Doch nun seien Regeln eingeführt wurden, die es beispielsweise älteren Menschen erschweren, Nachweise dafür zu bringen, dass sie die regelmäßigen Kreditraten leisten können. „Da ist man über das Ziel hinausgeschossen.“ Das bedeutet nicht nur für die Banken einen Verlust – vor allem Rentner werden hart getroffen, wenn sie nicht über genügend regelmäßige Einkünfte verfügen.
Das Bankgeschäft befindet sich im Wandel. Sowohl bei der VR-Bank als auch bei der Sparkasse sieht man die Digitalisierung des Bankgeschäfts als größte Herausforderung. „Schon heute macht die Hälfte unserer Kunden ihre Geschäfte Online“, sagt Hadwiger. „Ich bin davon überzeugt, dass in fünf Jahren praktisch nichts mehr bei der Bank in Papierform gemacht wird“, ergänzt Köppel. Dazu komme der enorme Kostendruck, unter denen die Banken heute stünden. Im Ergebnis werde sich das Filialnetz verändern. Bei der Sparkasse wurde gerade die Etwashäuser Filiale geschlossen. „Ich denke, in den nächsten Jahren werden weitere folgen“, bestätigt Hadwiger. Vom grundsätzlichen Ziel, gut erreichbar für die Kunden zu sein, wolle man sich aber nicht verabschieden. „Wir wollen unsere Präsenz auf dem Land erhalten – nur eben nicht in dieser extremen Form.“
Das selbe Ziel hat man auch bei der Volks- und Raiffeisenbank. „Bis zum Jahr 2020 bleibt unser Filialnetz so bestehen“, versichert Köppel. Allerdings müsse klar sein, dass nicht alle Angelegenheiten in jeder Außenstelle erledigt werden könnten und man für manche Dinge zur Zentrale in Kitzingen fahren müsse. Auch der dort geplante Bau einer Parkgarage ist in diesem Zusammenhang zu sehen. „Die Kunden haben dafür Verständnis“, ist Köppel sicher. Das habe eine Mitgliederbefragung bestätigt.
Ein kleineres Filialnetz, Digitalisierung und Spezialisierung – das klingt nach Personalabbau. „Als ich angefangen habe, hatten wir noch über 120 Mitarbeiter. Mittlerweile sind es nur noch 91, bis 2019 wollen wir unter 80 sein“, so der Vorstand der VR-Bank. Entlassungen soll es dabei nicht geben. Stattdessen sollen aus Altersgründen ausscheidende Mitarbeiter nicht ersetzt werden. Auch bei der Sparkasse bereitet man sich auf Personalschrumpfung vor: „In den letzten Jahren hatten wir immer 60 Auszubildende. Dieses Jahr sind es nur 40“, sagt Hadwiger.
Nicht nur sie sollten etwas über Geld lernen. Für Roland Köppel wird da schon in der Schulzeit einiges versäumt – das sei ein Problem in einer Gesellschaft, die auf Geld basiert. „In der Schule lernt man fast nichts über Wirtschaft und Geld.“ Gerade das Verständnis, wie der Zinseszins wirkt, sei vielen Menschen fremd – und wie er die Altersvorsorge der Menschen beeinflusst.
Hermann Hadwiger nennt ein Beispiel: Ein 20-Jähriger legt 10 000 Euro für 40 Jahre als Altersrücklage an. Bei einem Zinssatz von einem Prozent hätte der Mann mit 60 Jahren 14 888 Euro angespart. Bei einem Zinssatz von fünf Prozent wären es hingegen über 70 000 Euro.
Kommentar
Windige Banken?
Dem amerikanischen Schriftsteller Mark Twain wird folgendes Bonmots zugeschrieben: „Ein Bankier ist ein Kerl, der Ihnen bei schönem Wetter einen Regenschirm leiht und ihn zurückverlangt, sobald es regnet.“
Kritik an Banken ist demnach nicht neu – Mark Twain wurde 1835 geboren. Und auch Thomas Jefferson, von 1801 bis 1809 dritter Präsident der USA, hatte dazu etwas zu sagen: „Banken sind gefährlicher als stehende Armeen.“
Das klingt ganz schön hart. Doch eine Bedrohung muss ja nicht immer absichtlich herraufbeschworen sein. Nicht hinter jeden Katastrophe steht ein Bösewicht. Das sieht man in der Natur: Ohne Wind wäre Leben nicht möglich. Er transportiert warme Luftmassen dorthin, wo es zu kalt ist und sorgt damit dafür, dass es bei uns im Allgemeinen doch recht angenehm ist. Außerdem erzeugt er einen immer größeren Anteil unseres Stromes. Und Windbestäubung geht ja auch nicht ohne Wind – das sagt ja schon der Name.
Trotzdem: All das wird Ihnen herzlich egal sein, wenn ein Sturm ihr Haus abdeckt. Genauso wie Ihnen egal sein wird, dass sie jahrelang ihr Geld bei der Bank angelegt haben, wenn sie wegen der nächsten Finanzkrise Ihren Job verlieren.
Banken transportieren, schnell wie der Wind, Geld von denen, die es anlegen wollen zu jenen, die es investieren wollen – und sollen so im besten Fall einen Ausgleich beider Gruppen gewährleisten. Außerdem ermöglichen sie den Zahlungsverkehr. Genaugenommen schöpfen sie sogar erst unser Geld – im Sinne davon, dass sie es erschaffen. Logisch, das sie dafür auch etwas „abschöpfen“ wollen.
Wem das Verhalten der Banken nicht passt, dem sollte klar sein, dass er eines der wichtigsten Elemente unserer Gesellschaft kritisiert. Banken einfach abschaffen – und sich mit Mitte 30 trotzdem ein Haus bauen? Das ist schwierig. Wer das ändern will, muss schon an eine echte Revolution denken, wie jene von der Windbestäubung hin zur Bestäubung durch Insekten.
Doch was macht Banken so mächtig? Hintergrund ist der Zinseszins – jenes Ding, das Albert Einstein einmal als „die größte Erfindung der Menschheit“ bezeichnet haben soll. Ein berühmtes Beispiel seiner Wirkung ist der „Josefpfennig“: Wenn Josef von Nazareth im Jahre 0 einen Pfennig bei 5 Prozent Verzinsung angelegt hätte, wie viel Geld hätte er dann im Jahr 2000 gehabt? Die Lösung lässt sich in Geld nicht mehr sinnvoll ausdrücken: Es wären weit über 1 Million Sonnenmassen oder über 400 Milliarden Erdmassen puren Goldes.