Die Geschichte des Krapfens ist lang und voller Missverständnisse. Da wäre die Frage: Wer hat ihn erfunden? Die Schweizer? Nein, nicht wirklich. Auch wenn sie gerne auf ihre eigene lange Tradition der Krapfen verweisen – „Kösikrapfen“ und „Zigerkrapfen“ kann man beim besten Willen nicht als echte Krapfen bezeichnen – zumal die Schweizer Gebäckstücke dreieckig statt rund sind. Wie es besser geht, zeigt die Bäckerei Will in Kitzingen.
„Rund 1000 Stück stellen wir aktuell pro Tag her“, erzählt Marcus Will. „An den Faschingshochtagen können es 5000 pro Tag sein.“ Der 36-jährige Bäckermeister führt das Familienunternehmen Will in sechster Generation. Dieses Jahr haben die Wills 165. Jubiläum. „Bei uns hat der Krapfen einen hohen Stellenwert – dafür sind wir auch bekannt“, sagt Marcus Will stolz.
Kann er dann vielleicht Licht in die Herkunft des Gebäcks bringen? „Da weiß ich aus dem Stegreif auch nicht viel“, sagt Will und lacht. „Da müssten Sie vielleicht noch weiter recherchieren.“
Gesagt, getan. Angeblich gab es schon bei den alten Ägyptern in Fett schwimmendes Gebäck. So seien in einem alten ägyptischen Grab krapfenähnliche kleine Kuchen gefunden wurden, weiß der Bayerische Rundfunk zu berichten. Bei den Römern soll es „Globuli“ gegeben haben, kleine, in Fett ausgebratene Teigkügelchen.
Und die Griechen sollen Krapfen ihrer Göttin Ceres als Opfer dargebracht haben. Bei solch „globaler“ Geschichte würde es nicht verwundern, wenn auch die Chinesen bei der Entwicklung des Krapfens ihre Finger im Spiel gehabt hätten. Die Quellenlage dazu ist aber schwach, beziehungsweise: gar nicht vorhanden.
Realistischer ist da schon die Suche im europäischen Mittelalter. Beispielsweise im Wien des 17. Jahrhunderts. Genauer bei der Hofratsköchin Cäcilie, die, wie es der Zufall will, Krapf mit Nachnamen hieß. Sie soll erstmals runde Krapfen gebacken haben. Es geht die Mär, dass sie einen Teig ob einer unglücklichen Liebe wütend knetete und in heißes Fett schmiss.
Ein weiterer Verdächtiger ist ein Berliner Zuckerbäcker. Der habe um 1750 unter Friedrich dem Großen zwar einen gar schlechten Kanonier abgegeben haben. Dafür sei er auf die glückliche Idee gekommen, Teigballen in Form von Kanonenkugeln in heißem Fett zuzubereiten. Daher auch der Name „Berliner“, so die Geschichte.
Gerade mit den Namen ist das so eine Sache. „Ich bin ein Berliner“, sagte John F. Kennedy 1963 in der deutschen Hauptstadt voller Überzeugung. Beim Krapfen kann man sich da nicht so sicher sein. Zwar ist der Name tatsächlich weit verbreitet, doch kursiert eine Vielzahl von mehr oder weniger kreativen Alternativen. „Auszogne“ sagen unsere Nachbarn im Süden. Der bayerische – nicht fränkische! – Krapfen ist, wie könnte es anders sein, gänzlich anders als im Rest von Deutschland. Der auch verwendete Begriff „Knieküchle“ verweist schon auf Form und Herkunft: Das längliche Gebäck wurde früher von den Bauersfrauen über dem Knie geformt.