Was missfällt Ihnen am öffentlichen Verkehr?
Paul: Wir haben keinen innerstädtischen ÖPNV, die Stadtteile sind schlecht angebunden. Ein Bus mit einer Hopp-on-Hopp-off-Möglichkeit durch Kitzingen schwebt mir vor. Die Bürger können ihn per App vor ihre Haustür lotsen. Gleichzeitig brauchen wir Parkplätze in der Innenstadt. Warum nutzen wir den Parkplatz am Landratsamt nicht besser? Zwei oder drei Geschosse und die Parkproblematik hätte sich gelöst.
Klingt nach einem teuren Unterfangen.
Paul: Manchmal müssen wir Geld in die Hand nehmen, um ein Problem zu lösen.
Was ist in den letzten zwölf Jahren versäumt worden?
Paul: Einiges. Neben den genannten Punkten fehlen mir die intensiven Kontakte zu den Unternehmern vor Ort. Als OB muss ich mindestens drei- bis viermal pro Jahr im direkten Gespräch mit Unternehmern sein. Ich würde auch einen Jugend-Stadtrat wieder ins Leben rufen. Insgesamt mangelt es an Kommunikation und Transparenz, sowohl innerhalb der Verwaltung als auch nach außen. Ich bin beispielsweise für Live-Übertragungen aus dem Stadtrat.
Welche Vision haben sie für Kitzingen im Jahr 2030?
Paul: In den neuen Baugebieten sind 2030 umweltverträgliche Auflagen umgesetzt worden. Wir heizen mit Erdwärme und es gibt Photovoltaik auf den Dächern. Mit den regionalen Energieversorgern haben wir weitere umsetzbare Möglichkeiten erörtert. Es gibt genug bezahlbaren Wohnraum auch für junge Familien. Die Innenstadt ist verkehrsberuhigt, begrünt und attraktiv. So wünsche ich mir Kitzingen im Jahr 2030.
Sie sind zum Zeitpunkt der Wahl 62 Jahre alt. Nach jetzigem Stand scheidet damit eine zweite Periode aus. Was können Sie in sechs Jahren bewegen?
Paul: Vieles. Langfristige Projekte können in die Wege geleitet und mit ihrer Verwirklichung begonnen werden. Es kommt nicht darauf an, wie lange man Oberbürgermeister ist, sondern darauf, wie effizient man arbeitet. Außerdem laufen Bestrebungen, die Altersgrenze in Bayern zu verlängern oder ganz abzuschaffen. In anderen Bundesländern ist das schon der Fall.
Wie wollen Sie die Bürger in die politischen Entscheidungen einbeziehen?
Paul: Indem ich sie zunächst mal informiere. Wir können die Bürger nicht bei jeder Entscheidung einbeziehen, aber bei weitreichenden Projekten, wie einem Konzept für die Innenstadt oder der Frage, wie wir einen Klimapakt für Kitzingen schaffen, sollten wir die Menschen mitnehmen. Das heißt für mich: Mit Fachleuten und dem Stadtrat Vorschläge entwickeln und diese in Workshops mit den Bürgern vertiefen.
Braucht Kitzingen ein Staatsarchiv?
Paul: Das Thema ist für mich durch. Architektonisch hätte ich mir etwas anderes gewünscht, ein bisschen mehr Wagemut. Ich hoffe, dass dieser Ort dennoch ein Anziehungspunkt wird. Immerhin entstehen dort notwendige Parkflächen.
Braucht es ein Stadtmuseum?
Paul: Auf jeden Fall. Wir müssen aber genau definieren, was dort zu sehen sein soll.
Was denn?
Paul: Auf keinen Fall ein Sammelsurium. Ein Stadtmuseum soll die Geschichte der Stadt repräsentieren, einen pädagogischen Ansatz haben. Schulklassen sollen angezogen werden. Mit wechselnden Ausstellungen, wie beispielsweise in der Vergangenheit der Glauber-Ausstellung oder der Ausstellung der Paul-Eber-Bibel, kann kann man viele Gäste anlocken.
Braucht es eine Vinothek?
Paul: Sicher. Kitzingen firmiert ja als Weinhandelsstadt. Dieses Pfund müssen wir viel mehr ausspielen.
Braucht Kitzingen Wachstum?
Paul: Mehr Einwohner und mehr Unternehmen bedeuten auch mehr Steuereinnahmen. Mit mehr Geld kann die Stadt auch mehr leisten. Wachsen ist mir lieber als schrumpfen.
Welches Ergebnis erhoffen Sie sich am 15. März?
Paul: Ich bin angetreten, um zu gewinnen.