Detlev Bachmann hat Anfang der 1980er Jahre seine Ausbildung in dem Bekleidungsgeschäft absolviert, kennt die Branche, das Angebot, die Kunden. „Ich wusste, was hier passiert.“ Als die Familie Fitschen, Nachkommen der Ottos, verkaufte, stieg er als stiller Teilhaber des neuen Besitzers Manfred Nöth mit ein, und als Nöth überraschend verstarb, übernahm Detlev Bachmann ganz. „Es war klar, dass ich weitermache. Es wäre schade gewesen um das alteingesessene Geschäft.“
Inzwischen ist mit Domenic Bachmann die nächste Generation mit im Boot. Ob der 21-Jährige, der nach seiner Ausbildung bei Otto derzeit Textiltechnologie und Textilmanagement studiert und nebenbei im Geschäft mitarbeitet, es tatsächlich einmal übernehmen wird, ist noch nicht sicher. „Ich hoffe, dass er mit einsteigt“, sagt der Vater. Aber er kann auch verstehen, dass sein Sohn einen Studiengang gewählt hat, der breiter aufgestellt ist und sich nicht allein auf Herrenmode im Einzelhandel konzentriert. Schließlich weiß man in Zeiten der zunehmenden Internet-Bestellungen nie, wie die Situation in zehn oder mehr Jahren ist.
Dabei hat ein Herren-Fachgeschäft für Mode viele Vorteile gegenüber dem anonymen Internet. Das wissen die Kunden zu schätzen – die aus Kitzingen und von außerhalb. Ausführliche, individuelle und richtige Beratung ist selbstverständlich, eine Änderungsschneiderei passt an, wenn es nötig ist. Mehr bieten als andere ist wichtig, wenn ein Geschäft Zukunft haben soll. „Wir wollen, dass der Kunde gut aussieht und dass ihm alles passt“, sagt Detlev Bachmann.
Ein Ziel, das Otto auch in vielen Jahren noch erfüllen wird, wenn es nach dem Inhaber geht. „Klar denke ich schon langsam an die Zukunft“, sagt der 54-Jährige. Sein Geschäft dafür fit zu machen, dazu gehört auch, dass er immer wieder investiert. Im Inneren, wie auch im Äußeren. Manches sieht man schon, manches kommt erst noch. Die Fassadengestaltung, die in den 1970er Jahren der letzte Schrei war, entspricht längst nicht mehr den heutigen Ansprüchen. Bachmann will sie verändern, doch das mache erst Sinn, wenn die Stadt Kitzingen die Kaiserstraße umgebaut hat. Geplant ist das schon seit längerem, der Startpunkt steht allerdings immer noch nicht fest.
Gute-Laune-Garantie
Nur wenige Meter von Otto entfernt, am Königsplatz, hat Barbara Binner ihr Geschäft. Das „Wichtelreich“ ist klein, aber fein. Ein Spielwarenhandel, der das Herz des Besuchers höher schlagen lässt – und das der Besitzerin. Angefangen hat Barbara Binner als Mitarbeiterin im „Wichtelreich“, das damals hauptsächlich Second-Hand-Mode und nur einen kleinen Teil Spielsachen anbot. Als die Besitzerin verkaufte, übernahm Binner – und stellte das Sortiment um. „Spielsachen sind meine Sache“, sagt sie mit strahlenden Augen. „Es gibt nichts Schöneres als Spielwarenläden. Und ich habe nur Kunden mit guter Laune.“ Die Oma, die ein Geschenk für den Enkel sucht, die Freundin, die Mutter, der Onkel.... beim Gedanken daran, womit man Kindern eine Freude machen kann, steigt die eigene Laune automatisch. „Und es wird auch viel für Erwachsene gekauft oder die Kunden nehmen sich selbst etwas mit.“
Sich eine Nische zu suchen, hält Barbara Binner für wichtig, um im Einzelhandel zu bestehen. Etwas zu bieten, was andere nicht haben, was man nicht im Supermarkt oder im Discounter bekommt. Da spielt das Sortiment eine Rolle und auch die Beratung. Wer bei Binner einkauft, der kann stöbern und sich umsehen, der darf die Sachen anfassen, nachfragen, bekommt Antwort auf alle seine Fragen. Wenn ein Geschäft funktionieren soll, egal ob übernommen oder neu gegründet, muss man rechnen können, sagt sie, „auch langfristig“. Und man muss bereit sein, viel Zeit und Arbeit zu investieren, denn mit einer 40-Stunden-Woche sei es nicht getan. Vor allem aber rät sie eines: „Man muss mit dem Herzen dabei sein. Dann hat man auch viel Spaß.“