Seekos Vater lachen müssen: „Das ist das erste Mal, dass wir das von ihm hören“, sagt Martin van Schwartzenberg.
Bereits seit mehr als drei Jahren übt Seeko fleißig fast jeden Tag. „Nur in den Ferien lass ich es manchmal sein“, sagt der kleine Cellist. Doch wie kommt man als Vierjähriger auf die Idee, Cello spielen zu wollen? Seine ältere Schwester spielt Geige – „also kam das schon mal nicht in Frage“, sagt der Vater. Ich mag das Cello, weil es so groß ist“, sagt Seeko. Und wer ist besser? Seeko überlegt. „Meine Schwester kann besser spielen – dafür kann ich mehr Lagen“, sagt er schließlich diplomatisch. Da müssen doch auch seine Freunde neidisch sein? „Nö“, sagt Seeko schelmisch. „Die hören mir ja nie zu, wenn ich was vorspiele!“
Viele Monate üben
Musik ist sehr wichtig in der Familie Schwartzenberg. „Wir haben Seeko gefragt, welches Instrument willst du spielen? Die Antwortmöglichkeit 'keins' gab es nicht“, erzählt Martin van Schwartzenberg und lacht. Druck hätten sie aber nicht ausgeübt. „Musik gehört einfach dazu, sie ist ein Bestandteil des Tages.“
Und das zeitigt Erfolge: Beim Regionalwettbewerb „Jugend musiziert“ in Schwäbisch-Hall gewann Seeko im Februar den ersten Preis. Dabei hätte Seeko fast gar nicht mitgemacht. „Wir haben lange überlegt, ob wir uns das antun sollen“, erzählt Eva Brönner. Schließlich bedeutet so ein Wettbewerb mehrmonatiges üben. Immer wieder die selben Stücke – das kann auf Dauer schon langweilig werden. Doch Seeko habe gut mitgezogen. Und gelohnt hat es sich ja.
Eva Brönner erklärt, dass Kinder, die so früh anfangen ein Instrument zu lernen, später kaum einzuholen sind. „Es gibt für alles eine Zeit, in der man es ganz einfach lernt – wie bei der Sprache“, erklärt Brönner. „Ich glaube bei der Musik ist das auch so.“
Wenn junge Kinder schon so gut Instrumente spielen, ist schnell von außergewöhnlichem Talent oder gar „Wunderkindern“ die Rede. Brönner relativiert jedoch: „Mein Vater hat mir immer gesagt: Nur etwa ein Prozent ist Talent, der Rest ist Übung.“ Aber natürlich spielt auch das Talent eine Rolle, sagt die gebürtige Pragerin und lächelt ihren kleinen Musterschüler an.