Führungen sind ein wichtiger Baustein im Tourismus. Dabei reicht es längst nicht mehr, nur Zahlen und Fakten zu präsentieren, weiß Ingrid Behringer, 2. Vorsitzende des Vereins Gästeführer Weinerlebnis Franken. Der Gast von heute möchte ein Erlebnis.
Ende Februar/Anfang März wird traditionell der Weltgästeführertag begangen. Gelegenheit, ein Angebot genauer anzuschauen, das von Touristen gern und sehr gut angenommen wird. Einheimische aber sind eher selten unter den Teilnehmern – und damit entgeht ihnen viel. Denn bei Führungen geht es längst nicht mehr nur um Zahlen und Fakten. Es geht um das Erlebnis.
Wie viele Gästeführer es im Landkreis gibt, ist schwer zu sagen. Es gibt die Gästeführer Weinerlebnis Franken, Stadtführer, Kräuterführer, Gartenführer und viele mehr. Es gibt Dorfspaziergänge, Wanderführungen, Weinbergsführungen, Kirchenführungen, Kutsch- und Planwagenfahrten, Segwaytouren und weitere Angebote. Häufig werden die Führungen in den örtlichen Tourist-Informationen gebucht, aber längst nicht alle. Oft wenden sich die Gäste auch direkt an die Führer oder werden von den Gemeinden an sie verwiesen.
Im Verein Gästeführer Weinerlebnis Franken haben sich 280 Gästeführer zusammengeschlossen, die die gleichnamige Ausbildung an der LWG Veitshöchheim abgeschlossen haben. 74 von ihnen kommen aus dem Landkreis Kitzingen. Ihr Schwerpunkt – der Name sagt es – liegt bei den Führungen rund um das Thema Wein, wobei es weit mehr gibt als nur Wanderungen durch die Weinberge. Auch Wälder und Wiesen erkunden die Gruppen, sie besuchen Dörfer, Städte und außergewöhnliche Plätze wie die magischen Orte des terroir f und führen Weinseminare durch.
Ingrid Behringer ist eine von ihnen und sie ist zugleich 2. Vorsitzende des Vereins. „Die Gästeführer sind alles Individualisten“, sagt sie, „jeder hat ein anderes Talent, andere Themen, ein anderes Portfolio.“ Sie selbst zum Beispiel ist nicht nur Gästeführerin Weinerlebnis Franken, sondern auch Gewürzsommelier, Käsesommelier und Weindozentin, außerdem leidenschaftliche Jägerin. Dass sich dies in ihren Führungen niederschlägt, ist nur logisch. „Wenn beim Gang durch die Weinberge was kreucht und fleucht, sag' ich was dazu“, sagt die Abtswinderin und lacht.
Sie lacht häufig, wenn sie von Erlebnissen mit Gästen erzählt. Die Führungen machen ihr Spaß. Und genau das ist es ihrer Ansicht nach auch, was einen guten Gästeführer ausmacht: Er muss Spaß haben an dem, was er tut. „Das merken die Gäste. Dann springt der Funke über.“
Der Weinbau, die Weingeschichte, der Weintourismus, Flora und Fauna, die Geschichte der Region und der Orte, die Landschaft: all das spielt bei den Führungen eine Rolle und wird entsprechend auch bei der Ausbildung der Gästeführer Weinerlebnis Franken gelehrt. Doch auch wenn sie Routine hat und viel weiß – unvorbereitet geht Ingrid Behringer trotzdem nie mit ihren Gästen los. Im Vorfeld informiert sie sich zunächst einmal darüber, wer da eigentlich zu ihr kommt. „Ich empfange eine Gruppe Frauen anders als eine Gruppe Banker“, sagt sie, und lacht: „Die Banker kriegen mehr Zahlen, die Frauen mehr Emotionen.“ Dass die Menschen unterschiedlich sind, mache einen Teil des Reizes ihrer Tätigkeit aus. Dass ab und an schwierige Menschen dabei sind, ist für sie kein Problem. „Man muss auch Besserwisser ernst nehmen. Man darf sie nie bloßstellen, muss sie einbeziehen, darf aber die Leitung der Gruppe nicht aus der Hand geben.“ Auch das sind Dinge, die Gästeführer lernen. „Das wird in der Ausbildung gezielt geübt.“
Bei der Begrüßung schaut sich die Führerin ihre Gruppe genau an, ohne dass die es groß bemerkt. Sind Teilnehmer schwer zu Fuß, stellt sie schon mal die Tour vor Beginn um. „Ich wähle die Route, auf der sich jeder aufgehoben fühlt.“ Und bei der Tour selbst gibt es dann eben nicht nur Zahlen und Fakten, Infos zum Wein und besondere Geschichten zu hören. Der Wein wird probiert, der Weinstock angefasst, an Blüten gerochen. Mit dem Wein hat der Landkreis da natürlich einen besonderen Trumpf, sagt Behringer. „Das Produkt spielt uns Gäste zu.“